Mit 91 Jahren verstarb der langjährige Arbeitsdirektor von Hoesch
Trauer um Dr. Alfred Heese
Dortmund trauert um Dr. Alfred Heese. Der gebürtige Dortmunder und langjährige Arbeitsdirektor von Hoesch verstarb am 4. Februar im Alter von 91 Jahren.
„Die Ausgestaltung der Montanmitbestimmung bestimmte Alfred Heeses berufliches Wirken. Die Hoeschianer hatten in Heese einen Arbeitsdirektor, der sich mit ganzer Tatkraft für sie einsetzte und auch in den Krisen- und Fusionszeiten dafür kämpfte, betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden“, so Oberbürgermeister Thomas Westphal. „Der Stahlstandort Dortmund hat Alfred Heese viel zu verdanken.“
Großer Einsatz fürs Hoesch-Museum
Alfred Heese wurde am 2. Juli 1929 in Dortmund geboren, wo er auch das Helmholtz-Gymnasium besuchte. Heese studierte Volkswirtschaft in Mainz und Münster. 1956 wurde er Assistent des Arbeitsdirektors der Hüttenwerke Oberhausen AG und dort anschließend Personalchef. 1973 wechselte er als Arbeitsdirektor zur Rheinstahl Hüttenwerke AG in Hattingen. Von 1978 an wirkte Heese als Arbeitsdirektor bei Hoesch – zunächst in der Stahl-Sparte, zehn Jahre später im Gesamtkonzern und auch noch nach der Übernahme durch die Fried. Krupp AG.
1994 schied Alfred Heese aus dem Unternehmen aus.
Dortmundern ist Alfred Heese auch durch seinen nimmermüden Einsatz für das Hoesch-Museum bekannt geworden. Heese war Ehrenvorsitzender der Freunde des Hoesch Museum e.V..
Museumfreunde trauern
Die Freunde des Hoesch-Museums e.V. (FDHM) trauern um ihren Ehrenvorsitzenden Dr. Alfred Heese: "Ohne seine Initiative, sein Engagement und seine ausgleichende Persönlichkeit gäbe es das Hoesch-Museum nicht. Seit Januar 2000 verfolgte der letzte Arbeitsdirektor der Firma Hoesch in seinem Ruhestand unablässig das Ziel, 160 Jahre Stahlzeit in Dortmund mit all seinen Auswirkungen zu präsentieren. Nicht die rückwärtsgerichtete Sicht auf die „verlorene Stahlbasis, sondern die Verdeutlichung notwendiger Veränderungen“ sollten laut des von ihm mitverfassten Memorandums der Kern des neuen, anderen Industriemuseums werden. Mit seiner unermüdlichen und verbindenden Art holte er alle wichtigen Akteure in einen „Arbeitskreis Hoesch-Museum“, in dem die Stadt Dortmund, thyssenkrupp, das Westfälische Wirtschaftsarchiv und vor allem aktive und ehemalige Hoeschianer vertreten waren.
Unermüdlich Förderung aquiriert
Nach Gründung des Trägervereins FDHM – dessen erster Vorsitzender er folgerichtig war – und der unermüdlichen Akquise von Fördergeldern konnte Dr. Heese am 23. Oktober 2005 zusammen mit dem damaligen Oberbürgermeister Dr. Gerhard Langemeyer das Brammentor des Hoesch-Museums für Gäste öffnen. Er begleitete die Arbeit unseres Hauses bis fast zuletzt konstruktiv und warmherzig.
Alfred Heese, am 2. Juli 1929 als ältestes Kind einer Scharnhorster Bergarbeiterfamilie geboren, wurde geprägt durch das sozialdemokratisch-gewerkschaftliche Milieu und einen aufrechten Vater, der dem Sohn den Besuch des Helmholtz-Gymnasiums und damit das Abitur ermöglichte. Nach dem Studium der Volkswirtschaftslehre in Mainz und Münster mit abschließender Promotion wurde er 1956 Assistent des Arbeitsdirektors der Hüttenwerke Oberhausen AG und dort neun Jahre später Personalchef.
1988 Arbeitsdirektor des Gesamtkonzerns
1973 wechselte er als Arbeitsdirektor zur Rheinstahl Hüttenwerke AG in Hattingen und ging in gleicher Funktion 1978 zur Hoesch Stahl AG. 1988 wurde er zum Arbeitsdirektor des gesamten Konzerns berufen und blieb es auch nach der Übernahme der Hoesch AG durch die Fried. Krupp AG. 1994 schied er aus dem Unternehmen aus.
Die „streitige Kooperation“ aller Akteure eines Betriebs war ihm stets ein Anliegen. Nur so konnte man bei allen Unterschieden zu einer Zusammenarbeit im Interesse eines wirtschaftlich soliden und zugleich sozial verpflichteten Unternehmens kommen. Dr. Alfred Heese lebte mit seiner Arbeit die Montanmitbestimmung und versuchte in diesem Sinne, die Beschäftigen an der Gestaltung ihrer Arbeitsbedingungen zu beteiligen und unvermeidbare Produktionseinschränkungen durch Maßnahmen wie Kurzarbeit oder Frühverrentung sozialverträglich zu flankieren. Die Hochzeit der Stahlkrise mit ihren Fusionen und Stilllegungen verfolgte er stetig eine Personal- und Sozialpolitik, die betriebsbedingte Kündigungen ausschloss.
"Humanisierung der Arbeit"
Seine berufliche Verantwortung sah er auch darin, sich konsequent inhaltlich weiterzuentwickeln. Er war Mitbegründer der Arbeitsgemeinschaft „Engere Mitarbeiter der Arbeitsdirektoren in der Eisen- und Stahlindustrie“, brachte das Förderprogramm „Humanisierung der Arbeit“ der Bundesregierung auf die Westfalenhütte und stand im engen Austausch mit der Sozialforschungsstelle Dortmund. Auch im Ruhestand engagierte er sich politisch, sozial und kulturell für und in der Stadt, sei es im Förderkreis Eisengießerbrunnen, in der Gesellschaft zur Förderung der Sozialwissenschaften, in der Sozialakademie, im Verein ZWAR und natürlich für sein Hoesch-Museum. Seiner Frau Annegret verdankte er nicht nur drei Töchter und einen Sohn, sondern auch eine Familienorganisation, die ihm dieses lebenslange öffentliche Engagement ermöglichte.
Alle Freundinnen und Freunde des Hoesch-Museums werden Herrn Dr. Heese in dankbarer Erinnerung behalten und ihm ein ehrendes Andenken bewahren."
Autor:Antje Geiß aus Dortmund-City |
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