"face to face" geht in Dortmund zu den Menschen, von denen sich viele abwenden
Junge Initiative hilft Obdachlosen
Die junge Initiative face2face verteilen seit Ausbruch der Corona-Pandemie im März mit Herz und Engagement, Essen, Getränke und weitere Produkte des täglichen Bedarfs auf den Straßen der Innenstadt an Dortmunder ohne Obdach. Die jungen Helfer führen Gespräche und hören zu, was die Menschen, die auf der Straße leben, zu sagen haben.
Sie beobachteten, dass Beamte von Polizei und Ordnungsamt vermehrt in der City unterwegs waren, um Kontrollen zur Durchsetzung der Coronaschutz-Verordnungen durchzuführen. Problematisch fanden die jungen Helfer dabei, dass auf die besondere Situation der Obdach- und Wohnungslosen kaum Rücksicht genommen werde.
Strafen erscheinen unangemessen
"Sie müssen die Strafgelder von bis zu 60 € bezahlen, obwohl die Straße ihr Zuhause ist. Auch wenn sie nur mal einen Kaffee trinken oder eine Zigarette rauchen wollen und die Maske nur kurz abnehmen", erzählen die jungen Engagierten von Touren mit Hilfsmitteln. Sie wissen: Ein Ausweichen auf Orte, an denen die Maskenpflicht nicht gilt, ist kaum eine Lösung für diese Menschen, da sie auf stark frequentierte Orte zur Sicherung ihres Einkommens – das Betteln – angewiesen sind. Abgesehen davon, dass die Betroffenen die Strafen in aller Regel nicht zahlen können, seien sie nicht selten weiteren Sanktionen, wie im Extremfall einer Gefängnisstrafe, ausgesetzt.
Notfall-Angebote dezentral und unbekannt
Das Leid, das erfährt die face2face-Initiavite, habe im Winter mit Corona nochmal zugenommen. Hilfsangebote wurden weitgehend zurück gefahren. "Es gibt im Winter zu wenig warme niedrigschwellige Schlafmöglichkeiten insbesondere für Menschen ohne oder den richtigen Pass. Auch die sozialen Kontakte sind sehr eingeschränkt. Die Kälte ist auf der Straße lebensbedrohlich", berichten die Helfer. Zwar habe die Stadt weitere Notfall-Angebote geschaffen, doch die seien nicht zentral gelegen, kaum jemand auf der Straße wisse davon.
Eine dringende Bitte der jungen Helfer, wie auch anderer Wohnungslosen-Initiativen wurde vom Rat aufgegriffen. Er entschied mehrheitlich, dass sich die Stadt an Übernachtungskonzepten in Hotels im Winter beteilige, um Menschen vorm Erfrieren zu bewahren. Bislang wurden wenige Plätze in einem Hotel vom Verein Gast-Haus durch Spenden finanziert, um besonders bedrohte Wohnungslose über Nacht unterzubringen.
Maskenpflicht nur in der Fußgängerzone
Vereinheitlicht wurde in Dortmund jetzt die Maskenpflicht angesichts des sinkenden Inzidenzwertes. "Die neue Coronaschutz-Verordnung gilt eine Woche, die Allgemeinverfügung haben wir um eine Woche verlängert", sagt Ordnungsdezernent Norbert Dahmen. "Wir haben von 9 bis 20 Uhr die Maskenpflicht vereinheitlicht und beschränken uns im Wallring nur auf die Fußgängerzonenbereiche", erklärt er die neue Regelung. Und er stellt klar: Die Maskenpflicht gilt jetzt nur noch für Fußgängerzonen, für Mischverkehrsflächen, wie die Silberstraße nicht. Denn es brauche eine klare Abgrenzung. Wer etwas an einem Imbiss kaufe und verzehren wolle, müsse sowieso 50 Meter weiter gehen. Nun könne auch abseits der Einkaufsstraße die Maske abgesetzt und gegessen werden.
Bürokratie als Hürde
An Wohnraum zu kommen, sei für Obdachlose nach den Erfahrungen der jungen Helfer mit hohen, bürokratischen Hürden verbunden. Zwar sei Dortmund, im Vergleich zu manchen anderen Städten, zum Teil vergleichsweise besser aufgestellt, was das Hilfenetz angeht. Doch das reiche noch lange nicht. "Unsere Gruppe freiwilliger, solidarischer, unbürokratischer Unterstützung für die Abgehängten der Gesellschaft wächst in Dortmund derzeit", berichtet die face2face-Gruppe. Und sie wollen sich das Leid der Menschen, zu denen sie nun Beziehungen aufgebaut haben, nicht länger mit ansehen. "Kooperieren Sie mit uns und den anderen Trägern der Obdach- und Wohnungslosenhilfe. Machen Sie Dortmund zu einer Vorreiterin einer sozial integrierten Stadt ohne Ausgrenzung und Stigmatisierung", appellieren sie an Politiker und Verwaltung, "hierdurch könnten Sie nicht nur viel Leid verhindern, sondern auch den sozialen Kitt in unserer Stadt nachhaltig stärken."
Autor:Lokalkompass Dortmund-City aus Dortmund-City |
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