Flüchtlingshilfe, VfR Sölde, Gemeinden und Nicole Ausbüttel engagieren sich vorbildlich
Integrationspreis für Vereine und Gemeinden
Drei Vereine und eine Dortmunderin zeichnete das Kommunale Integrationszentrum mit dem Integrationsrat der Stadt mit dem Integrationspreis aus, da sie sich besonders um die Förderung des Zusammenlebens zwischen Einheimischen und Zugewanderten verdient gemacht haben. Der erste Preis ging an die Osman Gazi Moschee Huckarde, Jüdische Kultusgemeinde und die Ev. Lydia-Gemeinde für das gemeinsame Theaterprojekt "Weißt du wer ich bin?". Der 2. Preis geht an den engagierten Verein Flüchtlingshilfe Aplerbeck und der dritte Preis an den VfR Sölde, der vorbildlich Integration und Inklusion durch Sport fördert.
Den Ehrenpreis erhielt Nicole Ausbüttels, da sie sich ehrenamtlich in besonderem Maß für Integration engagiert hat. Sie lebt und liebt die Nordstadt und ihre Vielfalt. Im Unternehmen der Apothekerin und bei ihren Mitarbeitern wird die interkulturelle Ausrichtung wie Mehrsprachigkeit als Chance begriffen. Sie engagiert sich als 1. Vorsitzende in der IG Münsterstraße und unterstützt seit Jahren das Münsterstraßenfest des Integrationsrates. Damit ist sie und ihr Unternehmen ein wunderbares Beispiel für „Corporate Social Responsibility“ mit dem Fokus Integration.
Ausgezeichnet und gewürdigt wurden engagierte Vereine, Organisationen oder Institutionen für Beispiel gebende, außergewöhnliche Integrationsarbeit, die das Zusammenleben von Einheimischen und Zugewanderten nachhaltig fördert. Die Schwerpunkte der sich bewerbenden Projekte und Maßnahmen sollten- gemäß den vorrangigen Handlungsfeldern der städtischen Integrationsarbeit- in den Bereichen Bildung, Arbeit und Unternehmen, Soziale Balance in den Stadtbezirken sowie Weltoffene/Internationale Stadt liegen.
Eine Fachjury hat unter insgesamt 29 innovativen Bewerbungen ihre Entscheidung getroffen. Dank einer Spende der Sparkasse Dortmund erwarteten dabei Platz eins, 5.000 Euro Preisgeld, Platz zwei und drei sind mit 3.000 Euro bzw. 2.000 Euro dotiert. In welcher Vielfalt sich die Projekte präsentieren kann auch auf Dortmund nachgelesen werden. Denn dort sind alle Bewerbungen noch einmal hinterlegt.
Das Theaterprojekt "Weißt du wer ich bin?" der Osman Gazi Moschee Huckarde, der Jüdischen Kultusgemeinde Groß-Dortmund, und der ev. Lydia-Gemeinde hob die Jury auf den 1. Platz. Denn es ist ein theaterpädagogischer Prozess mit sieben Dortmundern verschiedener Religionen, an dessen Ende ein Theaterstück steht, welches vor einem bunt gemischten Publikum aufgeführt wird. Aufführungsorte sind die drei Gemeinden, andere Gemeinden und Kulturzentren und Theater. Die Zuschauer werden so in den Prozess eingebunden und können ihn mit- und weitergehen. Die Darsteller machten sich auf die Suche, was alle verbindet, aber auch was anders ist.Im Anschluss an jede Vorstellung gibt es ein Publikumsgespräch. "Wir denken, dass die Gesellschaft von dem Input der verschiedenen Religionen profitieren kann. Wir denken, dass eine offene Gesellschaft von den verschiedenen Perspektiven profitieren kann, die aus verschiedenen Weltanschauungen und verschiedenen Religionen resultieren. Wir wünschen uns, dass in der Gesellschaft Ängste und Vorurteile gerade gegenüber der jüdischen Religion und gegenüber dem Islam abgebaut werden", sind sich die Projektteilnehmer einig. "Wir möchten die Gemeinsamkeiten der drei Schriftreligionen ins Bewusstsein rücken. Wir möchten darauf hinwirken, dass sich Vertreter aller Religionen in der Gesellschaft angstfrei bewegen können. Wir halten es für wichtig, dass wir uns als Vertreter der jeweiligen Religion auch über Theaterarbeit unserer Position in der Gesellschaft und in der Welt selbst vergewissern. Wir sind der festen Überzeugung, dass Theater ein sehr gutes Mittel ist, um diese Prozesse anzustoßen."
Der 2. Preis geht an den Verein Flüchtlingshilfe Aplerbeck, der vor vier Jahren gegründet wurde. Unter verschiedenen Schwerpunkten halfen Mitglieder Geflüchteten, die bis Mitte 2016 nach Deutschland kamen und in der Turnhalle im Schulzentrum Aplerbeck und in den Traglufthallen an der B1 lebten. Sie übernahmen Patenschaften, organisierten Deutschkurse für Frauen mit Kinderbetreuung, halfen bei Behördengängen, halfen auch eine Schule für die Kinder und Kindergarten suchen und auch bei der Wohnungssuche. Sie unterstützten beim Lernen für die Integrationskurse und mieteten für ihre Projekte Räume in der Jugendfreizeitstätte an der Schweizer Allee an.
Nach Anmietung von Räumen eines leerstehenden Lebensmittel-Ladens in Dortmund-Schüren wurde der „KleiderTreff“ ein Schwerpunkt der Arbeit. KleiderTreff, Fahrrad-Werkstatt und Möbel-Börse funktionieren nur gemeinsam: Alt-Dortmunder und Neu-Dortmunder packen gemeinsam an, helfen, wo sie ihren Fähigkeiten und Möglichkeiten entsprechend können.
Nachdem die Menschen nach und nach in ihre eigenen Wohnungen zogen, die Kinder in Schulen und Kindergärten gingen und die Erwachsenen ihre Integrationskurse besuchten, wurden in Gesprächen immer mal wieder Fragen und Wünsche geäußert: Wie lebt ihr? Was macht Ihr in eurer Freizeit? Wie und wo macht ihr Urlaub? Wie war das bei euch nach dem Krieg? Usw. Diese Fragen gingen über die Möglichkeiten des Cafés im KleiderTreff hinaus und so gab es einmal monatlich ein Café Miteinander. Deshalb organisierte der Verein im Oktober 2017 sein 1. Integrations-Familienseminar für Familien mit und ohne Fluchterfahrung. Rund 60 Menschen fuhren im Bus nach Norddeich und von dort mit dem Schiff ins Seeferienheim auf Juist. Es wurden vier intensive Tage. Die Verständigung zwischen den Familien mit und ohne Fluchterfahrung ging anfangs mit Händen und Füßen und evtl. auch mit englisch.
Aber ganz schnell, und das war der Plan, wurde deutsch gesprochen. Voller neuer Eindrücke kehrten alle wieder zurück nach Dortmund und begrüßten sich von nun an mit „Moin!“ Alle sagten, dass sie so eine Fahrt gerne noch einmal machen möchten. Deshalb gab es ein Jahr später eine Fahrt nach Hattingen, um sich mit den Grundrechten und dem Grundgesetz in Deutschland zu beschäftigen. Hier gab es auch für die Deutschen einige spannende Erkenntnisse. Diese gemeinsamen Tage waren die Grundlage für viele weitere gemeinsame Feiern, Aktivitäten und Ausflüge im Laufe des Jahres. Die geflüchteten Menschen aus Syrien, Irak, Iran und weiteren Kriegsgebieten, die von Beginn nach Dortmund kamen, etwa 80 bis 100 Menschen, leben inzwischen im ganzen Stadtgebiet verteilt von Wickede bis Westerfilde. Die meisten gehen arbeiten und manche haben ein Auto. Sie kommen aber weiter nach Aplerbeck. Nach den Erfahrungen der bisherigen zwei Familien-Integrationsseminare wird Partizipation und Mitbestimmung eingefordert und gefördert. So sind im aktuellen Familien-Integrationsseminar auch vier Geflüchtete und drei Deutsche im Organisationsteam.
Der 3. Platz des Integrationspreises ging an den VfR Sölde 1922 für seine vorbildliche Integration und Inklusion durch Sport. Der Verein hat sich nach intensiver Schulung vom LSB zu einem der bestorganisierten Amateurvereine entwickelt. Dies bedeutet Projekte anzuschieben, die das Vereinsbild prägen. Der VfR Sölde ist seit sieben Jahren DOSB Landesstützpunkt für Integration und Inklusion durch Sport.
Gefördert werden Mitglieder mit Migrationshintergrund bei der richtigen Schul-und Berufsfindung. Dazu zählt auch, abseits des Trainingsplatzes Ausbildungsplätze in Zusammenarbeit mit der IHK und den 56 Sponsoren zu finden, Der Verein unterstützt Familien bei der Überwindung bürokratischer Hürden, Mitglieder begleiten zu Ämtern, zum Jobcenter, zum Versorgungsamt, zur Kindergeldkasse und auch zu Elternsprechtage.. Der VfR bietet außerdem die Ausbildung zum Übungsleiter an sowie regelmäßige, kostenlose Trainingslager für 40 bis 50 Kinder in den Ferien. Seit Juni 2015 betreut der Verein mit Unterstützung geschulter Pädagogen acht Kinder mit Down-Syndrom und drei Kinder mit Autismus.
Alle Trainer und Betreuer und Flüchtlinge haben an einem Ersthelferlehrgang mit Defibri-Kurs teilgenommen. Außerdem bietet der Verein für alle Altersklassen Fahrten und Ferienfreizeiten an. Großen Anklang finden die Fahrt zu unserem Partnerverein nach Bradford in England. über Ostern fahren die D,C und B Jugend nach Barcelona. Mit Hilfe der Sportschule Kaiserau bildete der Verein sechs afghanische Flüchtlinge zu C-Lizenz-Trainern aus.
Ziel ist es, die Flüchtlinge im offenen Ganztag an Schulen einzusetzen, um Fußball zu lehren. Sieben afghanischen Flüchtlinge arbeiten bereits, fünf Flüchtlinge haben eine Ausbildungsstelle und zwei einen Arbeitsplatz bekommen. Insgesamt hat der Verein Migranten und Flüchtlingen in den letzten Jahren 36 Jobs vermittelt.
Der VfR Sölde sieht sich in Verbindung mit gesellschaftlichen und politischen Akteuren in der Verantwortung, eine Positionierung zur Integration durch und in den Sport zu vertreten. Die Integration von Kindern und Jugendlichen wird durch viele Aspekte geprägt und gefördert. Es geht dabei um Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund, aber auch in sozial benachteiligten Situationen. Der organisierte Sport, wie er durch den VFR Sölde vertreten wird, hat das Potenzial eine integrative Rolle einzunehmen.
Autor:Antje Geiß aus Dortmund-City |
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