200 bis 350 Dortmunder heißt jeden Tag das Gast-Haus willkommen
"Für viele ist es das Zuhause"
Ein junger Mann im abgewetzten Parka reibt sich die kalten Hände und gießt sich heißen Kaffee aus der Kanne ein, zwei Plastiktüten mit Iso-Matte und einem feuchten Schlafsack stehen neben seinem Stuhl. Er greift zu Käsestulle und zur dicken Scheibe Leberwurst. 143.000 Frühstücke hat Werner Lauterborn mit seinen rund 240 ehrenamtlichen Helfern schon im Gast-Haus an der Rheinischen Straße verteilt und es sind immer mehr Wohnungslose, die zum Frühstück der Obdachlosen-Initiative kommen.
"200 Anfang des Monats, am Monatsende rund 350", schätzt der Vereinsvorsitzende Werner Lauterborn. Auch an diesem Morgen, als sich Sozialminister Karl-Josef Laumann mit an den Frühstückstisch setzt, ist es rappelvoll. Eine junge Frau mit Brötchentüten ist sofort umringt. Panisch durchwühlt ein Mann seine Tasche: "Wo ist meine BVB-Jacke?", ruft er. "Die hängt über der Heizung. Die war nass", beruhigt ihn ein anderer auf dem Weg nach draußen wieder in die Kälte. "Bei 50 Plätzen hier muss man Akrobatik betreiben", meint der Gast-Haus Gründer während sich Menschen mit Rucksäcken und Taschen an ihm vorbei schieben.
Verein lebt von Spenden
"Wir kommen schlecht über die Runden, weil wir auf Spenden angewiesen sind. Das ist ein großes Problem", sagt Lauterborn. Auch, dass die Angebote im Gast-Haus trotz der vielen freiwilligen Helfer rund 600.000 Euro im Jahr kosten. Der Minister ist heute da, weil aus Landesmitteln medizinische Geräte für die ärztliche Hilfe und medizinische Betreuung angeschafft werden konnten.
Seit 15 Jahren haben Spender den Verein immer wieder über die Runden gebracht. "Von der Stadt wünschen wir uns Akzeptanz, mindestens einen Sozialarbeiter und finanzielle Unterstützung", so Lauterborn.
Menschen willkommen heißen
Und er erzählt von einem Mitarbeiter, der früher auf der Straße gelebt habe und jeden Tag aus Hörde zu Fuß kam. Die Helfer im Gast-Haus besorgten ihm eine Wohnung und ein Ticket und "heute arbeitet er jeden Tag im Gast-Haus. Ein ganz toller Typ", fügt der Vorsitzende hinzu. Viele hier verabschieden sich persönlich von ihm. "Es sind viele Leute, für die es das Zuhause geworden ist", blickt Werner Lauterborn ihnen nach. Denn sie haben kein anderes. Hier im roten Eckhaus treffen sie Freunde. "Sie brauchen es", meint er. Ihm selbst sei das Wichtigste, diesen Menschen zu zeigen, dass sie willkommen seien.
Autor:Antje Geiß aus Dortmund-City |
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