Hilfe gegen Antisemitismus: Neue Servicestelle ADIRA in Dortmund unterstützt Betroffene
Antisemitismus wird oft verharmlost
ADIRA heißt eine neue Servicestelle für Antidiskriminierungsarbeit in Trägerschaft der Jüdischen Gemeinde Dortmund, die jetzt vorgestellt wurde, aber schon seit Oktober als Beratungsstelle bei Fällen von antisemitischer Diskriminierung hilft.
Ein Team aus drei Beratenden, Anna Ben-Shlomo, Micha Neumann und Johanna Lauke, hilft Betroffenen, sich gegen Diskriminierung zu Wehr zu setzen. Von Dortmund aus ist ADIRA für die Region Westfalen-Lippe zuständig, gefördert vom NRW-Ministerium im Rahmen des Programms der Integrationsagenturen.
Unterstützung bei Vorfällen
“Ich halte die Einrichtung der Beratungsstelle gerade hier, in unserer Gemeinde, für eine folgerichtige Entscheidung und hoffe, dass hierdurch die oft bei den Betroffenen vorhandene Hemmschwelle sinken wird, Hilfe und Unterstützung bei antisemitischen Vorfällen in Anspruch zu nehmen”, befürwortet Zwi Rappoport, Vorstand der jüdischen Gemeinde Dortmund, die Arbeit von ADIRA.
Der Name ist Programm: ADIRA steht für "Antidiskriminierungsberatung und Intervention bei Antisemitismus und Rassismus” und ist gleichzeitig ein hebräischer weiblicher Vorname, der mit Stärke oder Macht übersetzt werden kann. Denn um Stärkung und Ermächtigung der Betroffenen von Antisemitismus geht es in der Arbeit der Servicestelle.
Problem äußert sich vielfältig
Mit ihrem professionellen Unterstützungsangebot ist ADIRA ansprechbar für Betroffene, ihre Angehörigen, Zeugen von Diskriminierung sowie Institutionen. Auch bei weiteren Formen von Diskriminierung hilft ADIRA. Denn Antisemitismus ist nach wie vor ein virulentes Problem, das sich auf vielfältige Weise äußert und für Jüdinnen und Juden alltagsprägend ist. Daher brauche es professionelle Anlaufstellen für Betroffene, die in diesen Fällen beraten und unterstützen können.
Diskriminierung erfahren
Die Beratung orientiert sich an den Wünschen und Zielen der Ratsuchenden und positioniert sich auf deren Seite. “Die Möglichkeit, in einem geschützten Rahmen aussprechen zu können, was passiert ist, ohne dass die eigene Wahrnehmung angezweifelt wird, ist besonders wichtig für Menschen, die Diskriminierung erfahren”, erklärt Micha Neumann. Das Angebot kann aus psychosozialer Unterstützung, Beratung im Sinne des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes, aber auch Information und Begleitung bei rechtlichen Schritten, bis hin zu gemeinsamen Interventionen gegen die diskriminierende Seite bestehen.
Antisemitismus wird oft verharmlost
Neben der Beratung bietet ADIRA Bildungsarbeit in Form von Workshops, Fortbildungen oder Fachvorträgen an, um damit auch präventiv zu wirken. Anna Ben-Shlomo führt aus: “Antisemitismus wird oft nicht erkannt oder verharmlost, daher ist es wichtig, durch Wissensvermittlung zu sensibilisieren. So schärfen wir die Wahrnehmung für das Problem und machen auf die Erfahrungen Betroffener aufmerksam”. Zudem sammelt die Stelle über ein Formular auf der Website Meldungen über Vorfälle. In der Beratung, ebenso wie beim Melden eines Vorfalls, ist es nicht relevant, ob eine Straftat vorliegt. Beleidigungen im privaten Umfeld oder antisemitische Sprüche auf der Straße nimmt ADIRA genauso entgegen, wie Sachbeschädigungen oder Bedrohungen.
Online Beratern Fälle melden
Auch in der Netzwerkarbeit ist ADIRA bereits vielfältig aktiv. Die Pandemie hat den Austausch mit Partnern und Anlaufstellen zwar erschwert, aber inzwischen ist die Servicestelle gut in die Strukturen in Dortmund und Umgebung eingegliedert. “Als Beratungsstelle möchten wir Kooperation und Wissensaustausch fördern und Ressourcen sowie Fachexpertise zur Verfügung stellen, um den Kampf gegen Antisemitismus weiter zu stärken”, betont Johanna Lauke.
Betroffen können sich an ADIRA wenden: ADIRA, kontakt@adira-nrw.de, Tel: 55747251.
Autor:Antje Geiß aus Dortmund-City |
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