26-Jähriger aus Dortmund will Leukämiepatienten helfen
„Ich würde es wieder tun“, sagte Philip Schnitzmeier vor etwa sechs Monaten. Das war nach seiner Stammzellspende. Damals hatte der 26-Jährige aus Dortmund bei der Stefan-Morsch-Stiftung, die seit Jahrzehnten ganz konkrete Hilfe für Leukämie- und Tumorkranke leistet, einem ihm unbekannten Patienten geholfen. Die einzige Chance, um das Leben des Leukämiekranken zu retten war die Transplantation gesunder Stammzellen. Doch nun braucht der Patient wieder Unterstützung. Für Philip Schnitzmeier keine Frage, dass er noch einmal hilft.
Bevor Philip Schnitzmeier als Maschinen- und Anlagenführer bei der Dolezych GmbH & Co. KG arbeitete, einem Unternehmen beispielsweise Drahtseile zur Ladungssicherung für Lkw herstellt, war er bei der Bundeswehrbeschäftigt - als Fernmeldesoldat in der Georg-Friedrich-Kaserne in Fritzlar (Schwalm-Eder-Kreis). Als er dort 2009 Blut spenden will, ist auch die Stefan-Morsch-Stiftung vor Ort. Die Stiftung mit Sitz in Birkenfeld ist die älteste Stammzellspenderdatei Deutschlands. Unter dem Leitmotiv “Hoffen – Helfen – Heilen“ klärt sie seit 1986 über das Thema Stammzellspende auf und wirbt dafür sich als potenzieller Spender registrieren zu lassen. Jedes Jahr erkranken allein in Deutschland etwa 11 000 Menschen an bösartigen Blutkrankheiten wie etwa der Leukämie. Oftmals reicht die Behandlung mit einer Chemotherapie oder Bestrahlung nicht aus. Dann ist die Übertragung gesunder Blutstammzellen die einzige Hoffnung auf Leben. Eine solche Transplantation ist aber nur möglich, wenn sich ein passender Stammzell- bzw. Knochenmarkspender zur Verfügung stellt. Mit jedem neu gewonnen Spender steigen die Chancen, für einen an Leukämie erkrankten Menschen auch einen passenden Spender zu finden.
„Wenn man so jemandem helfen kann, dann lasse ich das gleich mitmachen“, dachte sich der Fan von Borussia Dortmund und ließ sich typisieren. Zuerst wird er genau über die Spende aufgeklärt, füllt einen Fragebogen zu seinem Gesundheitszustand aus und unterschreibt die Einverständniserklärung über die Stammzellspende. Eine kleine Menge Blut, etwa ein Fingerhut voll genügt, um seine Gewebemerkmale, die HLA-Werte, zu untersuchen.
Philip Schnitzmeier ist gelernter Kfz-Mechatroniker. Das ist immer noch sein Hobby: „Ich zerlege gerne Motoren“, erzählt er lachend, „ich bin ein Motorschrauber.“ Aber er fährt auch am liebsten Motorrad.
Im August 2013 bekommt er eine Nachricht der Stefan-Morsch-Stiftung: Schnitzmeier ist der kompatible Spender für einen Patienten. Dann ging alles sehr schnell: Knapp vier Wochen nach dem ersten Anruf findet die Stammzellapherese in der Entnahmeeinheit der Stefan-Morsch-Stiftung statt: Die funktioniert ähnlich wie eine Blutplasmaspende. Nach der Spende erfährt er, dass es sich beim Patienten um einen Mann um die 50 Jahre aus Deutschland handelt. „Man macht sich dann schon ein Bild vom Empfänger. Ich stelle mir vor, dass er Familie hat. Da ist es ein schönes Gefühl, helfen zu können.“
Als Schnitzmeier einige Wochen nach der Spende bei der Stiftung anrief, wollte er gern wissen, wie es dem Patienten geht. „Es würde ihm gut gehen, aber es wären noch Restzellen da. Da hab ich mir schon gedacht, dass ich nochmal kommen muss“, meint er. Tatsächlich wird er noch mal gebraucht. Doch diesmal sollte er nicht mit Stammzellen helfen, sondern mit einer Lymphozytenspende. Um die Krebszellen endgültig zu verdrängen, wird oft noch solch eine Spende benötigt. Lymphozyten gehören zu den Leukozyten, besser bekannt als weiße Blutkörperchen. Sie haben die Aufgabe, Krankheiten abzuwehren, u. a. auch Krebszellen. Als Philip Schnitzmeier vor wenigen Wochen zum zweiten Mal von der Stefan-Morsch-Stiftung kontaktiert wurde, war er gerne bereit dem Patienten nochmal zu helfen: „Wenn ich krank werden würde, würde ich mir auch wünschen, dass für mich jemand da wäre und Stammzellen spendet.“
Im Vergleich zur Stammzellspende ist bei der Lymphozytenspende keine medikamentöse Vorbehandlung nötig. Die Entnahme läuft genauso ab, wie bei der Stammzellspende. Schnitzmeier sagt abschließend: „Die beiden Spenden waren nicht schlimm. Man hat dabei keine Schmerzen, es sind nur zwei Nadelstiche. Schließlich wusste ich: Es geht um ein Menschenleben.“
Die nächsten Typisiserungstermine in Dortmund:
Mittwoch, 1. Oktober, 16 – 19 Uhr, Dortmund, Kath. Pfarrzentrum, Bayrische Straße/Alter Heideweg
Dienstag, 9. Oktober, 16 – 19 Uhr, Dortmund, Kath. Gemeindehaus „Heilig Kreuz“, Jungferntalstraße 49
Montag, 27. Oktober, 16.30 -20 Uhr, Dortmund-Aplerbeck, Pfarrheim, Egbertstraße 15
Antworten auf die häufigsten Fragen rund um das Thema Stammzellspende:
Ab welchem Alter kann man sich typisieren lassen?
Jeder gesunde Erwachsene ab 18 Jahren kann sich als Stammzellspender registrieren lassen. Mit dem Einverständnis der Eltern kann man sich bereits ab 16 Jahren typisieren lassen. Die Eltern sollten dann die Einverständniserklärung mit unterschreiben.
Warum liegt das Typisierungsalter bei der Stefan-Morsch-Stiftung bei 40 Jahren?
Prinzipiell kann sich jeder gesunde Erwachsene zwischen 18 und 60 Jahren registrieren lassen. Das Höchstalter für eine kostenlose Neuaufnahme haben wir für unsere Datei so festgelegt, da wir wissen, dass Spender, die älter als 40 Jahre sind, nicht mehr oder nur noch sehr selten von den Transplantationszentren als Spender angefordert werden. Das liegt unter anderem daran, das sich mit zunehmendem Alter die Zellteilung verlangsamt und die Beschwerden zu nehmen. Deshalb bitten wir, Spender, die älter als 40 Jahre sind, einen Beitrag für die Typisierungskosten zu leisten. Denn als gemeinnützige Organisation finanzieren wir die Registrierungen aus Spendengeldern. Und diese Gelder wollen und müssen wir so verantwortungsvoll wie möglich einsetzen.
Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Patient einen passenden Spender findet?
Die Wahrscheinlichkeit, für einen Patienten einen kompatiblen Stammzellspender zu finden liegt in der Größenordnung von 1 : 10.000 und 1 : 1.000.000 und ist abhängig von den Gewebemerkmalen (HLA-Merkmalen) des Patienten. Je genauer die Übereinstimmung zwischen den Merkmalen dieses DNA-Teilstückes des Spenders und denen des Patienten ist, umso größer sind die Erfolgsaussichten für eine Stammzelltransplantation.
Ich bin bereits typisiert. Soll ich nochmal?
Wer bereits typisiert ist, sollte sich nicht noch einmal registrieren lassen. Egal, wo er registriert ist, die Daten aller Stammzellspenderdateien stehen anonymisiert über das deutsche Zentralregister des ZKRD für weltweite Suchanfragen zur Verfügung. Wer mehrfach registriert ist, würde als Mehrfach-Treffer erscheinen und so zunächst den Eindruck erwecken, es gäbe mehrere Spender zu Auswahl. Letztendlich wäre das eine trügerische Hoffnung. Wer schon typisiert ist, sollte jedoch überlegen, ob die Spenderdatei noch die aktuellen Kontaktdaten hat.
Sollten Sie noch Fragen haben – die Stefan-Morsch-Stiftung ist unter der gebührenfreien Hotline 08 00 - 766 77 24 oder über info@stefan-morsch-stiftung.de erreichbar. Auf der Homepage www.stefan-morsch-stiftung.de oder via Facebook kann man sich ebenfalls informieren.
Die Stefan-Morsch-Stiftung
Die Stefan-Morsch-Stiftung mit Sitz im rheinland-pfälzischen Birkenfeld ist die älteste Stammzellspenderdatei Deutschlands. Unter dem Leitmotiv “Hoffen – Helfen – Heilen“ bietet die gemeinnützige Stiftung seit 1986 Hilfe für Leukämie- und Tumorkranke – in jeder Frage. Leukämie - 11. 000 Mal pro Jahr wird allein in Deutschland diese Diagnose gestellt. Mal ist es ein berühmter Fußballer, mal die Frau eines Arbeitskollegen, mal der Sohn eines Vereinskameraden, mal der Bekannte eines Freundes – es könnte aber auch Ihr Kind, Ihre Frau, Sie selbst treffen.
Hilfe ist oft nur möglich, wenn es Menschen gibt, die sich freiwillig als Stammzellspender und damit als potenzieller Lebensretter für Patienten zur Verfügung stellen. Deshalb werben wir dafür, sich als Stammzellspender registrieren zu lassen. Mit jedem neu gewonnenen Spender erhöht sich die Chance, für einen Patienten einen passenden Stammzellspender zu finden. Nur dann hat die Übertragung von Stammzellen den gewünschten Erfolg, bei Krankheiten, für die es ansonsten keine vergleichbaren Möglichkeiten der Heilung oder des Überlebens gibt. So vermitteln wir täglich Stammzell- oder Knochenmarkspender aus der Spenderdatei als Lebensretter für Patienten weltweit.
Die Stiftung ist Teil eines Netzwerkes, das Menschen über alle Grenzen hinweg das Leben rettet. So sind wir angeschlossen an das Zentrale Knochenmarkspender-Register für die Bundesrepublik Deutschland (ZKRD), in dem alle für die Suche nach einem passenden Spender relevanten Daten aus ganz Deutschland zusammenlaufen und damit weltweit zur Verfügung stehen.
Aufgrund der internationalen Zusammenarbeit kann es sein, dass ein deutscher Patient Stammzellen aus Kanada erhält, oder ein Stammzellspender in Deutschland für einen Erkrankten in Griechenland gefunden wird.
Zudem bringen Vertreter unserer Stiftung über die Stiftung Knochenmark- und Stammzellspende Deutschland (SKD), European Group of Blood an Marror Transplantation (EBMT) und World Marror Donor Association (WMDA) auf nationaler und internationaler Ebene ihre Erfahrungen ein, wenn Experten die neuesten Forschungsergebnisse diskutieren und das weltweite Netzwerk optimieren.
Darüber hinaus hat sich die Stefan-Morsch-Stiftung zum Ziel gesetzt, Patienten und ihren Angehörigen zur Seite zu stehen. Wir helfen bei der Vermittlung von Kliniken oder Ärzten, beraten aber auch den Patienten nach der Transplantation. Die Stiftung gibt im Notfall finanzielle Hilfen. So können ungedeckte Kosten des Patienten, die durch eine Leukämie-Erkrankung entstanden sind und zu einer wirtschaftlichen Notlage geführt haben, übernommen werden.
Autor:Annika Zimmer aus Menden (Sauerland) |
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