„Wir wollen es sauber haben“: Roma-Familie räumt im Brunnenstraßenviertel auf
Roma werfen ihren Abfall einfach aus dem Fenster, ihre Wohnungen sind zugemüllt und verdreckt - dieses Bild ist in den letzten Monaten durch die Medien gegangen. Dass es auch anders geht, zeigt die Familie Rosdas. Mit rund zwanzig Personen sind die Roma vor zehn Monaten aus Rumänien nach Dortmund gekommen.
Jetzt bewohnt die Großfamilie ein ganzes Haus in der Missundestraße. Dort hat sie nicht nur das komplette Treppenhaus mit Teppichboden ausgelegt, sondern auch auf eigene Kosten das Treppenhaus neu gestrichen. Die Wohnungen sind einfach, aber liebevoll eingerichtet, als wir kommen, wischt Margit Rosdas gerade feucht durch. „Es gibt viele kleine Kinder hier, da muss es sauber sein“, erklärt sie. Als Kind ist sie in Deutschland zur Schule gegangen. Auch ihre beiden ältesten Kinder, die elfjährige Suzana und der neunjährige Matei gehen in die Schule.
In der Grundschule Kleine Kielstraße besuchen sie die erste Klasse. „Die Schule ist schön, aber manchmal auch ein bisschen schwierig“, soviel ist von Suzana zu erfahren, die sich viel um ihre beiden kleineren Geschwister und die anderen Kinder im Haus kümmert. Hauptproblem der Familien: Es fehlt an Kindergartenplätzen im Viertel. Zwar ist der kirchliche Kindergarten gleich nebenan, doch der ist komplett belegt.
„Die Familie stammt ursprünglich aus Ungarn und lebte im rumänischen Temeswar. Die Stadt ist wohl im oder nach dem Zweiten Weltkrieg von Ungarn dem rumänischen Gebiet zugeschlagen worden “, erkärt die Nachbarin Edeltraud Pohl. (Temeswar liegt im Banat, die ungarische Grenzstadt Szeged ist ganz in der Nähe. Tatsächlich führte der Friedensvertrag von Trianon im Jahr 1920 zur Teilung des Banats und schlug Temeswar Rumänien zu; d. Red.)
Die umtriebige Hausbesitzerin, die in der Gronaustraße lebt, hat die Neuankömmlinge unter ihre Fittiche genommen: „ Zuerst haben die Frauen nur ein bisschen gelächelt, dann hat man sich gegrüßt.“ Später ist man ins Gespräch gekommen.
So hat Edeltraut Pohl erfahren, woher die Familie kommt, dass sie christliche Wurzeln hat und das Leben in der Großfamilie und deren Zusammenhalt ganz wichtig ist. Als Umgangssprache spricht die Roma-Familie ein Mischmasch aus ungarisch und rumänisch. Margit Rosdas spricht aber auch fließend ungarisch.
Aus dem Kontakt mit der Nachbarin, die sich stark für das Brunnenstraßenviertel einsetzt, wurde die erste große Säuberungsaktion der Roma: Der Bahndamm an der Gronaustraße wurde zu einem großen Teil von der Roma-Familie gesäubert. „Zuerst wollten sie ein bisschen Geld dafür haben, doch ich habe gesagt, dass ich das aus unseren Topf nicht bezahlen kann.“ Schließlich hat die Familie auch ohne Bezahlung zu Pfingsten dort sauber gemacht, hat Müllsäckeweise Abfall, Möbel und Gerümpel zusammengetragen.
„Sie wollen ein ordentliches Umfeld haben“, erklärt Edeltraud Pohl. Auch die Baumscheibe vor dem Wohnhaus
wurde zuerst gesäubert und bepflanzt, mittleweile übernimmt Suzana die Pflege der Pflanzen.
„Das größte Problem ist der Mangel an Betreuung für die kleinen Kinder, auch damit sie deutsch lernen können. Außerdem fehlt es an Deutschkursen für die Mütter“,fasst Edeltraud Pohl die Lage zusammen. „Die Männer sind selbständig als Schrottsammler unterwegs“, ewas anderes wie zum Beispiel eine Anstellung ist scheinbar rechtlich nicht möglich. „Die Stadt müsste etwas tun, den Leuten helfen, Sozialarbeiter schicken oder so etwas“, meint Pohl. „man kann sie doch nicht einfach so allein lassen.“
Nach Dortmund zu kommen, war wohl Zufall, mittlerweile leben aber auch noch andere Familienmitglieder in der Stadt. „Die Entscheidung war gut“ erklärt Margit Rosdas. „Wir wollten sehen, wie das hier ist“. Die Familie will bleiben. So wie sie sich einbringen, zeigt, dass sie sich integrieren wollen. Wenn das gelingen soll, brauchen sie auch die Hilfe der Stadt.
Autor:Lokalkompass Dortmund-City aus Dortmund-City |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.