Vom Soldat zum Tagesvater

Rundum glücklich als Tagesvater: Stefan Ladwig im Bällebad.
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"Die Kindertagespflege ist neben der Tagesbetreuung in Einrichtungen die zweite Säule der Betreuung und Bildung von Kindern in Dortmund. Zur Zeit stehen 2120 Plätze zur Verfügung", das schreibt die Stadt im Internet. In der Regel werden Unter-Dreijährige, die keinen Kita-Platz bekommen haben, oder bei denen die Kita-Zeiten zur Betreuung nicht ausreichen, von einer Tagesmutter betreut.

Die Terminologie zeigt auch schon: Das Berufsfeld ist weiblich. Tagesväter sind selten, ebenso wie Erzieher. Aber wie wird man eigentlich Tagesvater? Stefan Ladwig ist einer.

Im Gespräch hat er dem City-Anzeiger erzählt, wie es dazu kam: "Angefangen hat das eigentlich, als meine Tochter zwei Jahre alt war. Ich hatte viele verschiedene Jobs, war vorher acht Jahre lang Soldat. Mit meinen ursprünglichen Ausbildungen als Bürokaufmann und Fachinformatiker habe ich um 2000 herum keine Arbeit gefunden." Zuletzt arbeitete er in der Systemgastronomie, doch die Arbeitszeiten dort waren mit dem Familienleben einfach nicht vereinbar.

"Ich war arbeitslos und habe überlegt, was kannst du jetzt machen? Im Förderverein der Kita meiner Tochter war ich schon aktiv. Irgendwann kam die Leitung des Fabido-Kindergartens auf mich zu und hat mich gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, Tagesvater zu werden."

Stefan Ladwig konnte sich das vorstellen und machte die Ausbildung. "Der Umgang mit den Kleinen hat mir viel Freude gemacht, das ist eine sehr erfüllende Tätigkeit. Ich habe auch schon schnell Kinder vermittelt bekommen."

Jetzt arbeitet Stefan Ladwig schon im neunten Jahr als Tagesvater. Nach einem Phase, in der er gemeinsam mit einer Kollegin in einer Kleingruppe neun Kinder betreut hat, arbeitet er nun wieder alleine. Fünf Kinder betreut er, sie sind zwischen zwei und zweieinhalb Jahren alt. Und weil die eigene Wohnung dafür langsam zu klein wurde, hat er eigens für die Kinderbetreuung eine Wohnung angemietet.

"Besser geht's eigentlich nicht. Ich bin wieder hier in meinem Viertel, meine Wohnung ist nur ein paar Häuser weiter. Die Wohnung hier ist speziell für die Bedürfnisse der Kinder ausgerichtet." In einem Raum stehen die Kinderbettchen für den Mittagsschlaf, im Spielraum hat er sogar ein Bällebad für die Kleinen eingerichtet. Täglich kocht er für die Kinder, und die meiste Zeit ist er mit ihnen draußen unterwegs:

Mit dem Vierlings-Kinderwagen unterwegs

"Ich habe einen Vierlings-Kinderwagen, mit dem bin ich dann unterwegs." Bis zum nächsten Spielplatz oder Supermarkt kann es schon mal eine Stunde dauern, "aber das macht ja nichts." Die Zusammenarbeit mit den Eltern sieht Ladwig als Erziehungspartnerschaft. "Manchmal entwickelt sich auch eine Art Freundschaft. Die Arbeit als Tagesvater ist nicht vergleichbar mit einer normalen Berufstätigkeit. Man bekommt viel von der anderen Seite zurück." So kann es dann auch kommen, dass Ladwig ein ehemaliges Tageskind in Darmstadt besucht, wo es jetzt wohnt.

Die Chemie muss stimmen

Gibt es Vorbehalte von Eltern gegenüber einem Tagesvater? "Es gibt sicher Eltern, die damit Probleme haben, doch meine Vermittlerin von der Fabido klärt das im Vorfeld." Inzwischen hat Stefan Ladwig eine Warteliste von Kindern, jedes Kind, das er in die Betreuung aufnimmt, besucht er vorher mehrfach. Die Chemie muss eben stimmen.

Tagesvater steuert auf Studium zu

"Als ich angefangen habe, waren noch zwei weitere Männer mit mir im Kurs. Doch die sind mittlerweile weg. So wie ich, ganztags und hauptberuflich, da kenne ich keinen weiteren Mann in Dortmund, der das macht." So zufrieden Stefan Ladwig mit seinem Leben als Tagesvater auch ist, er will sich nochmal neu positionieren: "ich steuere auf ein Studium der Sozialarbeit hin. Ich möchte meine Arbeit noch mit mehr Hintergrundwissen unterfüttern." Zurück in seinen Beruf als Fachinformatiker zu gehen - das ist keine Option für Stefan Ladwig.

Autor:

Lokalkompass Dortmund-City aus Dortmund-City

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