Verschwundene Familien
Überall in der Stadt erinnern kleine glänzende Pflastersteine an Juden, die hier gelebt haben und im Dritten Reich umgebracht worden sind - eine Aktion des Künstlers Gunter Demnig.
200 der "Stolpersteine" erinnern hier bereits an Opfer des Nationalsozialismus. Bis zum Ende des Jahres werden noch 28 weitere hinzukommen.
Im August haben die Konfirmanden der Evangelischen Reinoldi-Gemeinde (Melanchthonbezirk) drei Stolpersteine für das Ehepaar Jakob und Lisa Szymowski und ihre gemeinsame Tochter Maria verlegt.
Der Stellmacher Jacob Szymowski, geboren am 7.2.1895, lebte mit seiner Familie in der Nähe der heutigen Saarlandstr. 25. Dort befand sich auch seine Werkstatt. Mit seiner Frau Lisa (geb. Obergut) hatte er drei Kinder: Dora (geb. 21.7.1921) und Josef (geb. 21.7.1924) durften nach England ausreisen und überlebten soden Holocaust. Maria (geb. 5.3.1923) war geistig behindert. Laut Todesurkunde starb sie am 9.11.1940 an Lungenentzündung nach der Enteignung der Familie und der Einweisung in ein „Judenhaus“ in der Münsterstrasse.
Lisa und Jacob Szymowski wurden1942 nach Riga deportiert. Weitere Lebenszeichen konnten danach nicht ermittelt werden. Sie sind wohl im Ghetto Riga oder einer der unmittelbaren Folgestationen – wie dem KZ Kaiserwald – umgekommen.
Die Evangelische Jugend Dortmund und das Bündnis gegen Rechts gedachten an der Münsterstraße 42 der ermordeten Brüder Hans und Erich Rosenthal. Der geistig behinderte Erich Rosenthal wurde Opfer der nationalsozialistischen Euthanasiemorde.
Das Stadtarchiv Dortmund berichtet: „Zwischen 1939 und September 1941 war er in der Provinzial-Heilanstalt in Aplerbeck untergebracht. Von dort wurde er am 21.9.1940 in die Anstalt Wunstorf überstellt. Nach dem jetzigen Stand der Forschung sind die jüdischen Patienten von Langenhorn und Wunstorf am 23. bzw. 27.9.1940 in Brandenburg mit Gas getötet worden. worden. Für die am 21.9.1940 von Aplerbeck nach Wunstorf überstellten ist als Todesdatum der 27.9.1940 anzunehmen.
Auf Erich Rosenthals Geburtsurkunde ist als Randnotiz vermerkt, dass er am 10.2.1941 in Cholm verstorben sei. Die Todesurkunden wurden in der Berliner Zentrale der sogenannten T4-Aktion ausgestellt. Um
die Morde zu vertuschen wurden in den Urkunden ein nicht existierendes Reichskrankenhaus Cholm als Todesort angegeben und von einem „Standesamt Cholm“ beurkundet. Diese Beurkundung ist als Fälschung anzusehen.“
Hans Rosenthal (geb. 26.8.1908 )wurde 1942 nach Riga deportiert. In dem Riga- Gedenkbuch „Buch der Erinnerung“ wird er in der Totenliste des Dortmund-Transportes aufgeführt.
Weitere Lebenszeichen konnten nach seiner Deportation nicht ermittelt werden. Er ist wohl im Ghetto Riga oder einem Konzentrationslager umgekommen.
An der Bornstraße 113 verlegten die Interaktion e.V. und Pro Dortmund einen Stoplerstein in Erinnerung an die Opfer der Familie Kronenberg. Jakob Kronenberg (geb. 3.3.1882) war Textilkaufmann für Berufsbekleidung und handelte mit Strümpfen, Wäsche und Strickwaren. Sein Geschäft befand sich an der heutigen Bornstrasse 113.
Am 22.3.1923 heiratete er Lina Kroneberg, geb. Weitzenkorn). Sie bezogen eine gemeinsame Wohnung in der Burgholzstrasse. Dort kamn die Tochter Lore (27.6.1924) zur Welt. Im Jahr 1927 zog die Familie in die Bornstrasse 113. Dort wurde der Sohn Hans (14.2.1931) geboren.
1942 wurde die gesamte Familie mit dem Transport X/1 nach Theresienstadt deportiert. Am 9.10.1944 kamen alle Familienmitglieder mit dem Transport Ep nach Auschwitz. Vermutlich wurden sie dort direkt nach der Ankunft ermordet.
Autor:Lokalkompass Dortmund-City aus Dortmund-City |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.