Stadionfest: BVB-Lernzentrum lädt ein
Zum interkulturellen Stadionfest lädt am Sonntag, 5. Juni, von 14 bis 18 Uhr das BVB-Lernzentrum auf die Nordtribüne des Signal-Iduna-Parks ein.
Unter dem Motto "Ein Ball – Eine Welt!" wird auf Initiative des Fanprojektes mit sportlichen Angeboten, Tanz- und Musikbeiträgen auf zwei Bühnen gefeiert. Denn die Begeisterung für Fußball und den BVB verbindet Fans. Dies möchte das Fest im Signal Iduna Park aufgreifen als Zeichen der Willkommenskultur gegenüber Neu-Einwanderern.
Am Sonntag kommt es zur vierten Auflage des interkulturellen Stadionfestes des BVB-Lernzentrums. Unter dem Motto „Ein Ball- Eine Welt“ wird dieser in einer Kooperation von schwarz-gelber Fanszene und Einwanderern veranstaltet und bietet ein vielfältiges sportliches und kulturelles Programm im schönsten Stadion der Welt. Durch die positiven Erfahrungen der bisherigen Partner lassen sich in diesem Jahr neue weitere Gruppen, Vereine und Organisationen, die sich dem Thema "Integration“ widmen in die Veranstaltung einbinden. Schon jetzt ist absehbar, dass 2016 ein neuer Besucherrekord aufgestellt werden kann. Jeder neue Kooperationspartner fügt sich dabei nicht in ein starres Veranstaltungskonzept ein, sondern kann eigene weitere Ideen und Anregungen zur Gestaltung des Tages einbringen. Aufgrund der regen Nachfrage wurde die Veranstaltungsdauer um eine Stunde auf den Zeitraum von 14 Uhr bis 18 Uhr erhöht, um genug Auftrittsmöglichkeiten für anfragende Gruppen bieten zu können. Des Weiteren profitieren die Kooperationspartner von fantypischen Merchandise-Artikeln, die unter dem Motto „Borussia verbindet“ extra für den Tag produziert werden.
Die Veranstaltungsbereiche:
Stadionvorplatz Nordtribüne:
• Kleinfußballfeldanlagen „Streetkick“ für öffentliche Besucher bzw. als Spieltag der
Interkulturellen Nordstadtliga „Bunt kickt gut“
• Trampolinanlage
• Kletterwand / Kistenklettern / Hochseilgarten
Stadionbereich unter der Nordtribüne:
• Bühne 1 mit vielfältigem Kulturprogramm, gestaltet durch die Kooperationspartner
inkl. fortlaufender Moderation
• Weitere niederschwellige Mitmachaktionen wie Jonglage, Zauberei, Artistik unter
Anleitung von ausgebildetem Personal
• Weitere sportliche Aktivitäten wie Street-Run, Ball-Geschwindigkeitsmessanlage,
Kicker, Hüpfburg unter Aufsicht von ausgebildetem Personal
Nordwest-Ecke des Signal- Iduna Parks:
• Bühne 2 mit vielfältigem Kulturprogramm, gestaltet durch die Kooperationspartner
inkl. fortlaufender Moderation
• Interkulturell geprägtes kulinarisches Angebot
• Zugangsmöglichkeit ins Stadion zum atmosphärischen Verweilen
Logenbereich der Nordtribüne des Signal-Iduna-Parks:
• Markt der Möglichkeiten mit interaktiven Beteiligungsmöglichkeiten (u.a.
Dokumentation über fair gehandelte Fußballe sowie Produktion eigener Fußbälle
aus Müll)
• Aktivierende Mitmach-Angebote (Trommeln, Sportliche Angebote, Sprachen)
• Wanderausstellung „Ballarbeit und Migration“: Die Ausstellung "BallArbeit" des
Projekts "Flutlicht" widmet sich gesellschaftlich relevanten Themenfeldern am
Beispiel des Fußballs. In einfacher Sprache werden mit anschaulichen Beispielen
Begriffe wie "Migration", "Integration", "Ausgrenzung & Rassismus",
"Gleichberechtigung", "Konflikte & Mentalität" und "Prävention im Sport"
veranschaulicht.
Workshops in einer Lounge der Nordtribüne:
o 14:30 Uhr: One Ball – One World: Die Geschichte eines Balles, der um die
Welt reist (Andrew Aris / Spirit of Football)
o 15 Uhr: Fanszenen und Migration (Robert Claus / KoFaS)
o 15:30 Uhr: Ein Deutsch-Afghane als Volksheld in der Heimat seiner Eltern -
eine interkulturelle Perspektive! (Mansur Faqiryar / afghanischer
Nationaltorwart)
o 16 Uhr: Die Anti-Diskriminierungsarbeit des BVB (Daniel Lörcher /
Fanbeauftragter)
o 16:30 Uhr: Die Integration von jungen Geflüchteten in Dortmund (Mirza
Demirovic / Jugendamt Stadt Dortmund)
o 17 Uhr: Die Chancen politischer Jugendbildung im Stadion (Holger
Wiewel / Lernort Stadion)
o 17:30 Uhr: Zivilgesellschaftliches Engagement am Borsigplatz (Volker
Pohlüke / Machbarschaft Borsig 11)
Zudem lassen zahlreiche Stadionführungen die Besucher einen Blick hinter die Kulissen des Fußballtempels werfen. Für den jungen und alten Fan steht Vereinsmaskottchen Biene Emma als oft genutztes gemeinschaftliches Fotomotiv zur Verfügung.
Auf eine möglichst barrierefreie Gestaltung der Angebote wird Wert gelegt. Die Moderation der Hauptbühnen wird von sich abwechselnden Gebärdensprachdolmetschern ersetzt. Der Besuch der Veranstaltung und die Nutzung sämtlicher Angebote wird den Besuchern kostenfrei ermöglicht.
Das Stadion als Lernort
Seit 2004 existiert mit dem BVB-Lernzentrum ein Ort für politische Jugendbildung am
Lernort Stadion. Das BVB-Lernzentrum ist eine Initiative des „Fan-Projekts Dortmund
e.V.“ und einer von zwölf bundesweiten Standorten des 2014 gegründeten Vereins
„Lernort Stadion“.
Die Veranstaltung „Ein Ball – Eine Welt“ widmet sich seit 2013 einmal jährlich dem
Thema „Interkulturelle Öffnung“. Die Zahl der Kooperationspartner, Programmpunkte und Besucher konnte von Jahr zu Jahr stets vergrößert werden. Im vergangenen Jahr
erreichte die Besucherzahl mit 4.000 Gästen Ihren vorläufigen Höhepunkt.
Gesellschaftliche Integration als Herausforderung
Aufgrund der aktuellen Situation von Geflüchteten in Deutschland und Europa sind die Themen Flucht, Asyl und gemeinsames Zusammenleben als gesellschaftspolitische Aufgabe von großer Bedeutung. Häufig richtet sich die Ablehnung diffus gegen jegliche Form von Andersartigkeit, wie durch
Hautfarbe oder Religionszugehörigkeit und trifft damit auch Menschen, die mit
ursprünglichem Migrationshintergrund schon mehrere Jahrzehnte in Deutschland ihre (zweite) Heimat gefunden haben. In Dortmund wird diese Ablehnung in besonders aggressiver Vorgehensweise durch Neonazis praktiziert, welche sich öffentlich präsent dem Thema bedienen um Ängste zu schüren.
Integration im Fußball
Während ein vielfältiges Miteinander verschiedener Herkunft und Kulturen in der
Mannschaft des BVB schon seit langem Normalität ist und Spieler “mit
Migrationshintergrund“ es zu Legenden der Fanszene geschafft haben, konnte die
interkulturelle Öffnung in der Fanszene selbst nur unzureichend vollzogen werden. Der Grundstein zum Fandasein wird meist schon im eigenen, herkunftsdeutschen Elternhaus gelegt. Die oft zitierte These von Fußball „als Spiegelbild der Gesellschaft“ gerät in Schieflage, wenn man den Anteil von Migranten in der Dortmunder Bevölkerung mit dem Anteil von Migranten bei Heimspielen des BVB vergleicht. Insbesondere die Bewohner rund um den Borsigplatz, der Geburtsstätte des Ballspielvereins, fühlen sich nur unzureichend durch die Angebote des Vereins angesprochen. Die fortwährende alleinige Fokussierung auf Vereine in der ursprünglich türkischen, russischen oder sonstigen Heimat, kann als Indiz für ein unzureichendes Zugehörigkeitsgefühl zur deutschen Gesellschaft angesehen werden.
Über das BVB-Lernzentrum
Das BVB-Lernzentrum ist ein außerschulisches Bildungsangebot und findet in einer
Räumlichkeit unter der Südtribüne des Signal-Iduna-Parks statt. Die Angebote richten
sich überwiegend an junge Menschen aus gesellschaftlichen Kontexten, die von
klassischen Formaten politischer Bildung oft nicht erreicht werden. Die Teilnehmenden werden unabhängig von ihrer Lebenslage wertgeschätzt und eingebunden. Die Angebote sind auf den Fußball bzw. auf Borussia Dortmund als roter Faden ausgerichtet und trainieren mit aktivierenden Methoden, Themen der politischen Bildung wie Zivilcourage, Interkulturelles Lernen, Antirassismus sowie Inklusion.
Ziele „Ein Ball – eine Welt“
Der Ballspielverein Borussia Dortmund ist großer Sympathieträger und zentrale
Identifikationsmöglichkeit für zahlreiche Menschen aus Dortmund und Umgebung. Die Begeisterung für den Fußball als Volkssport verbindet Menschen in Dortmund über alle ethnischen Grenzen hinweg. Die Umsetzung von Integration im Fußball bei einem so emotionalisierenden Verein wie dem BVB bietet daher das Potenzial den interkulturellen Dialog in Dortmund nachhaltig positiv zu beeinflussen. Mögliche Berührungsängste und Ressentiments verschiedener gesellschaftlicher Milieus können bei „Ein Ball – Eine Welt“
durch gemeinsames Erleben und Handeln abgebaut werden. Gleichzeitig soll mit der
Veranstaltung ein kraftvolles Statement für eine Willkommenskultur gegenüber (Neu-)
Einwanderern gesetzt werden. Dies geschieht bewusst in zeitlicher Nähe zum Aufmarsch der Neonazi-Kampagne „Tag der deutschen Zukunft“ am Samstag, den 4. Juni 2016 in Dortmund.
Zielgruppen
• Geflüchtete aus Erstaufnahmelagern
• Migrantenselbstorganisationen
• Sport- und Kulturvereine
• Schulen und Jugendorganisationen
• Netzwerkpartner der politischen Bildung des BVB-Lernzentrums
• BVB-Fanclubs
• Weiter BVB-Fanbetreuungsinstanzen
Das Fan-Projekt Dortmund zeichnet sich als Veranstalter durch die jahrzehntelange
Erfahrung im Bereich der Antirassismus Arbeit und die zahlreichen Kontakt- und
Vernetzungsmöglichkeiten unter den BVB-Fans aus. Durch die bisherigen
Veranstaltungen von „Ein Ball – Eine Welt“ hat sich ein großes Netzwerk aus
verschiedenen Akteuren der oben genannten Bereiche gebildet, welches stetig wächst. In diesem Jahr wird das bundesweite Integrationsprogramm „Willkommen im Fußball“ mit den jeweiligen Netzwerkpartnern des Standortes Dortmund zum ersten Mal in das Veranstaltungskonzept eingebunden sein.
Autor:Antje Geiß aus Dortmund-City |
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