Neuer Schirmherr für die Tafel
Manfred Kossack tritt als Schirmherr der Tafel die Nachfolge von Dr. Winfried Materna an.
Kann es sich unsere Gesellschaft leisten, täglich Lebensmittel zu vernichten, solange es in unserer Mitte Menschen gibt, die nicht genug zum Leben haben?
Viele halten es für einen Skandal, wenn gute, einwandfreie Lebensmittel, die aus verschiedensten Gründen nicht mehr verkauft werden können, weggeworfen werden. Und sie engagieren sich zum Beispiel in der Dortmunder Tafel: Zurzeit sammeln 469 Ehrenamtliche sowie über 100 AGH-Kräfte, Woche für Woche zwischen 80.000 und 105.000 Kilogramm Lebensmittel bei 174 Lebensmittelhändlern.
Verteilt wird über acht Filialen an aktuell 3841 Kunden und versorgt damit mehr als 13.000 Menschen in der Stadt. „Kunden“ – auf diesen Begriff legt der Vorsitzende des vierköpfigen ehrenamtlichen Vorstandsteams, Dr. Horst Röhr, Wert: „Vielen Menschen fällt es nicht leicht, in die Tafel kommen. Da möchten wir schon mit unserer Sprache sehr achtsam sein“. 14 Prozent der Kunden mit Tafel-Ausweis sind übrigens Alleinerziehende. Für Röhr ist dies ein indirekter Hinweis auf die bedenklich zunehmende Kinderarmut in Deutschland.
Die logistischen Aufgaben haben es bei der Tafel in sich: Die hauptamtliche Betriebsleitung und die nebenamtlichen Bereichs- und Filialleiter haben täglich alle Hände voll zu tun, die Arbeit zu koordinieren. Die Kosten der Tafel werden außerdem aus Spendengeldern bestritten, der Verein erhält für seine regelmäßige Sozialarbeit keine öffentlichen Gelder.
Bei der Rekrutierung von Spenden und Unterstützung kann sich die Dortmunder Tafel allerdings auf einen Beirat verlassen: Seit die Tafel 2004 gegründet worden ist, haben sich Unternehmer und Einzelhändler für die Institution eingesetzt. Unter ihnen auch Dr. Winfried Materna, Gründer des gleichnamigen IT-Beratungsunternehmens, der 2007 die Schirmherrschaft über die Tafel übernahm.
In seine Amtszeit fielen das fünfjährige Bestehen der Tafel 2009, die zweite Benefizgala zugunsten der Tafel und zahlreiche Maßnahmen zur Gewinnung von Förderern und Sponsoren: „Für mich war immer der wichtigste Aspekt dieses Ehrenamtes, gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen, Die Materna GmbH hat die Dortmunder Tafel gern mit IT-Leistungen unterstützt. Außerdem lernen einige unserer Azubis im Rahmen eines sozialen Tages die Arbeit der Tafel konkret vor Ort kennen und helfen tatkräftig mit, beispielsweise bei der Ausgabe von Lebensmitteln“.
Jetzt hat Materna die Schirmherrschaft weitergereicht: Manfred Kossack, Arbeitsdirektor der Dortmunder Energie- und Wasserversorgung (DEW21), der bereits seit zwei Jahren dem Beirat angehört, hat den Staffelstab übernommen. Für ihn ist es eine Selbstverständlichkeit: „Menschen, denen es besser geht, haben die Aufgabe, denen zu helfen, denen es so viel schlechter geht.“
Kossack möchte die Arbeit seines Vorgängers fortführen: Die Stadtgesellschaft müsse regelmäßig erfahren, was die Tafel leistet, weitere Unterstützer müssten gesucht, Kenntnisse gebündelt werden. Die Tafel für Kinder, zu der Kochkurse und Kochbücher gehören, findet Kossack bemerkenswert: „Kinder dürfen und müssen in unserer Gesellschaft, in unserer Stadt nicht schlecht ernährt sein.“
Wichtig ist ihm aber auch die Bewerbung des Ehrenamtes unter den jungen Menschen, und er will bei DEW21 damit gleich anfangen: Alle Auszubildenden des Unternehmens sollen künftig einen Tag lang bei der Tafel arbeiten. „Es geht um Persönlichkeitsbildung“, so Kossack, „Schwächere zu unterstützen ist in Großstädten vielleicht weniger selbstverständlich als in Dorfgemeinschaften, aber Schwellenängste müssen überwunden werden: Mitmenschlichkeit ist gefragt.“
Autor:Lokalkompass Dortmund-City aus Dortmund-City |
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