Mit Händen und Füßen reden: Junior Ballett lud zu Workshops in der Rheinisch-Westfälischen Realschule ein
Lebendige Mimik und Gestik, ein wenig Akrobatik und vor allem lachende Gesichter: Die Freude an der Bewegung war den Teilnehmern des Projekttags an der Rheinisch-Westfälischen Realschule anzusehen. Die Förderschule des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe mit dem Schwerpunkt Hören und Kommunikation empfing das NRW-Juniorballett. Profi-Tänzer führten die 170 Schüler mit Hörschädigungen unter dem Motto "Ausdruck und Verstehen" in die Welt des Tanzes ein.
Die Schüler konnten an Workshops zu Basketball, Taekwando, Hip Hop, Ballett, Präsenz und sich Präsentieren, Gebärden und Ausdruck und Hören, Körper, Ernährung teilnehmen. Das Juniorballett war gut vorbereitet: Die Tänzer erhielten zuvor Gebärdensprachunterricht: "Die Schüler waren ganz überrascht als sie mit Gebärden begrüßt wurden", freute sich Schulleiterin Corinna Braun.
Beeindruckt von der Springkraft
Fünf Kinder und Jugendliche hatten zuvor mit den Tänzern an Projekten gearbeitet und machten bei den Workshops als Paten mit. Yousef Selim war einer. Der 17-Jährige ist schwerhörig und spielt in seiner Freizeit Basketball. "Ich war beeindruckt von der Springkraft berühmter Basketballer. Das wollte ich lernen", sagt er und entwickelte mit Tänzer Nikita Zdravkovic eine Choreografie zum Workshop "Sport und Athletik - Springen und Ballett". "Zuerst hatte ich Angst, dass wir ausgelacht werden. Aber es hat wirklich sehr viel Spaß gemacht, mit den Profis zu üben. Keiner hatte uns gegenüber Vorurteile", resümiert Yousef.
Mimik und Gestik sind unverzichtbar
Dass Mimik und Gestik beim Tanzen unverzichtbar sind, erklärte Tänzerin Lois Martens im Workshop, "Es ist auf der Bühne wie bei euch", sagt sie, "wenn wir uns wegen der lauten Musik auf der Bühne nicht verstehen, achten wir nur auf die Gestik und Mimik der anderen. Man muss sich gegenseitig fühlen und beobachten", betont sie.
Die Schüler lernten aber nicht nur von den Tänzern, sondern näherten sich auch untereinander weiter an. "Wir haben die Schülergruppen in den Workshops gemischt", erklärt Schulleiterin Braun. So tanzten gehörlose und schwerhörige Schüler gemeinsam.
Schüler verstehen sich noch besser
"Sie haben gelernt, einander noch besser zu verstehen, kommunizierten in Lautsprache, in Gebärdensprache, mit Gestik und Mimik - manchmal mit Händen und Füßen."
Die Schulleiterin ist begeistert: "Dieser Tag hat gezeigt, dass es sehr unterschiedliche Möglichkeiten des Verstehens gibt. Und die Schüler fühlten sich verstanden. Das ist einfach schön, zu sehen."
Vier Jahre Juniorenballett NRW
Das Gastspiel des NRW-Juniorballett ist Teil des Programms "Das NRW-Juniorballett besucht Schulen", das in Kooperation mit der Bezirksregierung Ansberg veranstaltet wird.
Seit seinem vierjährigen Bestehen hat sich das NRW-Juniorballett auch durch seine intensive Gastspieltätigkeit einen überregionalen Ruf erarbeitet. Dabei ist die Vermittlung des Genres "Tanz" besonders an Schülern ein wichtiger Aspekt der Arbeit der jungen Tänzern. Jungen Menschen sollen anhand von Workshops einen Einblick in den Alltag eines professionellen Balletts aber auch in die persönlichen Anforderungen und Herausforderungen von Tänzern erhalten.
Nonverbale Kommunikation
Dem NRW-Juniorballett war es dabei ein besonderes Anliegen, den hörgeschädigten Schülern der Rheinisch-Westfälischen Realschule Tanz als Form der nonverbalen Kommunikation und somit als weitere Ausdrucksform näherzubringen.
Schüler des Fritz-Henßler-Berufskollegs Dortmund haben das Projekt fotografisch begleitet.
Ausbildung talentierter Nachwuchstänzer
2014 wurde das NRW Junior-Ballett gegründet. Es besteht aus zwölf jungen Tänzerinnen und Tänzern und ist eng an das Ballett Dortmund angegliedert. Das Juniorballett versteht sich als Forum zur Förderung und Weiterbildung außergewöhnlich talentierter Nachwuchstänzer und dient diesen, um Berufserfahrungen und Bühnenpraxis zu sammeln sowie sich auf das Berufsleben vorzubereiten.
Hintergrund zur Förderschule
Die Rheinisch-Westfälische Realschule befindet sich in der Trägerschaft des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe (LWL). Als Schulträger unterhält der LWL sieben Förderschulen mit dem Förderschwerpunkt Hören und Kommunikation: Sechs Förderschulen als Grund- und Hauptschulen und eine als Realschule. An der Rheinisch-Westfälischen Realschule werden aktuell 170 Schüler mit unterschiedlichen Hörschädigungen unterrichtet. Da es die einzige Realschule für Hörgeschädigte in ganz Nordrhein-Westfalen ist, kommt die Schülerschaft aus dem ganzen Bundesland. Ungefähr ein Drittel wohnt aufgrund der Entfernungen im LWL-Schülerinternat in Dortmund-Aplerbeck.
Darüber hinaus betreuen die Lehrkräfte der RWR derzeit 110 Schüler mit Hörschädigungen der Sekundarstufe I und Sek II an 62 Realschulen, Gymnasien und Gesamtschulen im westlichen Einzugsgebiet der Bezirksregierung Arnsberg.
Autor:Antje Geiß aus Dortmund-City |
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