Kleine Steine aus dem Weg räumen
Sie sprechen russisch, persisch, arabisch, serbisch und türkisch. In ihrer Muttersprache können sie anderen Migranten wertovlle Tipps geben: Zu Schul-, Erziehungs- oder Gesundheitsfragen.
Am 1.März ist eine neue Runde mit zehn Stadtteilmüttern gestartet, die nun für ein Jahr im Raum Rheinische Straße/Dorstfeld tätig sein werden. Die Frauen sprechen türkisch, arabisch, russisch, serbisch und persisch.
Nach den ersten Erfahrungen - 20 Stadtteilmütter arbeiten seit einem halben Jahr in der Nordstadt, in Scharnhorst und in Hörde - zeichnen sich die ersten Erfolge ab. Neben der Gründung von stadtteilbezogenen Angeboten nimmt die Einzelfallhilfe eine wesentliche Rolle ein.
Die hilft bei Fragen wie: Wer berät mich in Erziehungsfragen? Wer informiert mich über die Fördermöglichkeiten für mein Kind in der Schule oder gibt Hilfestellung beim Übergang von der Schule in den Beruf? Wer kann Ansprechperson für eine familiäre Unterstützung oder bei gesundheitlichen Themen sein? Solche Fragen werden häufig nur in den Gesprächskreisen der eigenen ethnischen Gemeinschaft gestellt. Gerade für Menschen, die nicht in Deutschland aufgewachsen sind, ist es schwierig, die hiesigen Institutionen und ihre Anforderungen zu durchschauen. Hier setzen die Stadtteilmütter an. Frauen nicht-deutscher Herkunft werden im Sinne einer Lotsentätigkeit geschult und sollen als „Stadtteilmütter“ andere Familien über Anlaufstellen und praktische Hilfen informieren und vor allem Mut machen, ihren Weg in Deutschland zu gehen und die nachhaltige Integration der eigenen Kinder besser zu fördern.
Das Vorhaben unterscheidet sich von den bundesweit bereits erfolgreich umgesetzten Projekten durch eine gezielte doppelte Wirksamkeit: Migrantenfamilien werden über gesellschaftliche und arbeitsmarktrelevante Themen informiert, während die Stadtteilmütter selbst durch ihre Mitarbeit im Projekt und die begleitende Qualifizierung auf eine berufliche Tätigkeit zum Beispiel im sozialen Bereich vorbereitet werden.
In NRW leben 4,3 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund. Im Vergleich zu Menschen ohne Migrationshintergrund sind sie mehr als doppelt so häufig arbeitslos und überproportional von Langzeitarbeitslosigkeit betroffen. Gerade Frauen aus Ost- und Südeuropa und der Türkei haben schlechtere Chancen auf dem Arbeitsmarkt.
Ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt will die Regionaldirektion Nordrhein-Westfalen der Bundesagentur für Arbeit gemeinsam mit der Landesregierung, den Jobcentern und der Diakonie in den Städten Bochum, Essen und Dortmund nun mit dem Projekt verbessern. Es wird von der Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe koordiniert.
An den drei Standorten soll im Rahmen einer einjährigen sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung die Beratung von Migrantenfamilien durch geeignete Stadtteilmütter mit möglichst gleicher ethnischer Herkunft und Sprache erfolgen. Dazu werden interessierte Frauen im SGB-II Leistungsbezug sechs Monate auf ihre Lotsentätigkeit als Stadtteilmutter vorbereitet. Durch die anschließende sozialversicherungspflichtige Beschäftigung werden die Teilnehmerinnen motiviert, am Arbeitsleben teilzuhaben. Mit direkter Hilfestellung eines Jobcoachs und den Jobcentern vor Ort soll so ein nachhaltiger Übergang in den Arbeitsmarkt gelingen. 55 Stadtteilmütter sollen im Zeitraum von einem Jahr rund 1500 Familien beraten.
Die Erprobung dieses für Nordrhein-Westfalen neuen Ansatzes wird vom Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen mit ESF-Mitteln, von den Jobcentern mit Bundesmitteln und von der Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe mit Eigenmitteln finanziell unterstützt. Die Mittel des Europäischen Sozialfonds (ESF) stehen für Maßnahmen zur Schaffung von Chancengleichheit und einem besseren Zugang zum Arbeitsmarkt zur Verfügung.
Zu einer dauerhaften Finanzierung haben sich zehn Frauen schon so ihre eigenen Gedanken gemacht: „Wir kosten etwas einen Jahres-Ehrensold eines ehemaligen Bundespräsidenten.“
Autor:Lokalkompass Dortmund-City aus Dortmund-City |
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