Kleine Kämpferin wog nur 280 Gramm

Endlich Zuhause: Sie kam viel zu früh zur Welt und kämpfte sich ins Leben. Nach fünf Monaten im Klinikum konnten die Eltern ihr kleines Mädchen mit nach Hause nehmen.
Foto: Klinikum | Foto: Klinikum Dortmund
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Nach fast fünf Monaten in der Kinderklinik hat die kleinste Patientin das Klinikum mit ihren glücklichen Eltern verlassen. Das Mädchen wurde in der 24. Schwangerschaftswoche mit 280 Gramm Geburtsgewicht und einer Körperlänge von 22 cm geboren. Liebevoll pflegten die Eltern jeden Tag ihr kleines Mädchen, das in den ersten Wochen ihres Lebens im Inkubator noch eine Atemhilfe erhielt. Während andere Baby mit 3500 gr und 50 cm Geburtsgewicht das erste Mal von ihren Eltern im Arm gehalten werden, musste das kleine Frühchen in fünf Monaten erstmal das zehnfach ihres Gewichtes zulegen, um aufzuholen. Lange dauerte für die Kleine der Weg übers Wärme- ins Babybettchen und jetzt endlich in ihr Bettchen daheim. Dieses kleine Mädchen zählt weltweit zu den kleinsten überlebenden Frühgeborenen. Eigentlich werden extrem Frühgeborne nicht intensivmedizinisch betreut, es sei denn, sie zeigen so einen Lebenswillen, wie die Kleine. Im September kämpfte sich die kleinste Patientin des Perinatalzentrums am Klinikum Dortmund ins Leben. Geboren in der frühen 24. Schwangerschaftswoche mit gerade mal 280 Gramm und einer Körperlänge von 22 cm.
In den ersten Wochen benötigte das kleine Mädchen eine Beatmungsunterstützung und wurde über einen Tropf und eine winzige Magensonde ernährt. Sie wurde vom Pflegeteam und den täglich zu Besuch kommenden Eltern liebevoll im Inkubator und später im Wärmebettchen gepflegt.
Jetzt liegt die Kleine im normalen Babybett. Sie hat ihr Minimalgewicht von zwischenzeitlich 250 Gramm (kurz nach der Geburt verringert sich das ursprüngliche Geburtsgewicht) mehr als verzehnfacht, trinkt ihre Muttermilch mit großem Appetit, und hat auch schon die ersten Impfungen gut überstanden.
Zur großen Freude hat das kleine Mädchen keine der gefürchteten Frühchen-Komplikationen wie Hirnblutungen erlitten. Die Eltern haben die letzten Nächte „zum Training“ gemeinsam mit ihrer Tochter in der Kinderklinik verbracht. Die Familie freut sich und erwartet gespannt die ersten Tage zuhause.
Auch in den kommenden Wochen und Monaten wird die Familie durch die Frühgeborenen Sprechstunde und das Sozialpädiatrische Zentrum begleitet und unterstützt.
Zum Hintergrund:
Trotz der konstant niedrigen Geburtenzahlen in Deutschland nimmt die Zahl der Frühgeburten kontinuierlich zu. Mittlerweile wird jedes 14. Kind als Frühgeborenes vor der 37. Schwangerschaftswoche geboren, darunter jährlich 8000 Kinder vor der 30. Schwangerschaftswoche. Dabei haben sich in den letzten Jahren dank der modernen Neugeborenenmedizin die Überlebenschancen erheblich verbessert, so dass auch kleinste Frühgeborene leichter als 500 Gramm eine reelle Überlebenschance haben. Allerdings steigt mit zunehmender Unreife das Risiko langfristiger Entwicklungsstörungen.
Das Dortmunder Perinatalzentrum des Klinikums gehört zu den größten Zentren in Deutschland und sichert die überregionale Versorgung. Primäres Ziel ist es zunächst, Frühgeburten durch eine hochspezialisierte Behandlung der schwangeren Mütter zu verhindern. Daher ist eine frühzeitige Verlegung schwangerer Frauen an das spezialisierte Perinatalzentrum sinnvoll.
Falls eine Frühgeburt nicht verhindert werden kann, werden die Frühchen auf der Kinder-Intensivstation im Perinatalzentrum, kurz KiPZ behandelt. Dort werden jedes Jahr gut 100 Extrem-Frühgeborene betreut. In Dortmund besteht große Erfahrung in der Behandlung der allerkleinsten Frühgeborenen. So wurden 2010 mehr als 20 Frühchen mit weniger als 600 Gramm Geburtsgewicht behandelt. Allerdings ist der Ausgang bei der Behandlung extrem kleiner Frühgeborener oft ungewiss, da die Medizin technisch, aber auch wegen der Unreife der Kinder oft an ihre Grenzen stößt.
Daher werden extrem kleine und unreife Kinder in aller Regel nach der Geburt auch in Dortmund nicht intensivmedizinisch behandelt – es sei denn, sie zeigen einen solchen Kampfes- und Lebenswillen wie dieses kleines Mädchen.
Daher zeigt dieses Baby, das zu den kleinsten überlebenden Frühgeborenen weltweit zählt, auch die Grenzen des medizinisch Machbaren und des ärztlich und ethisch Vertretbaren. Nach der Recherche des Perinatalzentrum wurde der leichteste Junge der Welt im Juni 2009 in der Universitätsmedizin Göttingen in der 25. Schwangerschaftswoche mit 275 gr geboren. Aus den USA finden sich einzelne Fallberichte von noch kleineren Frühgeborenen.
„Trotz dieser grundsätzlichen Überlegungen überwiegt jetzt aber die Freude mit den Eltern über diesen guten und glücklichen Ausgang“, freuen sich die Ärzte.

Autor:

Antje Geiß aus Dortmund-City

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