Jugendliche als Botschafter der Erinnerung
„Uns kann man nicht die Schuld für die NS-Verbrechen geben, doch wir sind verantwortlich ein solches Verbrechen in Zukunft zu verhindern.“ Mit dieser Selbstverpflichtung beendeten 30 Dortmunder Jugendliche aus schulischen Projektgruppen und Jugendverbänden ihre fünftägige Gedenkstättenfahrt nach Auschwitz.
Eingeladen hatte der Jugendring Dortmund in Zusammenarbeit mit dem Internationalen Bildungs- und Begegnungswerk (IBB), begleitet wurde die Gruppe vom Vorsitzenden des Ausschusses für Kinder, Jugend und Familie, Friedhelm Sohn.
An der sogenannten Judenrampe begann für hunderttausende der Weg in die Gaskammern des größten deutschen Vernichtungslagers. In einer bewegenden Gedenkzeremonie erinnerten die Jugendlichen dort an die unzähligen Opfer. Zuvor hatten sie sich intensiv mit der Geschichte des Vernichtungslagers Auschwitz beschäftigt. Führungen durch den Lagerkomplex und die vielzähligen Ausstellungen machten das Ausmaß des Holocaust deutlich. Berge aus Haaren, Schuhen und Koffern ließen die Jugendlichen ebenso verstummen wie die scheinbar unendliche Weite des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau.
Mut machte das Gespräch mit Jozef Paczynski. Als politischer Häftling war er einer der ersten Häftlinge im Konzentrationslager Auschwitz. Bis zum letzten Tag erlebte er unvorstellbare Grausamkeiten. In bewegenden Worten teilte er seine Erinnerungen mit den Jugendlichen.
Hoffnung und Mut gab den Jugendlichen auch die Gruppe. In oft stundenlangen Gesprächen tauschten sich die Jugendlichen über das Erlebte aus und richteten den Blick gemeinsam in die Zukunft. Sie versprachen ihr Engagement gegen Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus zu verstärken und entwickelten bereits erste Projektideen. Dazu gehört die verstärkte Beschäftigung mit dem Leiden der Dortmunder Sinti und Roma. Erste Impulse und Hinweise gaben ein Besuch im Archiv der Gedenkstätte und die Ausstellung über die Verfolgung der deutschen Sinti und Roma.
Auch an der Gestaltung von Gedenkveranstaltungen werden sich die Jugendlichen zukünftig beteiligen. Bereits in wenigen Tagen beginnt eine Gruppe mit der Gestaltung einer Videocollage für die Gedenkveranstaltung zum Holocaustgedenktag, am 27. Januar.
Jugendliche nehmen die Verantwortung ernst
„Wir nehmen die Impulse der Jugendlichen ernst und unterstützen sie bei der Umsetzung,“ erläutert Andreas Roshol vom Jugendring. Durch jugendliche Botschafterder Erinnerung solle eine nachhaltige Entwicklung der Erinnerungskultur ermöglicht werden.
Ihre Verantwortung als Botschafter nehmen die Jugendlichen im Alter von 13 bis 20 Jahren sehr ernst. Berichte über das Gehörte und Erlebte steht für nahezu alle auf dem Programm der nächsten Tage und Wochen. Bei ihrem Engagement unterstützt sie die Arbeitsstelle Zukunft braucht Erinnerung beim Jugendring Dortmund.
Kraft für ihr Engagement gibt ihnen auch der Zuspruch von Friedhelm Sohn. „Ich bin persönlich sehr froh, dass ich die Gelegenheit hatte die Erfahrungen im Vernichtungslager Auschwitz mit den Jugendlichen zu teilen“ berichtet Friedhelm Sohn. „Die Ernsthaftigkeit und Verbindlichkeit mit der sich diese jungen Menschen engagieren ist beeindruckend, dafür haben sie meine Hochachtung.“
Autor:Lokalkompass Dortmund-City aus Dortmund-City |
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