„Hannelore - Schokolade“

Bei einem Transport wurde Hannelore Lamchés sämtliche Kleidung gestohlen - sie musste auf ein gespendetes Nachthemd zurückgreifen.
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Seit 1995 ist sie regelmäßig nach Novi Sad gefahren, hat selbst die Lastwagen mit Hilfgütern, die sie vorher gesammelt hat, gesteuert.
Anfang November fährt sie noch einmal in die serbische Partnerstadt. Es soll ihr letzter Hilftransport sein. “Ich muss aufhören, muss einfach zur Ruhe kommen.“
Nach einem Schlaganfall und einer Beinamputation konnte die 71-Jährige nicht mehr selbst fahren, doch das stoppte ihren Hilfswillen nicht. Sie reiste im Rollstuhl mit dem Flugzeug, Hilfsgüter wurden von Transporten der Evangelischen Kirche mitgenommen, vieles hatte sie selbst im Gepäck.
Auch jetzt hat sie schon rund 50 Kartons gepackt, mit Sachen, die in einem Heim für behinderte Kinder und in einem Altenheim in Novi Sad gebraucht werden: „Kleidung, Schuhe, Medikamente, aber auch Süßigkeiten und Geldspenden natürlich.“
Besonders die behinderten Kinder stehen auf Schokolade: „Sie rufen manchmal heimlich bei mir an und rufen dann ‚Hannelore - Schokolade‘ in den Hörer“, erklärt Hannelore Lamché. „Ich habe auch meine erste Tafel Schokolade von einem amerikanischen Soldaten bekommen.“
Vieles in dem Kinderheim hat sich seit dem Krieg in Serbien gebessert: „Den Kindern geht es halbwegs gut.“ Rund 600 behinderte Kinder und Jugendliche sind im Heim Dom Veternik untergebracht, auch ein Haus hat Hannelore Lamché mittlerweile dort gebaut und dem Heim geschenkt.
Angefangen hat das alles 1995, als im ehemaligen Jugoslawien der Krieg ausbrach. „Ich hatte schon vorher Kontakte nach Novi Sad, weil ich mit meinem Chor zu einem Austausch dort war.“ Als sie die Schreckensbilder im Fernsehen sah, gab es für Hannelore Lamché kein Halten mehr: „Ich habe einfach Kleidung und Lebensmittel gepackt und bin losgefahren.“
Sie hat in Dortmund gesammelt und ist in der ersten Zeit immer zwischen Dortmund und Novi Sad hin und her gefahren. Sprachkenntnisse hatte sie nicht, sie verständigte sich mit Händen und Füßen, bei Gesprächen mit offiziellen Vertretern half die Dolmetscherin Bojana Petrovic.
„Ich bin immer freundlich und höflich empfangen worden“, erklärt sie und erinnert sich an den Krieg in Serbien: „Es gab Bombenangriffe und überall hat es gebrannt. Die Leute dort hatten Hunger, es gab kein Wasser und keinen Strom, keine Waschmittel, man kann sich das gar nicht vorstellen.“
30 Tonnen Pakete lagerte sie damals in ihrer Wohnung, es gab eine große Welle der Hilfbereitschaft und entsprechend viele Spenden. „Ich musste erste einmal eine Eingabe an die UNO machen, denn einfach so durften wir die Lebensmittel nicht transportieren.“ - Die UNO hatte ein Warenembargo verhängt.
Dass sie selbst nicht mehr die Transporte begleiten kann, fällt Hannelore Lamché nicht leicht. Sie wird aber weiterhin ihre Schützlinge in Novi Sad besuchen und hofft auch, dass andere ihre Hilfsaktion weiter führen. Eine potentielle Nachfolgerin hat sich aber noch nicht endgültig entschieden.
Ihren letzten Hilfstransport hat sie ganz bewußt in den November verlegt: „Meine Kinder wollten endlich einmal vorher meinen Geburtstag mit mir feiern.“
Auch Zuhause findet Hannelore Lamché etwas zu tun, wenn auch nur im Kleinen: „Ich kümmere mich um fünf Katzen. Die eine ist mit einem gebrochenen Bein zu mir gehumpelt, die habe ich gesund gepflegt. Ich muss mich eben um alles kümmern, was Hilfe braucht.“
Sach-und Geldspenden für ihren letzten Transport nimmt Hannelore Lamché weiterhin an. Sie ist unter ( 24 09 82 zu erreichen - bis zum 3. November.

Autor:

Lokalkompass Dortmund-City aus Dortmund-City

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