Gefangen im Spiegel-Labyrinth ohne Ausweg

Stundenlang irre ich zielos umher. keine Richtung, keinen Weg, kein Ziel. Wohin soll es gehen? Ich weiss es nicht. Um mich herum viele Menschen. Kein Muskel zuckt, kein Blick ist es wert. Alle irren durch die labyrinthartigen Irrwege unseres Gefängnisses. Schatten und ihre Abziehbilder. Einer von vielen, viele von einem. Erreicht man einen Anhaltspunkt, fängt man wieder vorne an und bemerkt, man habe sich nur im Kreis gedreht, aber nicht das Territorium erforscht. Andere Leute fallen mir auf, aber sie stehen nur ausdruckslos, leer und ratlos in der Ecke. Sie nicht-sahen die Probleme der anderen genausogut wie ihre eigene innere Stimme, dem Wahnsinn Einhalt zu gebieten. Ein abziehbild meiner eigenen Schwäche hat Angst. Ich kann sie riechen, die Angst. Kommt mir vertraut vor. Ich nichtsah seine Sorgen, wie es mir beigebracht wurde und stellte mich meinen eigenen Problemen, an der ich mit programmierter Manier scheitern sollte. Lösungen wurden Schablonenweise verkauft, wenn man den richtigen Preis zahlen konnte. Der Preis war individuell abgestimmt. Persönlich, aber zu hoch. Teile der Stadt waren sehr lebendig. Wie eine Krake zuckten ihre Tentakel vor und freuten sich über den unvorsichtigen Leckerbissen. Gassen mit tiefen Schatten der Verzweiflung rissen eine Störung in das Zuckerguss-Gespinst und nur die Aufmerksamen hörten ihre Schreie nach Gnade. Ein neues gesichtsloses Individum ohne Eigenbestimmung näherte sich dem Kreis. Niemanden interessierte dies. Ein dreckiger Vagabund wollte wissen, ob das alles sei, was wir zu bieten hätten und uns nicht nach mehr sehnen würden. Er war wahnsinnig und feige hielten wird en Mund. Wir wollten mehr, aber konnten nicht. Durften nicht. Wollten vielleicht auch gar nicht. Der Vagabund wurde gefährlich. Seine unreinen Gedanken nach Freiheit lockten das Gremium der reinen Vernunft auf den Plan. Überwacher, die wir besser nicht-sahen und uns um unseren eigenen Kram zu kümmern hatten. Bedeutungsloser Kram. Aber er gab uns Existenz-Berechtigung. Wir kuschten und vergingen, ersetzten einander und verblassten in der Bedeutungslosigkeit. Nicht gelebt, nicht geliebt, aber Funktionstüchtig. Das sollte reichen. Unsere Herren waren zufrieden mit uns und lachten. Lachten bis ihr wahnsinniges Gelächter sich in den Korridoren ihrer schwarzen Zitadelle der Macht brach und jeden Widerstand im Keim zu ersticken verstand. Helden gab es keine. Abweichler wurden entfernt. Für immer.

Autor:

Heiko Müller aus Dortmund-City

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