Geburtstag an Heiligabend

Während die Kinder in Deutschland auf die Bescherung warteten, spielte Andreas Braun (heute 32) schon mit seinen Geschenken.
Der BVB-Juniorentorwart-Trainer und Lehrer an der Hauptschule am Ostpark ist ein sogenanntes „Christkind“. Er hat Heiligabend Geburtstag. Aber hätte er es sich aussuchen können, hätte er lieber einen anderen Tag genommen. „Ich empfand und empfinde das als halben Geburtstag und habe heute noch ein bisschen dran zu knacken.“ Morgens packte der kleine Andreas die Geschenke aus. Der Junge stand im Mittelpunkt, wie es Geburtstagskinder eben gerne haben.
Dann aber musste der junge Eichlinghofer erleben, wie er zunächst aus dem Fokus geriet. Denn auch die Brauns feierten Heiligabend. Wie jede andere Familie bereiteten sie den Abend vor, Mutter in der Küche, Vater im Wohnzimmer. Natürlich mochte der Junge das Zeremoniell, aber: „Ich hatte besonders hohe Erwartungen an diesen Tag, weil sich eben zwei Feste, auf die sich jedes Kind freut, auf den 24. Dezember fielen. Es musst einfach besonders toll werden.
„Und nicht immer erfüllten sich alle Erwartungen. Damit meint Andreas Braun nicht unbedingt die Carrera-Bahn oder das BMX-Rad, das er sich gewünscht hatte, aber nie bekam, sondern den Tag in seiner Gesamtheit.
An ein Geschenk, und darum geht es Kindern nun mal besonders an Weihnachten oder am Geburtstag, erinnert er sich aber doch gerne: Eine Spielzeug-Autobahn, für die es jedes Jahr neue Bauteile gab. Wenn die Autos ihre Kurven drehten, war er glücklich.
Stichwort drehen: Natürlich drehte sich Weihnachten auch mehr um ihn als vielleicht um andere Kinder. Die Familie bemühte sich schon, Andreas besonders zu würdigen.
Andere Kinder aber standen den ganzen Tag komplett im Blickpunkt, und sie durften ihre Kindergeburtstage auch direkt an ihrem Tag feiern. Andreas lud seine Freunde erst nach den Ferien ein. „Hätte ich mich etwas beeilt und den geplanten Geburtstermin geschafft, säßen wir heute nicht hier und unterhielten uns über diese Thema“, sagt er kurz vor seinem 33. Geburtstag.
Andreas aber wollte noch nicht raus. Und so lag die Mutter in einem „harten, kalten Winter“ Heiligabend im Krankenhaus.
Damit nicht auch sein Sohn Niklas noch am Feiertag feiern musste, legte Andreas Braun mit seiner Gattin die Familienplanung so, dass der heute Zweijährige im Sommer zur Welt kam. Der Plan ging auf. Niklas ist ein Sommerkind. Heute versucht seine Frau, den Geburtstag von Weihnachten zu trennen. Ob das immer noch geht, wenn Niklas größer wird, weiß der heute in Husen lebende Ex-Torwart aber nicht.
Nun ist es nicht so, als wäre diese Kombination Weihnachten und Geburtstag nur ärgerlich. Plötzlich leuchten des Familienvaters Augen. Er erinnert sich an die Nacht vor dem 24. Dezember. „Da bin ich vor lauter Aufregung in das Zimmer geschlichen und habe versucht, die Geschenke zu sehen.“
Und dann hatte der junge Andreas genau die Vorfreude, die Jungen (und natürlich auch Mädchen) eben vor dem Geburtstag haben. In diesem Moment hatte er einfach nur einen aufregenden Tag vor sich. Und noch ein Trost gab es.
Wenn die Schwester im Sommer Geburtstag hatte, dachten die Eltern auch an ihn und schenkten ihm etwas. So hatte er noch einen zweiten Tag, auf den er sich freute.
Andreas Braun ist ein zufriedener Mensch. Der Job beim BVB macht ihm Spaß. Er arbeitet im Trainer-Team seines alten Kumpels Hannes Wolf. Und auch mit den Kindern und Jugendlichen am Ostpark arbeitet er gerne zusammen. Sein Sohn wächst und gedeiht. Gute Voraussetzungen, dass Heiligabend und Geburtstag alle Erwartungen des heute großen Andreas Braun erfüllen. (an)