Ein Arzt für die Obdachlosen
Normalerweise kommt der Patient zum Doktor in die Sprechstunde - bei Martin Müller ist es umgekehrt.
Zur Verbesserung der medizinischen Versorgung wohnungsloser Menschen in Nordrhein-Westfalen beschlossen das NRW-Gesundheitsministerium, die Krankenkassen, die Kassenärztliche Vereinigung, der Städtetag und die Ärztekammern 2006 ein Umsetzungskonzept.
2007 trat die Stadt Dortmund bei, am 1. März 2008 nahm Martin Müller, Facharzt für Chirurgie, seine Arbeit im Rahmen des Mobilen Medizinischen Dienstes auf. Jetzt hängt der Arzt sein Stethoskop an den Nagel und tritt seinen wohlverdienten Ruhestand an.
Zusammen mit zwei Krankenschwestern des diakonischen Werks bot Müller Sprechstunden bei allen Trägern der Wohnungslosenhilfe an. Ein Angebot, das hauptsächlich die Männer- und die Frauenübernachtungsstelle, das Gesundheitsamt, die Drogenberatungsstelle, der Brückentreff, die Zentrale Beratungsstelle der Diakonie, die Suppenküche sowie der Nordmarktkiosk in Anspruch nahmen.
Sozial- und Gesundheitsdezernentin Birgit Zoerner bedankte sich persönlich bei Martin Müller für seine Verdienste: „Martin Müller hat mit großem Engagement den Mobilen Medizinischen Dienst aufgebaut und geprägt. Sein Wirken ist weit über die Stadtgrenzen hinweg bekannt.“
Den Staffelstab des Mobilen Medizinischen Dienstes übergibt Martin Müller an seinen Nachfolger, den Facharzt für Allgemeinmedizin Jens-Uwe Feigel. Seit dem 1. Februar sorgen beide gemeinsam für eine gleitende Übergabe.
Anlässlich dieser Staffelstab-Übergabe legt der Sozialpsychiatrische Dienst im Gesundheitsamt einen Tatigkeitsbericht über den Zeitraum vom 1. April 2008 bis zum 31. Dezember letzten Jahres vor. In den zurückliegenden knapp sechs Jahren wurden 1776 Patienten durch den Mobilen Medizinischen Dienst erreicht. Durchschnittlich bestanden 6,7 Kontakte pro Patient.
451 Patienten, rund 25 Prozent, waren nicht krankenversichert oder hatten einen ungeklärten Versicherungsstatus. 606 Menschen, zirka 34,1 Prozent, gaben an, eine eigene Wohnung zu haben. Bei zahlreichen Hausbesuchen ließ sich feststellen, dass sich die Wohnungen größtenteils in einem desolaten Zustand befanden und der Lebensmittelpunkt dieser Menschen weiterhin der öffentliche Raum darstellte.
Die negative Wirkung von Wohnungslosigkeit und besonderen sozialen Schwierigkeiten auf den Gesundheitszustand lässt sich am Durchschnittsalter der erreichten Patienten dokumentieren. Während in der Wohnbevölkerung zirka 30 Prozent der Erwachsenen über 60 Jahre alt sind, beträgt dieser Anteil unter den wohnungslosen Patienten in Dortmund nur 4,6 Prozent.
Die Patienten des Mobilen Medizinischen Dienstes leiden in der Regel an mehreren Erkrankungen. 73,8 Prozent wiesen eine Suchterkrankung auf. Daneben finden sich nahezu alle Erkrankungen aus den internistischen, chirurgischen und sonstigen Fachgebieten.
„Die Vorgaben des ,Umsetzungskonzeptes zur medizinischen Versorgung wohnungsloser Menschen in NRW’ wurden sowohl quantitativ als auch qualitativ deutlich übertroffen“, freut sich die Sozial- und Gesundheitsdezernentin Birgit Zoerner.
Autor:Lokalkompass Dortmund-City aus Dortmund-City |
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