„Eben noch die Kurve gekriegt und nun auf der Überholspur“
Zwei Klassen wiederholt, dann doch nicht geschafft. Robin Bader erreichte gerade eben so seinen Realschulabschluss und verließ vorzeitig das Gymnasium ... völlig orientierungslos. Den Qualifikationsvermerk nur aufgrund einer nicht gewarnten 5 erhalten. „Gelernt habe ich eigentlich gar nicht; das gab auch alles gar keinen Sinn; in Matheklausuren habe ich lieber Graffitis gezeichnet. Ich wollte später irgendetwas machen, wo ich Auto fahren kann“, so Robin über seine erste Schulzeit. Für eine Ausbildung - egal in welchem Bereich - reichte es nicht. Lediglich Regale auffüllen im Supermarkt bot sich ihm aushilfsweise. Alles schien wie eine Sackgasse.
Sinn in der Sache, die man macht!
Aufgrund der Alternativlosigkeit absolvierte er dann ein Freiwilliges Soziales Jahr. Durch den Einblick in den sozialen bzw. medizinischen Bereich entdeckte er etwas, das er zuvor nicht kannte: „Sinn in der Sache, die man macht.“ Aber nicht nur, dass er Motivation und Spaß an der Arbeit fand, es reichte ihm nicht anderen zuzuarbeiten. „Etwas großes im medizinischen Bereich schaffen, idealerweise als Arzt“, das war nun sein Ziel. Doch wie dorthin kommen, wo langfahren? Die Ausbildung zum Rettungsassistenten schien für ihn ein sinnvoller Anfang zu sein. Leider verfolgten ihn immer noch seine Noten von früher. Kein Arbeitgeber gab ihm eine Chance. Wieder in eine Sackgasse gefahren?
Keine Zeit verlieren
Nein, er entschloss sich über die holprigen Steine weiterzufahren und finanzierte die Ausbildung zum Rettungsassistenten selbst; ein Jahr Schule, ein Jahr Praktikum. Dieses Ausbildungskonzept kostete Geld, vor allem Energie, aber es sparte ihm ein Jahr gegenüber einer normalen dreijährigen Ausbildung. Auch nach dieser Ausbildung verschenkte er keine Zeit und beschleunigte, denn einen Schlenker musste er schnell noch machen auf der Fahrt zum Medizinstudium: das Abitur. „Ich wollte nicht die Zeit am Westfalen-Kolleg als Selbstfindungsphase nutzen, so wie einige meiner Klassenkameraden; ich wusste was ich will und habe meine zweite Schulzeit nur als Mittel zum Zweck gesehen“, so Robin. Die direkte Einstufung ins zweite Semester - aufgrund sehr guter Ergebnisse im Einstufungstest - kam gelegen. „Als ich von der Schulleitung die Info der Höherstufung bekam, habe ich auf dem Nachhauseweg geweint (...) endlich öffneten sich auch mal Türen für mich.“
Türen nun selber öffnen
So kam er direkt auf den Autobahnzubringer, denn es war durch die Höherstufung nur noch ein statt zwei Semester bis zur Qualifikationsphase, wo er dann so richtig Gas geben konnte. Und das tat er dann. Auf dem Weg nahm er über die Studierendenakademie ProMINat ein Forschungspraktikum in Jülich im Bereich der neurowissenschaftlichen bildgebenden Verfahren mit, war Gast-Hörer der Uni-Bochum und lies sich als Erste-Hilfe-Trainer ausbilden, um an den Wochenenden nicht nur als Rettungsassistent sondern auch als Erste-Hilfe-Trainer zu arbeiten. Und ehe er sich versah, stand er nach zweieinhalb Jahren am Tag der Zeugnisvergabe auf der Bühne und wurde mit der Traumnnote 1,1 als Jahrgangsbester geehrt. Robins Aufholjagd war in vollem Gange und man kann sagen, dass er es verstanden hatte, selbst die Türen für seine Zukunft zu öffnen.
Nun der Blick in den Rückspiegel aus seiner Perspektive: „...Abitur; aus dem Lateinischen übersetzt heißt das davongehen bzw. abgehen werden. Ich gehe zwar, aber eigentlich geht man nie ganz. Die Zeit am Westfalen-Kolleg und die Erlebnisse dort bleiben immer in einem drin; insbesondere die Lehrer, die so anders waren als früher, eher wie Arbeitskollegen, die einem bei einem Projekt helfen, oder als Beifahrer, die einem den Weg zeigen, fahren muss man allerdings selbst...”.
Das Westfalen-Kolleg Dortmund ist eine Schule des Zweiten Bildungsweges. Das „Abitur nachholen“ kann man hier zwei Mal im Jahr, zum Sommertermin (gemeinsam mit den Gymnasien) und zum Wintertermin, zu dem nur an Weiterbildungskollegs das Abitur erlangt werden kann.
Zum nächsten Semesterbeginn nach den Sommerferien sind sowohl in den Bildungsgängen „Abendgymnasium“ und „Kolleg“ als auch in „abitur-online“ noch Plätze frei. Informationen finden Sie unter: www.westfalenkolleg-dortmund.de oder 0231/139050.
Autor:Clemens Brust aus Dortmund-City |
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