Der Flugzeug-Tramp

Holger Steffen hat schon viele Touren als Anhalter geplant, mit dem Sulky ohne Pferd oder ausschließlich auf dem Wasserweg.  Nun war er als Luftfahrt-Tramper rund sieben Wochen  von Dortmund nach Lissabon und zurück unterwegs. - alles mit dem Flieger. | Foto: Schütze
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  • Holger Steffen hat schon viele Touren als Anhalter geplant, mit dem Sulky ohne Pferd oder ausschließlich auf dem Wasserweg. Nun war er als Luftfahrt-Tramper rund sieben Wochen von Dortmund nach Lissabon und zurück unterwegs. - alles mit dem Flieger.
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Der bekannteste Luftfahrt-Anhalter dürfte wohl Arthur Dent sein. Die fiktive Titelfigur des Autors Douglas Adams in „Per Anhalter durch die Galaxis“ war allerdings unfreiwillig im Weltall unterwegs. Holger Steffens dagegen hat seinen Trip freiwillig unternommen - ohne Reiseführer, das obligate Handtuch und ohne Geld.

Holger Steffen ist ein Profitramper und hat seine geplanten Reisen seiner Tramperserie schon mit den abenteuerlichsten Verkehrsmitteln absolviert. Schlicht den Daumen in den Wind zu halten, das reicht ihm nicht.

Nach fast sieben anstrengenden Wochen mit teils zermürbenden Wartezeiten hat es „Hoss“ Steffens geschafft: Er ist per Anhalter mit Flugzeugen von Dortmund durch Deutschland und dann im Zickzack durch Frankreich bis nach Nordspanien und wieder zurück nach Dortmund getrampt. Und das ohne einen Cent Geld oder eine Kreditkarte beim Start dabei zu haben.

„Es war sicherlich die anstrengendste Episode der Tramperserie, doch auch eine der skurrilsten und spannendsten“, freut sich der 44-Jährige. In den vergangenen Jahren ist der Extremtramper bereits nur auf Schiffen, auf Motorrädern, mit einem Pferdesulky ohne Pferd, im ÖPNV oder mit einem Tandem per Anhalter gereist.

Nun war er meist mit kleineren Privatflugzeugen unterwegs und reiste von einem Flugplatz zum nächsten, um dort einen Piloten zu finden, der ihn ein Stück weiter mitnehmen konnte. „Kein einfaches Projekt. Niemand weiß vorher so genau, wohin Privatpiloten fliegen, denn anmelden müssen sie ihre Flüge nirgends“, erklärt Steffens.

„Aber irgendwie hat es dann doch immer wieder geklappt. Zur Überraschung vieler Leute aus der Luftfahrt, von denen mir vorher einige prophezeit haben, dass das Projekt nicht umzusetzen sei.“ Geschlafen hat der Airtramper unterwegs so ziemlich überall: Unter freiem Himmel, im Flugzeughallen, in Ausstellungszelten, Hostels und auf Couchen in Fliegerclubs. Verdient hat er sich seinen Unterhalt unter anderem ehrlicher Arbeit wie Putzen, Flugzeuge rangieren, Aufräumen oder in Spanien dann sogar als Straßenmusikant mit einer Ukulele, die er sich dort gebraucht gekauft hat.

Die Gesamtroute führte von Dortmund über Iserlohn, Koblenz, Karlsruhe, Orleans, Bloir, Tour, Le Mans, Poitiers, La Reolle, Bordeaux, Arcachon, Biarritz, San Sebastian, Bilbao, Barcelona, Düsseldorf, Essen/Mühlheim und zurück nach Dortmund.

In Bilbao allerdings hat Steffens eine unfreiwillige Pause einlegen müssen. Fast vier Wochen lang verpasste er einen Flieger nach dem anderen; teils, weil er die Maschinen nicht rechtzeitig hat erreichen können, teils weil ihn zum Beispiel Frachtmaschinen aus Versicherungsgründen nicht mitnehmen konnten. Eine nervenaufreibende Geduldsprobe.

Schließlich jedoch punktete der Airtramper in der Königsdisziplin: Er konnte tatsächlich bei der spanischen Vueling Airline als Anhalter mitfliegen. Von Bilbao nach Barcelona, dann am nächsten Tag weiter nach Düsseldorf. Doch den Weg nach Hause wollte Steffens dann nicht mit dem Zug einschlagen.

Vom Flugplatz Essen/Mühlheim aus konnte ihm die Luftaufsicht in knapp einer Stunde einen Flieger nach Dortmund organisieren. „Das war echt Rekord, schneller ging es noch nie!“, betont Steffens. „Doch hier war es wohl auch eine Frage der Ehre unter Ruhrgebietlern, einen Airtramper von Essen nach Hause zu bringen.“ Unterstützung bekam der Dortmunder auch von seinem Heimatflughafen: Um die Reise von Essen nach Hause zu erleichtern, hat der Airport Dortmund den Piloten, die ihn dort ungeplant abgesetzt haben, die Landegebühren erlassen – eine wirklich nette Geste.

Viel Zeit sich von den Strapazen der Reise zu erholen, bleibt dem Autor jedoch nicht. Schließlich soll aus der einzigartigen Reise wieder eine umfangreiche Reportage, vielleicht auch sein nächstes Buch werden. Nachzulesen ist die Geschichte auch unter: www.airtramper.com.

Autor:

Lokalkompass Dortmund-City aus Dortmund-City

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