Ring frei für das Leben!

Für das Sich-Durchboxen im Leben gibt der Boxsport die richtigen Hilfen: Boxerinnen und Boxer  sind selbstbewusst und weniger ängstlich. Cihan Özdemir trainiert seit drei Jahren im DBS20/40 die Jugendlichen mit Migrationshintergrund. Deren Probleme kennt er aus eigener Erfahrung. | Foto: Schmitz
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  • Für das Sich-Durchboxen im Leben gibt der Boxsport die richtigen Hilfen: Boxerinnen und Boxer sind selbstbewusst und weniger ängstlich. Cihan Özdemir trainiert seit drei Jahren im DBS20/40 die Jugendlichen mit Migrationshintergrund. Deren Probleme kennt er aus eigener Erfahrung.
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Der Dortmunder Boxsportverein 20/50 betreut junge Flüchtlinge.

Mädchen und Jungen im Alter von 10 bis 25 Jahren haben beim Traditionsverein DBS 20/50 schnell ihre sportliche Heimat gefunden.
Unterstützt vom Stadtsportbund führen die DBS-Trainer Mathias Burchardt, Jonas Raguse und Rolf Thielmann mit Flüchtlingskindern aus acht Nationen ein halbjähriges Sporttraining durch.
„Sport kann Hoffnung wecken, wo vorher nur Verzweiflung war“, ist die Devise. Das gilt auch für andere Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund, die beim Verein boxen.

Aber wie kann ausgerechnet ein Kampfsport wie das Boxen zur besseren Integration von Jugendlichen beitragen?

Angst überwinden

Cihan Özdemir kann diese Frage beantworten. Seit 1975 ist er aktives Mitglied im Dortmunder Boxsportverein20/50. „Ich wurde schon in der Grundschule gemobbt, hatte Probleme und war sehr ängstlich. Ein älterer Nachbar, der boxte, hat mich mal mit auf seinen Dachboden mitgenommen, wo er sich einen Trainingsraum eingerichtet hatte.“

Selbstbewusster geworden

stbewusster gewordenAuf diese Weise kam der damalige Grundschüler zum Boxsport: „So konnte ich meine Angst überwinden, bin selbstbewusster geworden. Wenn man einmal gegen einen Anderen in den Ring gestiegen ist, ist die Angst weg.“ Ein Phänomen, das Özdemir bei den Kindern und Jugendlichen beobachten, die er seit drei Jahren auch trainiert: „Viele haben Angst, viele haben auch Probleme in der Schule durch diese Angst.“

Bis zu 50 Kinder trainieren

Das Boxtraining hilft nicht nur dagegen, es hilft auch, den alltäglichen Stress abzubauen. Darüber hinaus gibt es nicht nur Hilfestellungen beim Sport: „Mein Bruder ist Informatiker, und wir geben auch mal schulische Nachhilfe. Oft haben die Schüler Probleme mit Mathe und Deutsch, viele haben auch generell Sprachprobleme.“
Rund 30 bis 50 Kinder trainieren wöchentlich in der Turnhalle der Elsa-Brandström-Schule an der Lange Straße. Auch einige Mädchen sind dabei.

Flüchtlingskinder wirken oft bedrückt

Der DBS20/50 kümmert sich aber auch noch um eine ganz andere Gruppe von Migranten: Einmal in der Woche kommen Kinder aus der Flüchtlingseinrichtung in der Adlerstraße zum Training: „Die Kinder wirken oft sehr bedrückt“, erzählt Dieter Schumann, der Vorsitzende des Boxvereins, der sich schon seit den 70er Jahren für ausländische Mitglieder geöffnet hat. Mit Erfolg: Boxer aus 15 Nationen trainieren beim Verein, sie kommen aus Marokko, Italien, Litauen, Bosnien, Polen, China, Amerika, Israel und vielen anderen Ländern.

Beim Boxen sprechen die Fäuste

Die Flüchtlingskinder verstehen natürlich noch kein Deutsch, eine Übersetzerin hilft, doch eigentlich geht es auch so: „ Beim Boxen sprechen die Fäuste, nicht der Mund.“ In der Adlerstraße hat sich das offenbar auch herumgesprochen: „Erst mussten wir die Kinder ‚mit dem Lasso einfangen‘, jetzt kommen sie von selbst“, erklärt Schumann, der mit seinem Verein noch weitergehende Angebote für die Flüchtlingskinder plant.

Schnupper-Training im Park

„Wir haben noch viel vor, und wollen zum Beispiel eine Freizeitprogramm in den Ferien anbieten.“ Am 16. Mai soll es darüber hinaus ein öffentliches Training zum Reinschnuppern im Westpark geben.
„Wir machen immer nach außen Werbung, unsere Türen sind weit offen für ausländische Freunde“, so Schumann. „ Kameradschaftlich müssen sie sein, und mit dem Deutschlernen, das kriegen wir alles hin.“

Meisterboxer im Verein

Auch der sportliche Erfolg lässt meist nicht lange auf sich warten: „Wir haben gerade drei Meisterboxer aus Tadschikistan im Verein.“ - Und eine Weltmeisterin: Goda Dailydaite ist Weltmeisterin im Superfedergewicht, ist vom Amateur- ins Profilager gewechselt. Nicht gerade Weltmeister, aber Profiboxer kann man durchaus werden, wenn man gut und erfolgreich ist, erklärt Cihan Özdemir. „Wir haben schon gute Erfolge im Verein, waren als Westfalenmeister und in der Bezirksmeisterschaft erfolgreich. Da gibt es gute Chancen für den Nachwuchs“, ist Cihan Özdemir überzeugt.

Das beste Alter, um mit dem Boxen anzufangen, liegt zwischen zehn und 16 Jahren. Weitere Infos zum Boxsport und zum Verein DBS 20/50 gibt es im Internet auf Dortmunder Boxsport.

Infos zum Verein:

Jeder Junge und jedes Mädchen kann nach Vollendung des 10 Lebensjahres am DBS-Training teilnehmen. Ein aktives Boxen ist nicht erforderlich.

Der DBS 20/50 wurde im Jahr 2001 vom „lsb“ mit dem Titel „Anerkannter jugendfreundlicher Sportverein ausgezeichnet.

Das Training führt zur Schnelligkeit und Ausdauer, zum blitzschnellen Erfassen und Handeln und erzieht zu Mut und Selbstvertrauen.

Ehrenmitglieder sind u.a. Ursula Happe, Prof. Dr. Zelotes Edmund Toliver (Amerika), Muhanad Abu Baker (Israel) und Wadin Zinger (Rußland).

Autor:

Lokalkompass Dortmund-City aus Dortmund-City

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