Ein Rundgang durchs neue Fußballmuseum
Großer Bahnhof am Königswall: 160 Medienvertreter richten ihre Kameras und Mikrofone im neuen Fußballmuseum auf Wolfgang Niersbach, der versichert: „Es hat keine schwarzen Kassen gegeben. Und auch keinen Stimmenkauf“, wie der DFB-Präsident versichert.
Angesichts des aktuellen Skandals in dem der Deutsche Fußballbund derzeit steckt, scheint das neue Fußballmuseum kurz vor seiner Eröffnung fast zur Kulisse zu verkommen. „Wir haben die Bewerbung für 2006 mit lauteren Mitteln entschieden“, wehrt sich Niersbach gegen Vorwürfe des Spiegel, gegen die der DFB rechtlich vorgehen will. Es gebe einen offenen Punkt, räumt er ein, dass man die Frage stellen müsse, wofür die 6,7 Mio. Euro verwendet wurden, doch das werde noch intern untersucht.
"An große Momente erinnern"
Und dann erinnert der DFB-Chef schnell, warum er da ist und schwenkt vom Sommermärchen, das es erst möglich gemacht habe, zum neuen Fußballmuseum, welches am Sonntag offiziell eröffnet wird. Vom Jahrhundertprojekt spricht er, das kein anderer Fußballverband so umfassend habe, wie Dortmund, denn hier im Fußballmuseum gehe es nicht nur um den Profifußball, sondern um alle fast 26 000 Vereine. Der Präsident hofft, dass es den Fußballfans viel Spaß macht, sich die großen Momente im Fußballtempel wieder in Erinnerung zu rufen.
"Hier ist der Fußball zuhause"
„Selten habe ich Mitarbeiter der Stadt so glücklich gesehen“, berichtet Oberbürgermeister Ullrich Sierau von über 1000 Verwaltungskollegen, die das Museum vorab im Testlauf besuchten. Für ihn ist das DFB-Museum mehr als eine neue Attraktion: „Wir sind eine Stadt, in der der Fußball Zuhause ist und es hat sich absolut gelohnt den Zuschlag zu bekommen“, hält er Kritikern entgegen, die befürchten, dass der Fußballtempel nicht genügend Besucher anlockt.
Kostendeckend bei 270.000 Besuchern
Und das müssen rund 270 000 pro Jahr sein, damit er kostendeckend ist.
„Wir sind kein subventioniertes Haus“, betont Museumsdirektor Manuel Neukirchner zu dem Eintrittspreis, der zu Spitzenzenten bei 17 Euro (Online-Tickets sind günstiger) liegt. Bei rund 600 Filmen und der Erlebnisdichte, die das Museum biete, sei das absolut gerechtfertigt. „Das ist genausoviel, wie ein Stehtplatz für ein Bundeligaspiel kostet“, fügt er hinzu.
„Wir haben hier etwas, was die Welt noch nicht gesehen hat“, setzt Sierau auf die Begeisterung der Fußballfans und das Dortmunder Museum sei noch ein Gutes Stück besser, als das in Manchester.
1600 Exponate erzählen Geschichten
„Auf 3000 qm zeigen wir nicht nur Exponate hinter Glas, sondern man kann Fußball interaktiv erleben“, erklärt Neukirchner das Konzept, das mit einem Minispielfeld und Dribbelparcours im Erdbeschoss über die nachgebaute brasilianische Bahia-Bar, wo Sommermärchenfans im Expertenquiz gegeneinander antreten können, bis zu einer Wand mit Ball, an der Besucher Fischers Schuss nachstellen können. „Ballfahrtsort“, das sei sein Museum für begeistere Fans, so der Direktor.
"Großartig: Der Ball von Bern"
Hier fahren die Fans nach der Multifunktionsarena begleitet von Fangesängen und -gesichtern per Rolltreppe in die erste Halbzeit und stehen plötzlich vor dem Ball. Dem vom Wunder von Bern. „Davor zu stehen ist etwas ganz Großartiges“,meint Niersbach im Blitzlichtgewitter.
In Zeitlupe können Fans das Wembleytor verfolgen und abstimmen ob der Ball drin war. Hier ist das Stadion von Rom nachgebildet, eine ganze Station der Nr. 5, dem Kaiser, gewidmet. Gerd Müllers Endspieltrikot hängt hier, das Meistertrikot von Netzer, der Ball von 72 und auch Fischers schönstes Tor ist noch einmal zu erleben.
Pause im WM-Bus einlegen
Pausieren kann man im WM-Bus von 2014 oder auf Löws Trainerbank. Und selbst der Fußballexperte lernt noch was dazu. Zu den 25 Stunden Film, die hier auf Fans warten zählt auch ein Show auf einem riesigen Fußball, welche die schönsten Momente der WM im Deutschland Revue passieren lässt. Bilder von der Nationalmannschaft am brasilianischen Strand und feiernde Fans auf dem Alten Markt sorgen für glänzende Augen.
Gänsehaut-Momente
„Es sind die großen Momente, die hier wieder lebendig werden“, sagt Niersbach neben Götzes Schuh hinter Glas nach einem Schnelldurchgang in die Mikrofone. „Ich glaube, dass es viele gibt, die wiederkommen“ hat das DFB-Museum für Ullrich Sierau durch seine „fantastischen Ausstellungstücke“ Gänsehaut-Atmoshäre. Sein Favorit: Das Schreiben von Schön an Herberger. Aber das Dortmunder Stadtoberhaupt hat natürlich auch das Drumherum im Blick. „Wenn sich die Zuschauerzahlen einstellen, gibt es eine riesige Frequenz in der Stadt, Das freut die Einzelhändler und die Gastronomen und ist gut für das Image.
Öffnungszeiten
Nach der Eröffnungsgala mit gelanden Gästen am Freitag und der offiziellen Eröffnung am Sonntag (25.) öffnet das Museum Dienstag bis Sonntag von 9 bis 18 Uhr.
Zahlen
25 Stunden Filmmaterial bietet das DFB-Museum.
1600 Exponate werden gezeigt, die schwer zu bekommen waren. Alle erzählen eine Geschichte.
1123 Meter trabt ein Schiri rückwärts pro Spiel.
Ein Unparteiischer verdient pro gepfiffenem Juniorenspiel 10 bis 15 Euro, in der Bundesliga 3800 Euro.
Für den Eröffnungstag, Sonntag 25 .Oktober, sind schon viele Karten gebucht. Besucher sollten grundsätzlich auf Nummer sicher gehen und online Zeitfensterkarten vorbuchen.
3,6 Mio wurden ins Museum investiert.
Das Museum beschäftigt zum 1. November 100 Mitarbeiter.
Laut einer Studie wird mit regionalen Umsätzen von rund 19 Mio. Euro pro Jahr gerechnet.
Autor:Antje Geiß aus Dortmund-City |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.