Nicht so voll, wie gedacht: Gottesdienste, Lieder und Kirche mal ganz anders
Der Kirchentag in Dortmund ist eröffnet
"Meine Generation stellt euch die Zukunftsfrage", sagt Maxi auf der großen Bühne auf dem Friedenssplatz bei der Eröffnung des Kirchentages in Dortmund. Viele junge Zuschauer sitzen auf dem Boden, das grüne Tuch auf dem Kopf als Sonnenschutz. "Kann ich darauf vertrauen, dass die Erde, auf der ich stehe, morgen noch da ist?" fragt Maxi und spricht damit eins der großen Themen des Protestanten-Events an.
Was für ein Vertrauen ist die Losung des Kirchentags und der junge Redner auf der Bühne vorm Rathaus bringt es gleich auf den Punkt: Die Frage hat es in sich "Kann ich dir wirklich vertrauen?", denn diese Frage sei doch eigentlich eine Misstrauensfrage. "Und Greta" heißt es weiter, "hat die Antwort gegeben. "ich will nicht eure Worte, sondern ich will Taten sehen", sagte die junge Schwedin.
"Ein erster Schritt wäre es doch, dass uns eure Generation endlich ernst nimmt", fügt Maxi hinzu.
Ich glaub, ich steh im Wald
Während sich rund um die Friedenssäule einige Regenschirme als Sonnenschutz aufgespannt haben, fragt eine Wiesbadenerin "Ist das die Marienkirche?" ihren Mann mit dem Plan in der Hand. "ich glaube ich stehe im Wald" steht neben den beiden auf dem Schild. Sie stehen vor der Petrikirche. "Wunderschön" schwärmt eine Kirchentagsbesucherin, die ihnen die Tür zum Kirchenwald aufhält. Die erste Dortmunder Kirche, auf die Kirchentagsgäste vom Hauptbahnhof zulaufen, duftet im Sommer nach Tannengrün. Ein LKW voll Rindenmulch, Sand und Tannen hat die Stadtkirche in einen Wald mit Fühlpfad verwandelt. Barfuß wandeln die Gläubigen über Pfade durch Nadelbäume zu Greifkisten. Auch hier ist Vertrauen gefragt.
Kritik am Kirchenstaat
Und während immer mehr Auswärtige mit grünen Schals die Katharinentreppe hochströmen, haben auch die Kritiker schon Position bezogen. Am Mönchenwordt fordern sie unterm "Kirchenstaat" Transparent, dass der Kirchentag sich selbst bezahlt. Kritisch sehen die Millionen, welche die Stadt Dortmund in den Kirchentag investiert hat, auch die Linken. Mit Helfer-Shirts leicht zu erkennen, sorgen viele Junge mit Seilen als mobile Sperren dafür, dass es kein Gedränge gibt. Auf dem Hansaplatz zur Eröffnung sowieso nicht.
"Endlich sind wir hier!"
Überschaubar gut gefüllt ist der Friedensplatz beim Eröffnungsgottesdienst, viel mehr Menschen sind auf dem Ostwall, die sich über den gesamten Wall verteilen. Hunderttausend Besucher, wie erwartet, sind wohl nicht gekommen. Von Gedränge oder Überfüllung keine Spur, als Kirchentagspräsident Hans Leyendecker Tausende Zuhörer begrüßt: "Endlich sind wir hier." Und er bedankt sich bei den Jungen, dass sie so cool sind und so laut und das nicht nur freitags. Und die jubeln, als er den Kirchentag bei schönstem Sonnenschein, trotz angekündigter Gewitter, für eröffnet erklärt. "Ein Staatsdiener wurde hingerichtet, das ist gottlos", erinnert der Kirchentagspräsident an schlechte Nachrichten, "dagegen müssen wir was machen", ruft er auf. Und dann wird gesungen. Gute Nachrichten gibt's für alle Kirchentagsbesucher übrigens vor der Reinoldikirche, wo Schauspieler hoch oben im Baum sitzen und sie vorlesen.
Autor:Antje Geiß aus Dortmund-City |
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