Telefonaktion mit Experten beim Stadt-Anzeiger
Wenn’s im Rücken zwickt

Viele Fragen, auch zur Vorbeugung beantworteten den Stadt-Anzeiger-Lesern bei der Telefon-Aktion AOK-Bewegungsexpertin Martina Ries und Prof. Dr. Tobias Schulte, Direktor der Universitätsklinik für Orthopädie am Kath. Klinikum Bochum. | Foto: Foto: Jockisch
  • Viele Fragen, auch zur Vorbeugung beantworteten den Stadt-Anzeiger-Lesern bei der Telefon-Aktion AOK-Bewegungsexpertin Martina Ries und Prof. Dr. Tobias Schulte, Direktor der Universitätsklinik für Orthopädie am Kath. Klinikum Bochum.
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Experten gaben bei der Aktion des Stadt-Anzeigers Tipps am Telefon Zwei Experten, zwei Telefone und viele Fragen: Während der Telefonaktion des Stadt-Anzeigers zum Thema ‚Rücken‘ glühten die Drähte. Viele Dortmunder nutzten die Gelegenheit, sich von Prof. Dr. Tobias Schulte (Direktor der Universitätsklinik für Orthopädie am Kath. Klinikum Bochum) und Martina Ries (AOK-Bewegungsberaterin und Diplom-Sportwissenschaftlerin) beraten zu lassen.

Rückenschmerzen sind zur Volkskrankheit unserer Gesellschaft geworden. Die Wirbelsäule trägt die ganze Last des Lebens, bis es irgendwann zwickt und zwackt im Kreuz.

Fragen an Prof. Dr. Tobias Schulte:
Was kann ich vorbeugend tun, damit ich möglichst keine Rückenschmerzen bekomme?

Mangelnde Bewegung, Übergewicht oder Stress – die Liste möglicher Auslöser für Rückenschmerzen ist lang. Die gute Nachricht: Jeder kann selbst eine Menge dazu beitragen, um die Entstehung von Rückenschmerzen zu verhindern. Gerade der Jahreswechsel ist eine optimale Gelegenheit, die guten Vorsätze auch in die Tat umzusetzen: Übergewicht und Bluthochdruck vermeiden, Nichtrauchen, auf normale Blutfettwerte achten. Ideal ist ein aktiver Lebensstil mit regelmäßiger Bewegung und ein guter Trainingszustand des eigenen Körpers.

Wird der Verschleiß an der Wirbelsäule vor allem operativ behandelt?

Nein, nur ein ganz kleiner Teil der Patienten muss schlussendlich operiert werden. Die meisten können gut konservativ behandelt werden. Verschiedenste konservative Behandlungsmethoden sind zunächst sicher vorzuziehen.

Wie lange dauert es, bis ich nach einem Bandscheibenvorfall wieder gesund bin?
Die schlechte Nachricht zuerst: Verschleiß ist prinzipiell unumkehrbar. Eine durch Verschleiß veränderte Bandscheibe wird nie wieder eine gesunde Bandscheibe werden. Die gute Nachricht dabei ist: Verschleiß in der Wirbelsäule zu haben bedeutet nicht, permanent Schmerzen zu haben. Viele Menschen haben zwar einen kleinen Bandscheibenvorfall, aber keine Beschwerden. Langfristig sollte man etwas für seinen Rücken tun.

Wer entscheidet, ob ich operiert werden muss, wenn ich eine Einengung des Wirbelkanals (Spinalkanalstenose) habe?

Die Entscheidung für eine Operation trifft der Patient, der ärztlich umfassend beraten werden sollte. Den meisten Patienten geht es um die Verbesserung der Lebensqualität. Die Gretchen-Frage, für den Patienten lautet: „Sind es mir die Beschwerden wert, dass ich mich unter Berücksichtigung meiner Gesamtsituation und realistischer Erwartungen, was die Chancen auf Besserung angeht, den Risiken einer Operation aussetzen möchte?“

Welche Bedeutung haben Rückenschmerzen für unsere Gesellschaft?
Sie gehören zu den häufigsten Krankheitsbildern in unserer Gesellschaft und sind ein häufiger Grund für Arbeitsunfähigkeit und Frühberentung. Rückenleiden kommen dem Gesundheitssystem teuer zu stehen, insbesondere wenn die Beschwerden chronisch werden.

Fragen an Martina Ries:
Gibt es Sportarten, die besonders gut für den Rücken und die Rückenmuskulatur sind?
Gehen, Wandern, Walking, Nordic-Walking, moderates Lauftraining, Schwimmen, Wassergymnastik, Funktionsgymnastik sowie zahlreiche weitere, moderat betriebene Sportarten sind gesund für den Rücken. Bei alternierenden Bewegungen wie beim Gehen und Laufen kommt es zu einer Be- und Entlastung der Bandscheiben, was sich positiv auf deren Stoffwechsel und die wirbelsäulenstabilisierende Muskulatur auswirkt.

Welche spezifischen Angebote für den Rücken gibt es bei den gesetzlichen Krankenkassen?
Alle gesetzlichen Krankenkassen und so auch die AOK NORDWEST fördern qualitätsgesicherte Leistungen zur Primärprävention und bieten ihren Versicherten verschiedene Gesundheitskurse zur Vorbeugung an. Dazu gehören auch spezielle Angebote für den Rücken. Die Kosten für qualitätsgesicherte Gesundheitsangebote anderer Institutionen wie VHS werden von den Krankenkassen anteilig erstattet.

Gibt es auch Angebote für Patienten, die bereits Rückenprobleme haben?
Ja, einige Krankenkassen bieten auch spezielle Bewegungsprogramme für Patienten mit Rückenbeschwerden an. Bei akuten Beschwerden sollte zunächst eine Intervention durch den Physiotherapeuten erfolgen, bevor die genannten Bewegungsprogramme und gegebenenfalls Rehabilitationssport unterstützen. Die AOK NORDWEST zum Beispiel bietet das Programm ‚Chronische Rückenbeschwerden’ an, das gezielt die Muskulatur aufbaut und stärkt.

Ich habe eine sitzende Tätigkeit und obwohl mein Arbeitsplatz ergonomisch eingerichtet ist, habe ich Rückenprobleme. Was kann ich tun?
Wir sind im digitalen Zeitalter angekommen und haben vermehrt sitzende Berufe, bis hin zu papierlosen Büros. Selbst das Aufstehen für das Holen eines Ordners entfällt. Das Problem: Wer länger als acht Stunden am Tag sitzt, stirbt laut einer Studie zum Sitzen früher. Der Ausweg: Es gilt zwei Regeln zu beherzigen: Alle 55 Minuten aufstehen und fünf Minuten bewegen sowie 3.000 Schritte über den Tag verteilt gehen. Das gilt auch für Sportler, die abends nach der Arbeit körperlich aktiv sind. Wer diese Regeln beherzigt, hat einen niedrigeren Body-Maß-Index, hält den Stoffwechsel der Bandscheibe und der Rückenmuskulatur aufrecht und schützt sein Herz. Rund 80 Prozent der Menschen haben mindestens einmal in ihrem Leben mit Rückenschmerzen Bekanntschaft gemacht.

Autor:

M Hengesbach aus Dortmund-City

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