Corona Verdachtsfälle in Dortmund
Stadt: Es gibt noch keine bestätigten Infektionen

Krankenhäuser sind vorbereitet auf Coronavirus-Verdachtsfälle. In Kliniken kommen FSP2-Masken, wie hier im Foto aus dem evangelischen Krankenhaus Wesel, täglich zum Einsatz. In vielen Apotheken sind Mundschutz und  Masken ausverkauft. | Foto: EvK Wesel
  • Krankenhäuser sind vorbereitet auf Coronavirus-Verdachtsfälle. In Kliniken kommen FSP2-Masken, wie hier im Foto aus dem evangelischen Krankenhaus Wesel, täglich zum Einsatz. In vielen Apotheken sind Mundschutz und Masken ausverkauft.
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"Nur bei einem bestätigten Verdachtsfall werden solche Maßnahmen ergriffen", sagt Anke Widow, Sprecherin der Stadt Dortmund zu einem Coronavirus-Verdachtsfall  an der Dortmunder Winfried Grundschule. Daher werde die Grundschule an der Ruhrallee auch morgen, zum jetzigen Stand der Erkenntnisse, geöffnet sein. 
"Es gibt Verdachtsfälle in Dortmund", stellt die Presse-Sprecherin klar. "Doch bislang handle es sich nur um Verdachtsfälle". Es seien keine bestätigten Fälle.  Am, Freitag, 28. Februar, werde die Stadt Dortmund um 12 Uhr bei einer Pressekonferenz rund um das Thema Coronavirus informieren. 
Heute morgen forderte die Dortmunder CDU eine Stellungnahme der Stadtverwaltung Dortmund zur Coronavirus-Gefahr.

CDU fordert Stellungnahme

Die CDU-Fraktion sorge sich angesichts der rasch ansteigenden Zahlen von bestätigten Coronavirus-Erkrankungen in ganz Deutschland um die Gesundheit der Dortmunder. Zur nächsten Sitzung des Ausschusses für Soziales, Arbeit und Gesundheit am 10. März haben die Christdemokraten das Thema daher per Dringlichkeitsanfrage auf die Tagesordnung gesetzt.
„In den vergangenen Tagen war in den Medien bereits das ein oder andere zu lesen. Wir verlangen von der Verwaltung nun eine detailliertere Darstellung der gegenwärtigen Situation: Wer hat im Ernstfall welche Verantwortlichkeiten? Was macht der städtische Krisenstab? Welche Vorbereitungen trifft das Gesundheitsamt? Wie reagiert die Stadt, wenn sich der COVID-19-Erreger in Dortmund ausbreiten sollte? Welche Kapazitäten hat das Klinikum? Kurzum, wir fordern einen umfassenden Bericht zur aktuellen Lage und möchten zugleich die Hintergründe beleuchtet wissen“, erklärt Justine Grollmann, sozialpolitische Sprecherin der Dortmunder CDU-Fraktion.

Ausschuss berät Thema öffentlich

Da die Anfrage im öffentlichen Teil der Sitzung behandelt werden soll, bietet sich Interessierten die Möglichkeit, umfassendere Informationen und Einblicke zur aktuellen Gefährdungslage in Dortmund zu erhalten. Die kommende Sitzung des Sozialausschusses beginnt am 10. März um 15 Uhr im Ratssaal des Dortmunder Rathauses.
Das neuartige Coronavirus mit der offiziellen Bezeichnung „SARS-CoV-2“ hat sich zuerst in China und nun auch in Norditalien ausgebreitet. Die Ausbreitung hat neben den gesundheitlichen Folgen für viele Personen vor allem Auswirkungen auf das Leben und Arbeiten in den betroffenen Regionen und auf Geschäftsbeziehungen in diese Regionen. In China sind nahezu alle Wirtschaftssektoren von der Coronavirus-Epidemie betroffen, die Wirtschaft dort ist wegen der vielerorts von der Politik angeordneten Schließungen sämtlicher Bildungseinrichtungen und Produktionsstätten sowie Ausgangssperren in vielen Bereichen zum Erliegen gekommen.

IHK  informiert: 

Gut 300 Unternehmen aus Dortmund, Hamm und dem Kreis Unna sind in China aktiv. „Die Auswirkungen auf unsere regionale Wirtschaft sind zurzeit noch schwer abzuschätzen. Aber es zeigt sich schon jetzt, dass Lieferketten und Produktionsnetzwerke in Mitleidenschaft gezogen werden“, sagt IHK-Präsident Heinz-Herbert Dustmann. Es könne dazu kommen, dass auch hiesige Produktionen durch fehlende Bauteile aus China gänzlich zum Erliegen kommen. „Derzeit kann dies teilweise durch noch vorhandene Lagerbestände kompensiert werden. Doch auch der Absatzmarkt China ist betroffen, für regionale Produkte drohen je nach Branche Verluste“, so Dustmann.

Auf ausbleibende Lieferungen einstellen

Daher sollten sich Unternehmen auf ausbleibende Lieferungen und mögliche alternative Lieferanten einstellen sowie Gespräche mit ihren Transportversicherern führen. Die Transportkosten von und nach China beispielsweise dürften aufgrund wegfallender Kapazitäten (gestrichene Cargo-Flüge) und gestiegenem Lieferdruck vieler Beteiligter steigen. Positiv ist, dass laut Robert-Koch-Institut mit dem Virus kontaminierte Lieferungen sehr unwahrscheinlich sind.
Ähnliches gilt auch für den italienischen Markt. Italien ist für die NRW-Wirtschaft der sechstwichtigste Absatzmarkt mit einem Handelsvolumen von gut 21 Milliarden Euro. 345 Unternehmen aus der IHK-Region sind dort aktiv.

In Italien wächst die Sorge

In Italien wächst die Sorge vor wirtschaftlichen Auswirkungen auf das gesamte Land, da die am stärksten betroffenen Regionen im Umfeld von Mailand auch zu den wirtschaftsstärksten in Italien gelten. Einige Orte sind bisher abgeriegelt worden, drastischere Maßnahmen werden erwogen.
Vor diesem Hintergrund mahnt IHK-Präsident Dustmann zur Besonnenheit. „Unternehmen sollten ruhig und überlegt agieren und sich regelmäßig informieren. Zu Kurzschlussreaktionen besteht kein Anlass. Die internationalen und gerade die deutschen Behörden handeln souverän und mit Weitblick.“

Auswärtiges Amt informiert

Für Dienstreisen nach China sollten Unternehmen die Gesundheit ihrer Mitarbeiter in den Vordergrund stellen, auch, wenn chinesische Produktionsbetriebe wieder anlaufen. Hierzu bietet das Auswärtige Amt aktuelle Informationen wie Teilreisewarnungen und Ratschläge an, die bei der Entscheidung helfen können. Auch die Wiederaufnahme von gestrichenen Flugverbindungen kann ein Indiz sein, wann Geschäftsreisen wieder als vertretbar angesehen werden können. Aktuelle Informationen und Antworten auf häufig gestellte Fragen im Wirtschaftsbereich bietet auch die Auslandshandelskammer China. Ähnliches ist für Dienstreisen nach Italien und andere betroffene Regionen zu beachten.

Was Firmen und Beschäftigte tun können

Die IHK informiert, was Unternehmen und MItarbeiter tun können: "Die World Health Organization (WHO) hat einen internationalen Gesundheitsnotstand ausgerufen. Coronaviren können beim Menschen Krankheiten verursachen, die von leichteren Erkältungskrankheiten bis hin zu schwereren Krankheiten wie MERS (Middle East Respiratory Syndrome), SARS (Severe Acute Respiratory Syndrome) und aktuell COVID-19 (Coronavirus Disease 2019) reichen. Infektionen des Menschen mit Coronaviren verlaufen meist mild und asymptomatisch. Es können Atemwegserkrankungen mit Fieber, Husten, Atemnot und Atembeschwerden auftreten. In schwereren Fällen kann eine Infektion eine Lungenentzündung, ein schweres akutes respiratorisches Syndrom, ein Nierenversagen und sogar den Tod verursachen, meist bei Personen, deren Immunsystem geschwächt ist." 

Infektionsrisiko minimieren

Dr. Anette Wahl-Wachendorf, Geschäftsführerin und ärztliche Direktorin des Arbeitsmedizinischen Dienstes (AMD) der Berufsgenossenschaft (BG) Bau erklärt auf deren Internetseite, wie – nicht nur – international tätige Unternehmen und deren Beschäftigte das Infektionsrisiko minimieren können.
Die Unternehmen sollten auf Reisewarnungen des Auswärtigen Amtes achten und klären, ob Reisen zwingend erforderlich sind. “Lassen sich die Reisen nicht verschieben, sollte ein Betriebsarzt klären, ob der reisende Mitarbeiter chronisch krank ist oder ein geschwächtes Immunsystem hat“, rät Wahl-Wachendorf. „Denn diese Menschen sind besonders gefährdet.“ Deutsche Unternehmen mit Reisenden in China und seinen Nachbarländern sollten zudem den engen Austausch mit den Gesundheitsbehörden im jeweiligen Land suchen.

Hygienemaßnahmen empfohlen

Um das Infektionsrisiko gering zu halten, werden für das Coronavirus dieselben Hygienemaßnahmen empfohlen, die auch bei einer gewöhnlichen Influenza gelten. Denn wie bei der Influenza wird diese ebenso über Tröpfcheninfektion von Mund und Nase übertragen. Konkret bedeutet das: Oft die Hände waschen und Desinfektionsmittel bei sich führen, außerdem Händeschütteln und den Besuch großer Veranstaltungen oder Menschansammlungen meiden.
Auch ein Mundschutz kann vor einer Infektion schützen. „Der Träger sollte jedoch darauf achten, dass der Schutz korrekt sitzt, damit Erreger nicht seitlich eindringen können. Je nachdem, wie viel man spricht und wie feucht der Mundschutz wird, sollte man ihn mindestens zwei bis dreimal täglich wechseln“, so Wahl-Wachendorf.
Beschäftigte stehen auch im Ausland unter dem Schutz der gesetzlichen Unfallversicherung, wenn sie vorübergehend entsandt werden oder über die Auslandsversicherung der jeweiligen Berufsgenossenschaft abgesichert sind. Dementsprechend kann auch eine Infektion mit dem Coronavirus als Versicherungsfall anerkannt und entschädigt werden, wenn sich der Beschäftigte nachweislich während seiner beruflichen Tätigkeit infiziert.

Spezialisten helfen in der Mongolei

Am Sonntag wird das ehrenamtliche Schnelleinsatzteam des Arbeiter-Samariter-Bundes in die Mongolei reisen, um das an China grenzende Land bei den Vorbereitungen auf einen möglichen Ausbruch des Coronavirus zu unterstützen. Die mongolischen Behörden hatten die Weltgesundheitsorganisation (WHO) explizit um Unterstützung gebeten. Das Team ist weltweit das einzige WHO-klassifizierte Emergency Medical Team (EMT) mit einer Spezialisierung im Bereich Infektionsprävention und Kontrolle und wurde deshalb von der WHO angefragt.

Dortmunder: Unsere Expertise einbringen

 Zu dem sechsköpfigen ASB-Team gehört auch der Dortmunder Hendrik Kirchner: „Schwerpunkt unseres Einsatzes wird sein, gemeinsam mit den mongolischen Gesundheitsbehörden Krankenhäuser und Gesundheitszentren auf Patienten vorzubereiten, die an dem neuen Coronavirus erkrankt sind. Wir werden unsere Expertise sowohl in die strategischen Planungen mit dem mongolischen Gesundheitsministerium und der WHO einbringen als auch Mitarbeiter in Krankenhäusern durch maßgeschneiderte Trainings auf den sicheren Umgang mit Verdachtspatienten vorbereiten“, erklärt der 44-jährige Rettungsassistent, der seit 2011 dem Spezialteam angehört, den Einsatz. Kirchner wird sich als technischer Leiter der Trainings während des Einsatzes vor allem auf die Schulung von Mitarbeitern konzentrieren:

Infektionsprävention ist wichtiger Baustein

„Die Infektionsprävention gerade im Gesundheitssektor ist ein wichtiger Baustein im Kampf gegen das Coronavirus.“ Der wissenschaftlich evidenzbasierte Ansatz des Teams und die praktischen Erfahrungen aus vorangegangenen Einsätzen machen es möglich, die Trainingsmodule an die Ausstattung und die Ausbildung der lokalen Mitarbeiter anzupassen. „Dass die mongolischen Gesundheitsbehörden und die WHO unseren IPC-Ansatz und unsere Expertise gezielt als Unterstützung angefragt haben, ist eine große Bestätigung für uns“, so Kirchner.

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Autor:

Antje Geiß aus Dortmund-City

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