Mit dem Taliban red ich nicht
Behandlung muslimischer Patienten mit Psychoseerfahrung
Gast im April-Psychoseseminar war Dr. Jörg Hahn, LWL-Klinik Dortmund
Dr. Jörg Hahn konvertierte 2011 zum Islam und gab im Psychoseseminar einen Überblick über die Grundlagen seines Glaubens und den daraus abzuleitenden Behandlungsempfehlungen.
Laut Dr. Hahn finden sich im Koran zwar keine systemischen Abhandlungen zu psychischen Erkrankungen, aber bereits im frühen Islam wurden sie mit somatischen Erkrankungen gleichgesetzt. Tod, Krankheit und Leiden sind keine Strafe für bestimmte Handlungen, sondern eine Prüfungssituation für Muslime. Moderne Therapieangebote stehen nicht im Widerspruch zum Islam, da die Koranverse im historischen Kontext zu sehen sind und immer wieder neu und aktuell ausgelegt werden müssen.
Seit acht Jahren arbeitet Dr. Hahn auf der Geschlossenen Abteilung der LWL-Klinik in Dortmund-Aplerbeck. Ein Großteil seiner Patienten ist muslimischen Glaubens. Die strikte Aufgabenteilung zwischen Arzt und Seelsorger gibt es für gläubige Muslime nicht, da es im Islam keinen religionsfreien Raum gibt. Und der Arzt sowie die Medizin sind lediglich Mittel Gottes zur Heilung.
Muslime werden überwiegend von Nichtmuslimen behandelt und fühlen sich dann häufig nicht ernst genommen, sagt Dr. Hahn. Dabei seien es oft nur Kleinigkeiten, die Wertschätzung und Akzeptanz vermitteln. Zum Beispiel die Möglichkeit zum Gebet und die Bereitstellung eines Teppichs dafür. Auf die Frage, ob er wegen seines Glaubens schon einmal von nichtmuslimischen Patienten abgelehnt wurde, schmunzelt er. „Mit dem Taliban red ich nicht“, sei durchaus schon gesagt worden, wäre aber die große Ausnahme und in einem ruhigen Gespräch ließen sich Irritationen und Missverständnisse in der Regel ausräumen.
Veranstalter des Psychoseseminars ist die Gesellschaft für seelische Gesundheit, www.gsg-Dortmund.de.
Die Verantwortlichen der Gesellschaft für seelische Gesundheit (GSG) entwickeln das Programm des Psychoseseminars in Kommunikation mit den Besuchern entsprechend deren Bedürfnissen und Interessen. Dabei wird wie der Veranstaltungskalender zeigt ein umfangreiches Themenspektrum abgedeckt. Die aktuellen Termine können auf der Homepage der GSG eingesehen werden.
Interessierte sind herzlich eingeladen.
Die Teilnahme ist kostenlos.
Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
Autor:Sylvia Spiegel aus Dortmund-City |
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