Dortmund: Vier Corona-Verdachtsfälle
Krisenstab der Stadt rechnet am Wochenende mit den Ergebnissen der Tests
Sechs Corona-Verdachtsfälle waren in Dortmund gemeldet, bei zwei von ihnen konnte die Stadt Dortmund heute bei einer Presse-Konferenz im Gesundheitsamt den Verdacht schon ausräumen, bei den anderen Patienten wird am Wochenende mit den Ergebnissen der Tests gerechnet. Fest steht: Es gibt derzeit keine bestätigten Verdachtsfälle in Dortmund. "Aber das kann sich jederzeit ändern", sagt der Leiter des Dortmunder Gesundheitsamtes. "Der Fall eines Schülers hat zur Verunsicherung geführt. Ich persönlich gehe nicht von einem positiven Ergebnis aus", informiert Amtsleiter Dr. Frank Renken zu einem Verdachtsfall an der Winfried-Grundschule, "aber es war richtig, dass wir den Schüler untersucht haben."
Dem Kind, welches in der Kinderklinik behandelt wurde, gehe es schon besser. Die Schule war heute geöffnet. Veranstaltungen in Dortmund laufen wie geplant. "Und solange wir in Dortmund keinen einzigen Corona-Fall haben, gehen wir auch nicht davon aus, dass wir es mit einem in der Bevölkerung zirkulierenden Virus haben. Dies gilt für Dortmund noch nicht", fügt der Mediziner hinzu.
Klassenfahrten stehen auf der Kippe
"In diesen Zeiten schüttelt man sich ja nicht mehr die Hand", eröffnet Oberbürgermeister Ullrich Sierau die Pressekonferenz zur Lage in Dortmund. Und spricht von dem Coronavirus als einer Herausforderung, die nicht ganz ohne sei. Verdachtsweise sei Corona in Dortmund angekommen und die Lage sie hochdynamisch. "Auf Landesebene bemüht man sich darum, eine klare Lage zu bekommen", spricht der Oberbürgermeister Klassenfahrten und Skifreizeiten und Kostenübernahmen an. "Angesichts des Gefährdungspotentials gehöre Mut und Verantwortungsgefühl dazu, als Schule den Schülern jetzt den Spaß zu nehmen und Fahrten abzusagen. Oft seien die Reisen schon bezahlt. "Da müssen auch Lösungen finanzieller Art gefunden werden", fordert Sierau, Da sei auch die Bundes- und Landesebene gefragt. Und von denen wünsche er sich eine klare Linie.
Krisenstab lange vorbereitet
Für den Krisenstab seien in Dortmund sie Systeme schon sehr früh hochgefahren worden. "Das ganze Thema ist nicht nur rational, sondern auch hoch emotional", weiß Sierau von der Sorge rund um den Coronavirus. "Ob jemand eine Kreuzfahrt von Singapur nach Malaysia machen will, da sind die Menschen in der Lage, das für sich zu entscheiden", sagt das Stadtoberhaupt. Und erinnert an die Grippewelle: "Wir haben über 100.000 Grippeerkrankungen und schon 160 Todesfälle, Das sind mehr als durch Corona."
"Situation kann sich ändern"
Von sechs Verdachtsfällen auf das Coronavirus seien zwei unauffällig und noch keiner bestätigt, rechnet Dr. Frank Renken vor. Das sei die aktuelle Situation in Dortmund, "aber die kann sich jederzeit ändern", betont er. In Dortmund habe man es nicht mit einem in der Bevölkerung zirkulierenden Virus zu tun, noch nicht. "Nichtsdestotrotz gehen wir sorgfältig damit um, spricht er die gemeinsame Planung mit den Kliniken an. "Ab diesem Wochenende wird, wenn ein Verdachtsfall geäußert wird, das mit dem Gesundheitsamt besprochen und häusliche Quarantäne angeordnet.", erklärt der Leiter des Gesundheitsamtes das neue Vorgehen. "Eine Aufnahme im Krankenhaus erfolgt dann, wenn die medizinische Lage es rechtfertigt", sagt er zu Verdachtsfällen mit schweren Symptomen.
Gesundheitsamt macht Test-Abstriche
Im Krisenstab denke man ein bis zwei Schritte weiter, "wir denken nicht, dass wir die Insel der Glücksseeligen sind, auch wenn wir keinen einzigen Fall haben, ist nicht damit zu rechnen, dass ausgerechnet Dortmund ausgespart wird," stellt der Mediziner klar. Niemand könne versprechen, dass es zu keiner Ansteckung komme, "aber wir versuchen die Ansteckung gering zu halten."
Das Vorgehen: Ab Montag werden im Gesundheitsamt Abstriche zum Test auf das Virus im Gesundheitsamt durchgeführt. In einige Arztpraxen sei es zu Engpässen bei Mundschutz und Material gekommen. Daher ergänze das Gesundheitsamt am Hohen Wall 9 jetzt die Diagnostik in Dortmund.
Klinikum will Tests auswerten
Das Klinikum bemühe sich nächste Woche die Auswertung der Tests direkt vor Ort durchzuführen. Bislang wurden die sechs Testabstrich-Proben vom Gesundheitsamt nach Berlin ins Labor der Charité per Post geschickt. So werden Dortmund bald früher Untersuchungsergebnisse haben. "Denn nur zertifizierte Labore bieten Tests mit zuverlässigen Ergebnissen", weiß Dr. Renken, zukünftig werden mehr qualitätsgesicherte Labore diese Testarten anwenden. "Hausärzte können das nicht", sagt der Amtsleiter zur Auswertung der Abstriche, die schnell verschickt werden müssen. Und der Arzt erklärt: Beim Coronavirus sei die Erregerdichte früh im hinteren Rachenraum und in den oberen Atemwegen, was zu schneller Ansteckung für andere führe.
Dr. Renken: "Jeder kann viel selber machen"
"Wir können sehr viel selber machen", betont Dr. Renken, "Jeder kann durch seine Verhalten sein Risiko beeinflussen." Fünf der Dortmunder Verdachtsfall-Patienten seien stationär in Kliniken untergebracht, eine Patientin in häuslicher Quarantäne, ihr Ergebnis liegt vor und ist negativ.
Bei den Dortmunder Verdachtsfällen sei es so gewesen, dass sie zuvor schon eine Atemwegserkrankung hatten und mit stärkeren Symptomen aus einem Risikogebiet zurück nach Dortmund kehrten.
Desinfektion sehr einfach
Und Dr. Renken erinnert daran, dass bei der Influenza in Deutschland 10.000 bis 25.000 Menschen durch die Grippe zu früh gestorben sind. "Nur nehmen wir das Jahr für Jahr hin und nicht näher zur Kenntnis", so Dr. Frank Renken.
Bei dem Corona-Virus handle es sich um die selbe Risikogruppe: Älter über 60, Menschen mit Immundefekt und chronisch Kranke. Die Sterblichkeit bei einer Coronavirus-Erkrankung liege bei 0,5 Prozent. Das sei höher als bei Influenza. Normale Desinfektionsmittel seien geeignet, dass bei ausreichend nasser Reinigung der Virus auf eine Fläche nicht überlebe. Dies sei einfach durchzuführen.
Isolierbetten im Klinikum Nord
Was das Verbrauchsmaterial an Masken, Handschuhen und Kitteln angehe seien die Dortmunder Kliniken für die nächsten vier Wochen ausgestattet. "Wir empfehlen den Kliniken sich abzustimmen", so der Leiter des Gesundheitsamtes, "so dass besuche in Bereichen, wo Schutzkleidung getragen werde, eingeschränkt wird." Denn acht bis zehn Besucher verbrauchen acht mal Mund- und Nasenschutz, Handschuhe, Schutzbrille und Kittel. Isolierbetten, echte Infektionsbetten, gebe es im Klinikum Nord. Ein kleiner Patient, der isoliert in der Kinderklinik behandelt wurde, sei bereits entlassen.
Der Dortmunder Krisenstab
"Wir stellen uns breit auf und beobachten die Lage mit Krankenhäuser, Ärzten, der KVWL ganz genau, um Strukturen aufzubauen, die tragfähig sind", stellt Gesundheits-Dezernentin Birgit Zoerner die Arbeit des Krisenstabes vor, der sich in zwei Arbeitsgruppen teilt: Die erste beobachte das Lagebild und trage alle Erkenntnisse zusammen. "Sinnvoll wäre das auch für die Landesregierung auf Bezirksebene Krisenstäbe einzurichten", schlägt sie vor. Dies vereinfache die Koordination und Kommunikation. Eine zweite Arbeitsgruppe mit Vertretern der Ärzte, Kliniken und Rettungsdienste habe die aktuelle Lage im Blick, die derzeit noch sehr überschaubar sei. Außer Dortmund, habe laut Zoerner nur ein Kreis eine Krisenstabsstrukur.
In Dortmund finden alle Veranstaltungen sie gewohnt statt, betont Dezernentin Zoerner. An dem Punkt, dass man absagen müsste, "sind wir noch nicht."
Gesundheitsamt-Hotline: 50-23526
Dies ist die Hotline-Nummer des Gesundheitsamtes zu Fragen rund um das Corona-Virus außerdem werde eine weitere Hotline ab Montag über Doline eingerichtet. Außerdem gebe es nach einem Gespräch mit dem Staatssekretär nun auch eine Hotline zu Corona auf Landesebene unter Tel: 0211-8554774. Heute Morgen gab es eine Mitteilung vom Land an die Schulen, dass die Verantwortung für die Durchführung von Klassenfahrten bei den Schulen und begleitenden Lehrern liege.
Medikamente-Engpass
Die Verlegung der Produktion von Medikamenten nach China, das Land, welches besonders stark vom Coronavirus betroffen ist, habe dazu geführt, dass nicht immer alle Arzneien in Apotheken erhältlich sind. "Das ist ein Dauerproblem, auf Bundesebene hat man jetzt reagiert und will die Produktion zurückholen, aber das hilft uns in der aktuellen Lage nicht", sagt Dr. Renken im Hinblick auf die winterliche Grippewelle.
Autor:Antje Geiß aus Dortmund-City |
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