Berater der Caritas helfen auch den oft sich hilflos fühlenden Angehörigen von Abhängigen
Die vergessene Seite der Sucht

Über 900 Angehörige von Alkohol- und Medikamentenabhängigen und Menschen mit Glücksspielproblemen suchten seit 2013 die Beratungsstelle auf.  | Foto: Caritas Verband Dortmund
  • Über 900 Angehörige von Alkohol- und Medikamentenabhängigen und Menschen mit Glücksspielproblemen suchten seit 2013 die Beratungsstelle auf.
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 "Die Situation von Angehörigen eines Suchtabhängigen ist häufig durch Sorgen und Ärger, Selbstvorwürfe und Ängste geprägt. Der ständige Druck lässt oft keinen Raum für eigene Bedürfnisse und Interessen.“ Über diesen ersten Satz in der Info-Broschüre des Projektes „Familien stärken“ der Caritas Dortmund brach Frau H. unvermittelt in Tränen aus, als ihr der Flyer in einem Wartezimmer in die Hände fiel.
Was erst mit einer verschämten Flucht aus dem Raum endete, führte dann zu einem Besuch der Caritas Suchtberatungsstelle. Im ersten Gespräch erzählte die Dortmunderin, was sie an diesem Satz so stark berührt hatte: „Ich dachte, nur mir ginge es so! Nur ich bin unfähig und hilflos und mache alles falsch!“
Und zum ersten Mal konnte sie in Ruhe von ihrer Situation erzählen. Jahre nach dem Ende ihrer Ehe mit einem Alkoholiker, wurde ihr erwachsener Sohn spielsüchtig. Zum zweiten Mal in ihrem Leben fand sie sich in der Rolle der Angehörigen, fühlte sich überfordert, allein gelassen und in ihrer Mutterrolle als Versagerin.

Familien im Schattendasein

So wie Frau H. geht es den meisten Angehörigen von Süchtigen. „Sucht als
Erkrankung mit dem Hilfebedarf und einem gut ausgebauten Hilfesystem ist im Bewusstsein der Öffentlichkeit angekommen. Angehörige jedoch führen ein Schattendasein. Dabei ist ihr Leiden häufig nicht weniger dramatisch“, erläutert Monika Wulf, Leiterin der Caritas-Suchtberatung. „Der Wunsch, den Betroffenen zu helfen steht in Kontrast zum Erleben der eigenen Machtlosigkeit“, so Wulf weiter.

Belogen und hintergangen

Suchttypische Begleiterscheinungen im Verhalten des Betroffenen, etwa den Konsum zu verschleiern, zu bagatellisieren oder Ausflüchte zu finden, bedeutet für Angehörige, belogen, hintergangen oder beschuldigt zu werden.
Sie erleben lange – und oft vergebliche – Zeiten des Wartens und Hoffens auf positive Veränderungen. „Dies führt zu einem Vertrauensverlust, der eine normale Beziehung erschwert oder unmöglich macht.“ Die Suchterkrankung kann auch bei Angehörigen schwere stressbedingte Erkrankungen auslösen.

Schweigen aus Scham

Dazu kommt, dass sie sich häufig aus Scham niemandem anvertrauen. Selbsthilfegruppen helfen. Professionelle Unterstützung finden Angehörige bei der Caritas mit dem Angebot „Familien stärken“. Sozial- und Suchttherapeutin Manuela Koerber bietet vielfache Angebote an. In Einzelgesprächen mit der erfahrenen Therapeutin können Belastungen geklärt und Lösungen gesucht werden.
Näheres unter Tel.: 187151 - 2020, per E-Mail: suchtberatung@caritas-dortmund.de. offene Sprechstunde: dienstags 10 bis 12 Uhr, 14 - 17 Uhr in der Caritas Suchtberatungsstelle an der Stefanstr. 2.

Autor:

Antje Geiß aus Dortmund-City

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