5 Corona-Todesfälle an einem Tag in Dortmund: Viele Erkrankte kommen erst sehr spät ins Krankenhaus
"Covid 19 ist keine harmlose Diagnose"

Auf den Schutz vor dem Corona-Virus machten am Dortmunder Westenhellweg auch elektronische Anzeigetafeln aufmerksam. | Foto: Ralf Braun
  • Auf den Schutz vor dem Corona-Virus machten am Dortmunder Westenhellweg auch elektronische Anzeigetafeln aufmerksam.
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Am Montag meldete das Gesundheitsamt 64 neue positive Coronavirus-Testergebnisse, Sonntag waren es 139 und am Samstag 199. Der Inzidenz-Wert liegt bei 186,8 (Fälle in einer Woche pro 100.000 Einwohner). Viele Corona-Patienten in Dortmund kommen laut Gesundheitsamtsamtsleiter Dr. Frank Renken erst sehr spät, schwer erkrankt, ins Krankenhaus, so dass sie oft direkt auf Intensivstationen aufgenommen werden müssen. "Manche meinen noch, dass Covid 19 eine harmlose Diagnose ist, doch leider ist das eine Diagnose, die auch zum Tod führt ", betont der Mediziner, " überwiegend bei Älteren, aber es gibt auch Sterbefälle unter 60 Jahren. Und das ist kein Alter, in dem man erwartet, zu sterben."  

Seit dem ersten Auftreten der Erkrankung in Dortmund liegen insgesamt 7105 positive Tests vor. 4737 Menschen gelten als genesen, 2323 aktuell Infizierte sind bekannt. Zurzeit werden in Dortmund 160 Corona-Patienten stationär behandelt, am Tag zuvor waren es noch 153. Intensivmedizinisch behandelt werden 30 Patienten, davon werden 27 beatmet.

Viele kommen direkt auf die Intensivstation

"Wir haben aufgrund der sehr hohen  Meldezahlen eigentlich mehr stationäre Behandlungsfälle erwartet, bald schon 200, doch das ist zum Glück nicht eingetroffen", kommentiert Dr. Renken die rund 30 bis 40 Patienten, die von Ärzten und Pflegern auf Dortmunder Intensivstationen versorgt werden. Bis vor kurzem ging man davon aus, dass bis zu 10 Prozent der Corona-Fälle in Krankenhäusern behandelt werden müssen.
"Vielfach sind die Menschen bei der Aufnahme aber so schwerer erkrankt, dass sie schnell schon auf den Intensivstationen aufgenommen werden müssen", berichtet  der Leiter des Gesundheitsamts. Und nicht alle kommen danach wieder auf normale Station, sondern versterben.

"Covid 19 ist keine harmlose Diagnose"

Alleine am Montag waren dies in Dortmund fünf Patienten. Bei den Verstorbenen handelt es sich um einen 85-jährigen Mann, sowie vier Frauen (92, 72, 77 und 92 Jahre alt). In Dortmund gibt es bislang 30 Todesfälle aufgrund von Covid-19, weitere 15 mit Covid-19 infizierte Patienten verstarben aufgrund anderer Ursachen. 
Mit einem Vorurteil will Dr. Renken aufräumen: "Es meinen Menschen immer noch, dass Covid 19 eine harmlose Diagnose ist, doch leider führt sie zum Tode. Ein Viertel der beatmeten Patienten verstirbt, überwiegend ältere, aber es gibt auch Sterbefälle unter 60 Jahren." Die Verläufe sind im Einzelfall sehr schwerwiegend", weiß er von Kollegen aus dem Dortmunder Kliniken. Warum die Dortmunder erst in die Klinik kommen, wenn sie so schwer erkrankt seine, diese Frage konnten die Krankenhäuser nicht beantworten.

Unklar wo Ansteckung passiert ist

240 Mitarbeiter, darunter auch 60 Soldaten, telefonieren in Schichten im Gesundheitsamt, um Infizierte zu informieren und Kontakte nachzuverfolgen. Durch die vielen neuen Corona-Fälle hat das Team erst nach ein bis zwei, manchmal auch teilweise erst nach drei bis vier Tagen Menschen kontaktieren können. "Da war keine Ruhe zu fragen wo waren sie denn gewesen", erklärt Renken, warum die Ursache und die Frage, wo und wie sich derjenige angesteckt habe, auf der Strecke bleibe.
Wichtig sei zu fragen: Mit wem haben sie Kontakt gehabt, und die Kontaktpersonen möglichst schnell zu erreichen. "Das Gesundheitsamt sei nicht mehr in der Lage zu eruieren, wo die Ansteckungsfälle passieret sind und das sei derzeit bei 95 Prozent der Gesundheitsämter in NRW so. "Wir haben aufgeholt, sind aber noch nicht tagesaktuell", sagt Renken und hofft, dies schnell wieder zu erreichen. 

Weiterführende Schulen 

Viele Schulen in Dortmund sind aktuell von Corona-Fällen betroffen. "Bei Berufsschulen in Dortmund kann ich nicht bestätigen, dass sie besonders betroffen sind", sagt Renken.  Doch in einer Hinsicht müsse man die Sicht verändern: "Wir haben ja angenommen, dass Kinder, kleine Kinder,  nicht Treiber der Pandemie sind und damals stimmte das", denkt er an die erste Corona-Welle zurück. "Das müssen wir deutlich relativieren", so Renken. Und er erklärt dazu, dass ein kleines Kind mit einem kleinen Lungenvolumen zwar Coronaviren weitergeben könne, sie aber nicht weit ausspucke oder über weite Entfernungen niese. "Aber ab 10 bis 12 Jahren seien junge Menschen genauso wie andere in der Lage das Virus weiter zu geben, sie übertragen das Virus sehr wirkungsvoll, daher sind die weiterführenden Schulen zunehmend Schwerpunkte der Weitergabe des Infektionsgeschehens", stellt Dr. Frank Renken klar.

Autor:

Antje Geiß aus Dortmund-City

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