Soziales
Aus Pfarrhaus wird Mädchenschutzstelle
Der Dortmunder Sozialdienst katholischer Frauen SkF baut das ehemalige Pfarrhaus an der Westerbleichstraße neben der Michaeliskirche zu einer Mädchenschutzstelle um. Die Arbeiten am Dach haben schon begonnen, in Kürze sollen die einzelnen Zimmer renoviert und freundlich möbliert werden. Erbaut wurde der gesamte denkmalgeschützte Komplex zwischen 1912 und 1918.
Spender gesucht
Dort wo früher verschiedene Priester ihre Wohnungen hatten, sollen ab März 2019 Mädchen zwischen zwölf und 17 Jahren eine Zuflucht finden. Für das Projekt, das im Frühling nächsten Jahres seinen Betrieb aufnehmen soll, werden noch Spenden gebraucht. Für jedes der sieben Einzelzimmer und die Gemeinschaftsräume hat die SkF rund 5000 Euro pro Raum veranschlagt.
Laura-Maria Lintzen ist die Assistentin der Geschäftsführung beim Dortmunder Ortsverein des SkF und mit für die Planung und Umsetzung verantwortlich. „Die Vorarbeiten sind erledigt Das Brandschutzkonzept akzeptiert, wir warten nun nur noch darauf, dass der Denkmalschutz sein Okay gibt. Eventuell müssen wegen des Brandschutzes einige Wände versetzt werden.“
Schutzraum nur für Mädchen
Sieben Wohnplätze für junge Mädchen werden hier entstehen, die in irgendeiner Form schwere Missbrauchserfahrungen gemacht haben. „Während die Schutzstelle an der Münsterstraße 47 koedukativ arbeitet und für Jungen und Mädchen da ist, werden hier in der Westerbleichstraße nur Mädchen untergebracht, die auch ausschließlich von Frauen betreut werden.“
Für jedes Mädchen gibt es eine Betreuerin, die sich in der regulären Aufenthaltszeit von 21 Tagen um die Jugendliche kümmert, Gespräche führt, den Kontakt zum Elternhaus hält und für die weitergehende Unterbringung sorgt. Die 14 Sozialarbeiterinnen und weitere Fachkräfte werden in Zukunft rund um die Uhr vor Ort sein und die Mädchen intensiv betreuen, manche Dienste werden auch doppelt besetzt.
Missbrauchserfahrung
„Beim Betrieb der Schutzstelle an der Münsterstraße haben wir festgestellt, dass immer mehr Mädchen mit Missbrauchserfahrungen kommen. Das kann nicht nur körperliche oder sexuelle Misshandlung sein, sondern auch seelische“, erklärt Laura-Maria Lintzen. Verstärkt bemerken die Sozialarbeiterinnen momentan auch Probleme der Jugendlichen mir ihrer sexuellen Identität, es geht zum Beispiel um Homosexualität und Intersexualität bei Jugendlichen, die von ihrer Familie weder akzeptiert noch unterstützt werden.
„Persönlich finde ich es sehr gut, dass gerade die katholische Kirche mit ihrer Vergangenheit im Bezug auf Missbrauch sich hier dieses Themas annimmt“, meint Laura-Maria-Lintzen. Es gibt eine enge Verknüpfung mit der Diözese in Paderborn, die Sensibilität ist mit dem Generationenwechsel in der Arbeitspraxis angekommen, das ist ihr Eindruck.
Oft melden sich die Jugendlichen selbst an der Schutzstelle, weil sie in der letzte Zeit davor einen erheblichen Leidensdruck hatten: „Die meisten haben vorher schon eine Menge ausgehalten. Sie wollen ein Klärung der Situation.“ Oft sind es aber auch die „Inobhutnahmen“ des Jugendamtes, die die Jugendlichen aus einer gefährdenden Situation herausholt. Über diese Inobhutnahmen, die das Jugendamt mit einem bestimmten Regelsatz vergütet, soll sich die Mädchenschutzstelle in Zukunft finanzieren.
Krisengespräche
In den 21 Tage Regelaufenthalt gibt es begleitete Gespräche mit den Eltern oder Erziehungsberechtigten, es wird nach einer Lösung gesucht und entschieden, ob das Mädchen nach Hause zurückkehren kann oder besser in eine betreute Wohngruppe zieht. Meist dauert es aber nur rund eine Woche, um eine Lösung zu finden.
„Wir wollen mit der Mädchenschutzstelle das Angebot in Dortmund erweitern“, erklärt Lintzen. „Es gibt in ganz Dortmund nur drei Stellen von zwei Anbietern, und auch im gesamten Ruhrgebiet viel zu wenig Kapazitäten. Oft müssen die Jugendlichen in Düsseldorf oder Köln untergebracht werden. Weitere Infos gibt es auf der Webseite des Dortmunder Ortsvereins des SkF.
Autor:Lokalkompass Dortmund-City aus Dortmund-City |
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