400 Fälle von Missbrauch und Vernachlässigung
Wer Schläge, Mißbrauch oder Vernachlässigung erleiden muss, findet an der Gutenbergstraße im Kinderschutzzentrum Hilfe. Die hilfsbereiten Mitarbeiter helfen nicht nur Kindern und Jugendlichen, sondern auch Eltern. Sie haben ein offenes Ohr für Lehrer, Erzieherinnen, Betreuer, Nachbarn und Verwandte, die sich um Kinder sorgen. Oft leider begründet. Wie in den Vorjahren wurden auch in diesem Jahr in der Ärztlichen beratungsstelle über 400 Fälle gezählt. Kinder erlitten körperliche und sexueller Misshandlung und Vernachlässigung, aber es wurden auch Eltern mit sog. „Schreibabys“, schwierigen Babys und Kleinkindern beraten, wie auch Pflegeeltern- und Pflegekinder.
Deutlich erhöht war die Nachfrage nach Fachberatung von Professionellen aus Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe und aus Schulen.
Auch das „Taffy – Ich kann brüllen wie ein Löwe“ Präventionsprojekt wurde sehr oft in die Kitas geholt. 302 Fälle wurden neu aufgenommen. Anlass der Beratung waren in 107 Fällen Vernachlässigung, in 79 Fällen Kinder oder Jugendliche, die körperliche Gewalt erlitten haben. Unter sexueller Gewalt leiden 88 Mädchen und Jungen, die in die Ärztliche Beratungsstelle kamen. 24 Familien leiden unter exessivem Schreinen ihrer Babys. Aber auch Ängste spielten in 15 Hilfsanfragen eine Rolle.
„Auch 2011 konnte diese Arbeit nur durch die Unterstützung vieler Spender und Stiftungen ermöglicht werden“, freut sich Geschäftsführerin Martina Niemann. denn immer noch wurde die Arbeit der Ärztlichen Beratungsstelle / Kinderschutz-Zentrum Dortmund zu fast 90 Prozent aus Spenden finanziert.
Interessierte können den Jahresbericht bestellen unter (: Tel.:2064580.
Die Beratungsangebote im Überblick:
• Persönliche und telefonische Beratung
• Einzeltherapie für Kinder und Jugendliche
• Traumatherapie für Kinder und Jugendliche
• Gruppentherapie für Kinder / Systemische
Familientherapie
• Säuglingssprechstunde und Schreibaby –Ambulanz
• Beratung für Pflegeeltern und Kinder
• Mobile Sprechstunde für Kids, aufsuchende
Sozialarbeit
• Zeugenbegleitung
• Fachberatung und kollegiale Intervision
• Informationsveranstaltungen und Fortbildungen
• Kreativ- und Freizeitangebote (vor allem in den Ferien)
• Taffy – Ich kann brüllen wie ein Löwe – Präventionsprogramm gegen sexuelle
Gewalt in Kindertageseinrichtungen
Schnelle Hilfe seit 25 Jahren
Gut wäre es, wenn das Kinderschutzzentrum überflüssig würde. Doch das war vor 25 Jahren nicht so, und auch leider heute nicht.
Damals kam Dr. Hans Würtemberger, ein Kinderchirurg, auf die Idee, Dortmund, den weißen Fleck auf der Landkarte der Kinderschutzzentren zu füllen. Er rief alle 87 Kollegen ein und beschloss mit den Kinderärzten die Beratungsstelle gegen Vernachlässigung und Misshandlung von Kindern e.V. zu gründen.
„Und wir versuchten so zu arbeiten, dass erst gar nicht etwas passiert“, erklärt der Mann, der das Zentrum aus der Taufe hob, warum die Präventionsarbeit so wichtig ist.
Und so kam es durch viel Arbeit und Engagement, Familien zu helfen, zur Kinderschutzambulanz.
Die bedarfsorientierte Krisenintervention hat heute eine große Akzeptanz, Schulen, Kindergärten, Nachbarn und Jugendbetreuer melden sich, wenn ihnen etwas auffällt.
„Wir haben aber auch eine große Anzahl von Selbstmeldungen und das sind nicht nur Jugendliche, sondern auch Eltern, die Hilfe brauchen“ erklärt Silvia Tinner vom Kinderschutzzentrum.
Und fast bei der Hälfte der Gewaltfälle handle es sich um sexualisierte Gewalt. Doch sei damals kaum über solche Fälle gesprochen worden, heute seinen viele Menschen sensibilisiert.
„Und erst seit ein paar Jahren haben Kinder ja auch erst ein Recht auf gewaltfreie Erziehung“, betont Geschäftsführerin Martina Niemann.
Wer Opfer von sexueller Gewalt wird, wird vom weißen Ring oder der Polizei darauf hingewiesen, dass das Zentrum Opfern mit Traumatherapeuten helfen kann. Wenn nachts eine Mutter anruft, wird sofort gehandelt. „Wenn ein Mädchen vergewaltigt wird, braucht sie sofort Hilfe, da gibt es keine Warteliste“, fügt sie hinzu.
Doch nicht nur Mädchen, auch Jungen werden Opfer von sexueller Gewalt.
Und werden sie erst älter, fällt es ihnen immer schwerer, sich jemandem anzuvertrauen. Doch das ist wichtig, denn erst dann kann geholfen werden.
Autor:Antje Geiß aus Dortmund-City |
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