Wohlfahrtsverbände legen erstmals „Arbeitslosenreport NRW“ vor: Langzeitarbeitslosigkeit in NRW steigt - Verbände fordern Ausbau des Öffentlichen Beschäftigungssektors

Wolf Stammnitz, Sachkundiger Bürger im Ausschuss für Wirtschaft & Beschäftigungsförderung für die Partei DIE LINKE im Rathaus zu Dortmund:  "Arbeit statt Arbeitslosigkeit staatlich und kommunal zu fördern, ist sofort möglich. Unter anderem durch Umwandlung sämtlicher 1-Euro-Jobs in tariflich bezahlte Vollzeitstellen, dies sogar kostenneutral mit den heutigen Fördermitteln. Das wäre sozialer als die menschenverachtenden Hartzgesetze." | Foto: www.dielinke-dortmund.de
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  • Wolf Stammnitz, Sachkundiger Bürger im Ausschuss für Wirtschaft & Beschäftigungsförderung für die Partei DIE LINKE im Rathaus zu Dortmund: "Arbeit statt Arbeitslosigkeit staatlich und kommunal zu fördern, ist sofort möglich. Unter anderem durch Umwandlung sämtlicher 1-Euro-Jobs in tariflich bezahlte Vollzeitstellen, dies sogar kostenneutral mit den heutigen Fördermitteln. Das wäre sozialer als die menschenverachtenden Hartzgesetze."
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Die Wohlfahrtsverbände sind alarmiert: Die Zahl der Langzeitarbeitslosen in Nordrhein-Westfalen nimmt stark zu. Sie ist in den vergangenen vier Jahren um 25 Prozent gestiegen – auf aktuell mehr als 320.000 Menschen. Das geht aus dem „Arbeitslosenreport NRW“ hervor, den die Verbände jetzt zusammen mit dem Arbeitsmarktforscher Prof. Stefan Sell erstmals veröffentlicht haben. Vom Land fordern die Verbände, die Möglichkeiten für öffentlich geförderte Beschäftigung auszubauen.

In der Broschüre `Arbeit für alle - sinnvoll, zwangsfrei, existenzsichernd´ haben Wolf Stammnitz und Sylvia Wrubel im Auftrag der Fraktion DIE LINKE im Rat der Stadt Dortmund dargelegt, dass die Finanzierung von sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätzen im Öffentlichen Beschäftigungssektor mit einem Lohn von sogar € 10 pro Stunde bei 165 Stunden kostenneutral zu finanzieren wäre. Eine Beispielrechnung wurde hier rechts als zweites Bild für die Leser hochgeladen. Die gesamte Broschüre ist im Dortmunder Rathaus bei der Linksfraktion erhältlich.

Langzeitarbeitslosigkeit nimmt drastisch zu

In Dortmund nahm die Langzeitarbeitslosigkeit in den Jahren von 2009 bis 2013 von 15.003 auf 17.875, in Bochum von 6.800 auf 8.294, in Essen von 13.805 auf 16.665 und in Unna von 8.004 auf 8,815 zu. „Die offizielle Berichterstattung blendet beunruhigende Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt systematisch aus“, sagt Hermann Zaum, Vorsitzender der Freien Wohlfahrtspflege NRW. So ist beispielsweise die Zahl der Langzeitarbeitslosen zuletzt drastisch gestiegen: In NRW sind heute 65.000 mehr Menschen langzeitarbeitslos als noch vor vier Jahren. Zaum: „Allen Jubelmeldungen zum Trotz gehen die vermeintlich oder tatsächlich positiven Arbeitsmarkt-Trends an einigen Personengruppen komplett vorbei. Anstatt sich dieser Problematik zu stellen, konzentrieren sich Politik und auch viele Jobcenter auf die leichter zu vermittelnden Fälle. Das ist ein Skandal und Zeichen arbeitsmarktpolitischer Ignoranz!“

Diese Einschätzung teilt auch der Arbeitsmarktforscher Prof. Stefan Sell: „Wir erleben derzeit, wie sich ein Zweiklassen-System der Arbeitslosigkeit entwickelt. Einerseits sinkt die Zahl der Arbeitslosen, die Arbeitslosengeld I beziehen. Andererseits stecken inzwischen fast drei Viertel aller Arbeitslosen im Hartz IV-System fest. Das sind immerhin über eine halbe Million Menschen in NRW.“

Arbeit ist wesentlicher Bestandteil gesellschaftlicher Teilhabe

Arbeit zu haben ist nach Auffassung der Wohlfahrtsverbände eine wesentliche Voraussetzung für gesellschaftliche Teilhabe. Dass Hunderttausenden diese Teilhabe vorenthalten wird, wollen die Verbände nicht hinnehmen. All jene, die kurzfristig kaum eine Chance auf einen regulären Job haben, brauchen passgenaue und verlässliche Förderangebote. Angebote, bei denen die Politik in den vergangenen Jahren jedoch konsequent den Rotstift angesetzt hat. „Um Langzeitarbeitslose wieder in den Arbeitsmarkt zu integrieren, ist es mit einer einmaligen Qualifizierung oder gar einem Bewerbungstraining nicht getan. Für sie brauchen wir mehrjährige Konzepte und öffentlich geförderte Beschäftigung“, so Zaum.

Die Wohlfahrtsverbände NRW fordern die neue Bundesregierung auf, die Mittelkürzungen für entsprechende Förderangebote der Bundesagentur für Arbeit zurückzunehmen. Doch nicht nur den Bund sehen die Verbände in der Pflicht. Zaum: „Die rot-grüne Landesregierung hat die Bedeutung von öffentlich geförderter Beschäftigung, also eines Sozialen Arbeitsmarktes, in ihrem Koalitionsvertrag hervorgehoben. Nun ist es an der Zeit, dass sie mehr dafür tut!“ Den Worten sollen also endlich Taten folgen.

Autor:

Carsten Klink aus Dortmund-Ost

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