Warum sich die SPD-Hochburg plötzlich für die Alternative für Deutschland interessiert
Die politische Landschaft in Dortmund entdeckt eine neue Farbe: Blau
Traditionell ist das Ruhrgebiet eine Hochburg der SPD, vor allem Dortmund hat jahrzehntelang rot gewählt. Jetzt aber ist eine neue Partei angetreten, den Roten mit einer anderen Farbe Konkurrenz zu machen. Mit ihren blauen Wahlplakaten ist die Alternative für Deutschland (AfD) derzeit überall in der Stadt präsent.
Über mangelnden Zulauf kann sich die Partei nicht beklagen. An ihre Infostände im gesamten Stadtgebiet kommen von Tag zu Tag mehr Interessenten. Warum? "Weil die Bürger zurecht das Schlimmste befürchten angesichts der dreistelligen Milliardenbeträge, die Deutschland zur Eurorettung zum Fenster hinauswirft", sagt Professor Dr. Alexander Dilger. Der NRW-Spitzenkandidat und Direktkandidat für Dortmund (Wahlbezirk 142 bei der Bundestagswahl: Stadtteile Innenstadt-West, Innenstadt-Ost, Hombruch, Lütgendortmund, Huckarde, Mengede) muss es wissen. Der in Bochum geborene, 45jährige "Ruhrgebietler" hat einen Lehrstuhl für Wirtschaftswissenschaften an der Universität Münster und wohnt heute in Dortmund. "Viele ahnen bereits: Wer so viel Geld für die Rettung einer sinnlosen Währung ausgibt, dem fehlt es für soziale Absicherung, für Rentenerhöhungen, für Bildung und innere Sicherheit." Beispiel Rente: Die letzte Erhöhung lag gerade einmal bei lächerlichen 0,25 % und kostete 0,5 Mrd. Euro, sagt Dilger. Dabei habe sie noch nicht einmal den Kaufkraftverlust ausgeglichen. "Ausgerechnet in Dortmund hat die SPD-Politik offenbar nicht viel ausrichten können in Sachen sozialer Gerechtigkeit", so der AfD-Frontmann. Denn es stand bereits in der Presse:
Dortmund ist die deutsche Großstadt mit der höchsten Armutsquote
Mehr als jeder vierte Bewohner muss mit weniger als 869 Euro im Monat auskommen. "Hier wäre es besonders fatal, noch weniger Geld zur Verfügung zu haben. Denn dadurch würde das Armutsproblem nur noch verstärkt," unterstreicht Dilger. "Erst wenn die teure Euro-Rettung wegfällt, können wir uns um die Bekämpfung der Armut kümmern."
Die AfD ist angetreten, das zu ändern. Die im April 2013 gegründete Partei prangert nicht nur die Euro-Rettungspolitik an, die von CDU/CSU, SPD, FDP, Grünen und Linkspartei als alternativlos bezeichnet wird. Auch die Tatsache, dass die Politik nicht mehr auf die Bürger hört, ist Dilger und seinen Mitstreitern ein Dorn im Auge. "In Brüssel wird über alles entschieden: Von der Abschaffung der Glühbirne bis zu milliardenschweren Rettungspaketen, die vorwiegend Banken und sonstigen Finanzkonzernen zugute kommen. Wo bleibt da der Bürger?" Zusammen mit den anderen AfD-Kandidaten und Mitgliedern fordert er: Politik muss wieder hier bei uns stattfinden. Und das heißt, die Bürger zu befragen, was sie wirklich wollen. Und ihnen nicht irgendwelche Versprechungen zu machen, die später dann doch nicht eingehalten werden. Was würden die Dortmunder dazu sagen, wenn sie sich künftig in Volksabstimmungen zu den wichtigsten Themen in der Politik äußern könnten?" "Ich fände es klasse", so eine junge Dortmunderin. "Dann würde ich gerne wieder zu Wahl gehen." Das will sie übrigens schon am Sonntag bei der Bundestagswahl tun. Und sie weiß auch schon, wo sie ihre Kreuzchen setzt: Bei der Erststimme für Alexander Dilger und bei der Zweitstimme für die Alternative für Deutschland.
Übrigens: Wer als Dortmunder Bürger Alexander Dilger vergeblich auf dem Stimmzettel sucht, braucht sich nicht zu wundern. Im Wahlkreis 143 (Stadtteile Hörde, Aplerbeck, Brackel, Scharnhorst, Eving, Innenstadt-Nord) gibt es keinen AfD-Direktkandidaten. Trotzdem hofft die Alternative für Deutschland auf viele Unterstützer, die sie mit Zweitstimme wählen. Und wer seine Erststimme keiner anderen Partei geben will, kann sie - ohne nachteilige Folgen - auch einfach weglassen.
Autor:Maria Fischer aus Dortmund-Süd |
5 Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.