Vollbeschäftigung im Jahr 2014?
Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer sieht die Entwicklung am Arbeitsmarkt auch 2014 weiterhin positiv. „Ich gehe von einem erneuten Anstieg der Beschäftigung aus. Allerdings wird die Arbeitslosigkeit im nächsten Jahr wohl trotz steigender Beschäftigung allenfalls noch geringfügig sinken“, sagte der Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA). Im Laufe der nächsten vier Jahre hält er Vollbeschäftigung zumindest für möglich.
Es kommt aber immer darauf an, wie man Vollbeschäftigung definiert. Wir fassen die Lage in Deutschland einmal kurz zusammen:
1) Reallohnsenkung bei kleinen und mittleren Einkommen in den letzten Jahren um ca. 15 Prozent
2) Über 1 Millionen Deutsche arbeiten bei Leiharbeitsfirmen
3) Desweiteren arbeiten über 1,5 Millionen Menschen als Aufstocker, d. h. selbst bei einer vollen Arbeitsstelle reicht das Einkommen nicht einmal für Hartz IV. Der Differenzbetrag wird dann vom Amt aufgestockt.
4) Zusätzlich haben wir noch über 6 Millionen Menschen, die zwar eine Vollzeitstelle haben, aber nicht einmal 10.000 Euro brutto im Jahr verdienen.
Im Ergebnis zeigt sich, dass ca. 20 Prozent der Beschäftigten somit im Niedriglohnsektor tätig sind - Tendenz steigend. Diese Menschen schicken wir sogar zweimal in die Armut, und zwar aktuell aufgrund der niedrigen Löhne und später in eine gigantische Altersarmut.
Unsere Kanzlerin sagt dazu: „Uns geht es doch gut“. Mit „uns“ sind allerdings diejenigen Arbeitnehmer in gut bezahlten und sicheren Beschäftigungsverhältnissen und die Gewinner der Umverteilung von unten nach oben gemeint.
Der hoch gelobte Aufschwung auf dem Arbeitsmarkt war prekärer Natur. Das kann man nicht als Erfolg bezeichnen. Das sogenannte Beschäftigungswunder gibt es in dieser Form nicht, weil das gesamtwirtschaftliche Arbeitsvolumen der abhängig Beschäftigten nahezu unverändert geblieben ist.
Bemerkenswert ist, dass die Menschen in Deutschland diesen Zustand seit Jahren akzeptieren. Deutschland ist nicht in der Lage, jedem Menschen, der arbeiten möchte, einen Arbeitsplatz anzubieten mit einem Lohn, von dem man auch leben kann. Das ist der eigentliche Skandal.
Autor:Rüdiger Beck aus Dortmund-City |
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