Tarifstrategen im VRR kriegen den Hals nicht voll
Der folgende Leserbrief fand leider nicht die Gnade derjenigen, die in der Regionalpresse das Sagen haben:
Die Beschlüsse des VRR-Verwaltungsrats zu den Fahrpreisen im kommenden Jahr bedeuten für die Fahrgäste in Bus und Bahn lauter schlechte Nachrichten. Nicht nur, dass die Preise um durchschnittlich satte 3,8 Prozent anziehen.
In einigen größeren Städten, wie Dortmund, Essen und Bochum, soll zudem ein neuer Tarif A3 eingeführt werden, der die Kunden dort noch deutlich stärker zur Kasse bittet. Die finanzielle Mehrbelastung ab 1.1. wird für sie 4-5 Prozent ausmachen, fast so viel wie bei den Firmentickets. Einen Euro mehr sollen die Nutzer des, ohnehin schon zu teuren, Sozialtickets berappen.
Ticket1000: Schluss mit lustig!
Der Gipfel des Ganzen: Beim – im Vergleich mit dem Ticket2000 - ohnehin recht spartanisch ausgestatteten Angebot Ticket1000 wird die Möglichkeit entfallen, ab 19 Uhr und wochenends neben Kindern auch einen Erwachsenen auf der Monatskarte mitzunehmen. Diese Maßnahme ist darauf angelegt, auch den jeweiligen Partnern bzw. Partnerinnen in die Tasche zu greifen. Sie ist zudem familienfeindlich. Beide Momente dürften dazu führen, dass sich das Ticket1000 endgültig zum Nischenprodukt entwickeln wird.
Die Erklärung des Verkehrsverbunds hierzu, entnommen aus der VRR-Beschlussvorlage zur Allgemeinen Preisanpassung, ist an Kuriosität und Gedankenlosigkeit kaum zu übertreffen. Da heißt es:
>> Der bereits mit Einführung des Ticket1000 begonnene Weg einer Profilschärfung zwischen einem Standard- und einem Premiumprodukt soll weiter beschritten werden. Beim Ticket1000 wird hiermit die Herausnahme des zeitweilig kostenlos mitzunehmenden Erwachsenen empfohlen. (…) Mit dieser Maßnahme wird nun ein weitest gehender Gleichklang der Mitnahmeregelungen zwischen dem Ticket1000 und dem SozialTicket hergestellt. Für beide Kundengruppen gibt es nun ein preiswertes Einsteigerticket, das entweder mit oder ohne Bezuschussung erhältlich ist.
(aus: VRR-Drucks. M/VIII/2014/0532 v. 5.6.2014, S. 4)*
Das nennt man Anpassung nach unten. Aus Ausgleich für die Verschlechterung, so wird versichert, sollen die Ticket1000-Nutzer bei künftigen Preisrunden deutlich geringer herangenommen werden als die Kunden mit Ticket2000. Welch ein Trost.
Auf welchem Stern leben die Verantwortlichen im VRR, fragt
Heiko Holtgrave, Akoplan Dortmund
* Im Netz unter: http://zvis.vrr.de/bi/vo0050.asp?__kvonr=1234
Autor:Heiko Holtgrave aus Dortmund-City |
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