Studiengang zu Armutsmigration

Armuts- und Flüchtlingszuwanderer aus Südosteuropa stellen vor allem Großstädte wie Dortmund vor riesige Probleme. Der Fachbereich Angewandte Sozialwissenschaften plant deshalb in Kooperation mit der Stadt einen neuen dualen Studiengang zum Aufbau kultursensibler Beratungs- und Unterstützungsangebote.

Seit Bulgarien und Rumänien im Jahr 2007 EU-Mitgliedsstaaten wurden, ist durch die Arbeitnehmerfreizügigkeit ein vermehrter Zuzug von Menschen zu beobachten, die in diesen Ländern bislang unter höchst prekären Bedingungen lebten.

Aus der vermehrten Zuwanderung entstehen geballte Problemlagen: Viele sprechen wenig oder gar kein Deutsch, unser Bildungssystem erschwert die Integration der zugewanderten Frauen, Männer und Heranwachsenden. Häufig fehlt eine Krankenversorgung, dazu kommen Schwierigkeiten mit Behörden- und Amtsgängen und Hemmungen, Hilfe in Anspruch zu nehmen.

„Die Armutswanderung ist ein sozialpolitisch drängendes Thema, das eine besondere Herausforderung vor allem für das Gesundheits-, Bildungs- und Sozialwesen der Kommunen darstellt. Die Qualifikationen der Fachkräfte sind oftmals nicht auf die besonderen Bedarfe dieser Klientel zugeschnitten“, sagt die Vertretungsprofessorin Dr. Esther Klees, die zusammen mit der gerade eingestellten Vertretungsprofessorin Dr. Sonja Grabowsky und weiteren Lehrenden das Themenfeld für den Studiengang Soziale Arbeit erschließen will.

Wichtig sei vor allen ein vertrauensvoller Zugang zu den Menschen, die in ihren Herkunftsländern oft massiv diskriminiert wurden. „Denn“, so ergänzt Sonja Grabowsky, „das, womit insbesondere Roma aus Osteuropa konfrontiert wurden, ist in erster Linie Rassismus. Die Menschen fliehen vor allem vor antiziganistischen Angriffen und systematischen Ausgrenzungen. Nur ein gut aufeinander abgestimmtes Beratungs- und Unterstützungsangebot kann den Weg zu einer gesellschaftlichen Teilhabe eröffnen“.

Die Armuts- und Flüchtlingsmigration wirft für Forschende in der Sozialen Arbeit viele Fragen auf, denn noch gibt es kaum empirisch gesicherte Einblicke in die Lebenswelten der Menschen, die auf ein besseres Dasein in unserem Land hoffen. Welche Motivation haben sie, ihre Heimatländer zu verlassen? Welche Form von Diskriminierung haben sie erfahren? Welche Vorurteile haben wir als Aufnahmegesellschaft?

Der Fachbereich Angewandte Sozialwissenschaften hat deshalb mit der Planung eines neuen dualen Bachelor Studiengangs „Soziale Arbeit mit dem Schwerpunkt Armut und (Flüchtlings-) Migration“ begonnen, angestoßen und motiviert durch die Initiative der Dekanin Prof. Dr. Marianne Kosmann und des Studiendekans Prof. Dr. Jochem Kotthaus.

Dass es für eine entsprechende Qualifizierung von Fachkräften großen Handlungsbedarf gibt, hat sich in der Praxis bereits herausgestellt. Künftige Studierende sollen in dem Studiengang eine praxisnahe Qualifikation für Tätigkeiten in den verschiedenen Feldern der Sozialen Arbeit und dazu umfassende migrationspädagogische Kompetenzen erwerben. Inhalte sind unter anderem Fachkenntnisse über rechtliche Rahmenbedingungen, Verfahren zur Kompetenzfeststellung und integrationspolitische Fragestellungen.

Das duale Studium soll Theorie und Praxis eng miteinander verknüpfen: Über vier Jahre hinweg wechseln die Studierenden regelmäßig zwischen Hörsaal und Arbeitsplatz. Der praktische Teil zielt darauf ab, niedrigschwellige Zugänge zur Klientel zu schaffen, um Hilfe- und Qualifizierungsmaßnahmen gewährleisten zu können, Vertrauen in professionelle Bildungs- und Orientierungsangebote aufzubauen und die Studierenden bereits während des Studiums praktisch in diesem Arbeitsfeld zu qualifizieren.

Als duale Kooperationspartner werden vor allem Praxisstellen im Kontext der Armuts- und Flüchtlingsmigration gewonnen, beispielsweise Integrationsagenturen, Beratungsstellen oder Bildungseinrichtungen. Geplant ist ein Start des Studiengangs zum Wintersemester 2014/15.

Autor:

Lokalkompass Dortmund-City aus Dortmund-City

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