Streik: Dortmund in Weiß-Rot
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Diese Farbkombination sieht man in Dortmund nicht so oft: Wo vor zwei Tagen noch Schwarz-Gelb und Königsblau dominierten, war heute alles rot-weiß.
Am dritten Streiktag der Warnstreiks von Ver.di ging in Dortmund zeitweise gar nichts mehr: Rund 20 000 Beschäftigte des Öffentlichen Dienstes hatte die Gewerkschaft zum Protestmarsch und zur Kungebung nach Dortmund eingeladen, und sehr sehr viele waren gekommen.
Bei schönsten Frühlingswetter, begleitet von Sambatrommeln, Steel-Drums und Gute-Laune-Musik zogen sich gleich drei Marschsäulen durch die Innenstadt. Vom Ostwall bis zum Königswall war der größte Lindwurm unterwegs. Er stieß an der Katharinentreppe auf die Kollegen, die mit dem Zug angereist waren. Gemeinsam ging der Zug weiter bis zum Grafenhof, wo ein weiterer Zweig, von der Hohen Straße kommend, sich anschloss. Die abschließende Kungebung war auf dem Südwall.
Nervenprobe für Autofahrer
Für die Autofahrer eine Nervenprobe. Hier ging nichts mehr. Dennoch überwog das Verständnis für die Streikenden, die Passanten blieben größtenteils entspannt. "Ich habe zwar heute durch die Schließung der Bibliothek keine Bücher ausleihen könnten, doch ich finde auch, Busfahrer sollten anständig bezahlt werden", so ein junger Mann auf der Kleppingstraße.
Praktischer Unterricht auf der Straße
Für eine Gruppe von jungen Frauen, die an der außerbetrieblichen Handelskammer an der Kaiserstraße eine Ausbildung zur Bürokauffrau machen, bot die Demonstration sogar einen ganz praktischem Aspekt: Gemeinsam mit ihrem Lehrer nutzten sie die Veranstaltung für eine Unterrichtsstunde in praktischer Wirtschaftslehre: "Wir nehmen den Stoff gerade durch, da ist es doch sinnvoll, das einmal ganz direkt mitzuerleben," erklärt der Fachlehrer.
"Viele Menschen können etwas bewirken"
Barbara Lindenblatt, eine der Auszubildenden: "Ich finde das sehr interessant. Ich habe mich aber eben mit einer Frau unterhalten, die das nicht so gut fand. Sie hat einen Termin verpasst. Aber wenn so viele Menschen zusammenkommen und Druck machen, dann können sie auch etwas bewirken."
Die ver.di-Forderungen:
3,5 Prozent mehr Lohn und Gehalt, einen Sockelbetrag von 100 Euro für jeden Beschäftigten und 30 Tage Urlaub für jeden, das sind die Forderungen der Gewerkschaft. Ein Angebot der Arbeitgeberseite liegt bislang noch nicht vor. Am 2. April gehen die Verhandlungen weiter. Von einer Einigung der beiden Seiten bei diesem Termin geht eine Gruppe von weiblichen Mitarbeitern der Sparkasse eher nicht aus: "Wir würden natürlich befürworten, dass es ein Ergebnis gibt, aber ob das schon in der nächsten Runde passiert?" Das sind die Damen skeptisch.
Viele Dortmunder steigen aufs Rad um
Immerhin ist Ver.di mit den Warnstreiks in die Vollen gegangen: Busse und Bahnen fahren nicht, Kitas sind ebenso dicht wie städtische Verwaltungen oder Sparkassen. Viele Menschen in der Stadt sind mit dem Fahrrad unterwegs, auf Rollschuhen oder mit dem Roller.
Hallenbäder und JFT dicht
Speziell in Dortmund sind heute die städtischen Jugendfreizeitstätten geschlossen, ebenso wie große Teile der Bürgerdienste. Auch die städtischen Hallenbäder sind zu, die Zentralbibliothek ist geschlossen, geöffnet haben aber die Stadtteilbüchereien bis auf Lütgendortmund. Auch das Wilhelm Hansmann Haus hat bis auf die Tagespflege, Seniorenbüro und Gaststätte geschlossen. Weitere Infos gibt es bei twitter.com/stadtdortmund.
Ob dieser Tag der letzte Streiktag war - das bleibt abzuwarten. Vermutlich sind alle gut beraten, die ihr Fahrrad einsatzbereit halten.
Autor:Lokalkompass Dortmund-City aus Dortmund-City |
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