Rettung für Problemhäuser
Die Stadt hatte es zuvor angekündigt, dass sie, wo sie kann, gegen Mietwucher und das Verwahrlosen von Häusern in der Nordstadt vorgehen wird. Nun hilft die DOGEWO21 ebei der Aufwertung der Nordstadt. Sie erwirbt Problemimmobilien in der nördlichen Innenstadt
Das kommunale Wohnungsunternehmen DOGEWO21 hat sieben sogenannte ‚Problemimmobilien’ mit insgesamt 65 Wohnungen und sechs Ladenlokalen in der Nordstadt erworben, um sie zu sanieren und dann nachhaltig zu bewirtschaften. Auch soziale Angebote für die Nordstadt sollen künftig in diesen Gebäuden untergebracht werden.
65 Wohnungen werden saniert
Es handelt sich im einzelnen um die Objekte Bornstraße 125 mit 14 Wohnungen und 2 Ladenlokalen, Danewerkstraße 1 mit 6 Wohnungen und 1 Ladenlokal, Evinger Straße 279 mit 9 Wohnungen, Lindenhorster Straße 98 mit 7 Wohnungen, Lindenhorster Straße 100 mit 7 Wohnungen und 1 Ladenlokal, Mallinckrodtstraße 54 mit 11 Wohnungen und 1 Ladenlokal sowie Mallinckrodtstraße 56 mit 11 Wohnungen und 1 Ladenlokal.
Mit dieser Initiative will DOGEWO21 zur Aufwertung der Nordstadt beitragen. Oberbürgermeister Ullrich Sierau machte sich jetzt gemeinsam mit DOGEWO-Geschäftsführer Klaus Graniki, Sozialdezernentin Birgit Zoerner und weiteren Mitarbeitern aus Unternehmen und Verwaltung an der Bornstraße ein Bild vom Zustand eines der erworbenen Objekte. Er ist sehr zufrieden mit dem Engagement des Wohnungsunternehmens:
„Wir haben lange zusehen müssen, wie private Eigentümer ihre Häuser zu Lasten ganzer Straßenzüge, ja der ganzen Nordstadt haben verkommen lassen. Das ist jetzt wenigstens an einigen Stellen vorbei. DOGEWO21 übernimmt Verantwortung da, wo Private versagt haben.“
2 Mio. Euro werden investiert
Die sogenannten ‚Problemimhäuser’ sind eine Facette der schwierigen Gesamtsituation in der Nordstadt. Etliche Objekte sind in einem so schlechten Zustand, dass von ihnen Verkehrs- oder Gesundheitsgefährdungen ausgehen. Sie strahlen längst negativ auf die Nachbarschaft aus und beschädigen so ursprünglich gute Wohnstandorte.
Die Ursachen sind vielfältig: Teilweise geht es den Eigentümern ausschließlich darum, in möglichst kurzer Zeit möglichst viel Geld aus dem Objekt herauszuziehen, teilweise sind die Eigentümer mit einer nachhaltigen und verantwortungsvollen Bewirtschaftung schlichtweg überfordert.
Oft sind auch die Eigentumsverhältnisse, beispielsweise nach Insolvenzen oder Auswanderungen, ungeklärt.
Mietwucher mit Matratzenlager
In einigen Gebäuden wurden noch bis vor Kurzem bis zu 80 Matratzen zu Wucherbeträgen an bulgarische oder rumänische Familien vermietet, andere Gebäude dienen lediglich als Meldeadressen, in anderen wird Prostitution betrieben, wieder andere stehen leer und dienen Gruppen als illegaler Treffpunkt.
Der Verwaltung stehen kaum Handlungsoptionen zur Verfügung, weil privates Eigentum, auch wenn es der Allgemeinheit schadet, unter besonderem Schutz steht.
Seriöse Investoren kommen ebenfalls selten zum Zuge, weil astronomische Kaufpreise aufgerufen (und manchmal auch bezahlt) werden.
Umso erfreulicher ist es, dass DOGEWO21 der Einstieg gelungen ist. Klaus Graniki: „Als kommunales Wohnungsunternehmen sind wir uns unserer Verantwortung für die Nordstadt bewusst. DOGEWO21 selbst bietet dort knapp 2000 Wohnungen an. Aus eigener Erfahrung wissen wir, wie schnell sich das Image dieses ansonsten attraktiven Wohnstandortes durch Problemimmobilien verschlechtert.“
Die angekauften Objekte befinden sich teilweise in einem katastrophalen Zustand. Sie sind vermüllt, von Ungeziefer befallen, haben weder Heizung noch funktionierende Bäder und teils abenteuerliche Verkabelungen.
Platz für soziale Angebote
Graniki schildert, was man nun vorhat: „Wir wollen die Gebäude von Grund auf sanieren und dann so bewirtschaften, wie sich das für einen verantwortungsvollen Eigentümer gehört. Für Modernisierungen möchten Fördermittel des Landes in Anspruch nehmen. Am Ende wollen wir in diesen Gebäuden auch soziale Angebote etablieren. So bieten wir dem Quartiersmanagement zentrale, neue Räumlichkeiten, eine Kinderstube könnte eingerichtet und besondere Wohnangebote beispielsweise für Studenten geschaffen werden.“
Manches wird laut Graniki aber auch seine Zeit dauern. So teilte ein von DOGEWO21 beauftragter Schädlingsbekämpfer jüngst mit, dass die dauerhaft wirksame Bekämpfung von deutschen und orientalischen Schaben einen Zeitraum von mindestens einem Jahr umfassen muss. Alleine hierfür fallen für ein Gebäude Kosten in Höhe von 8000 € an.
Mieterverein begrüßt Ankauf
Der Mieterverein Dortmund begrüßt den Ankauf von sieben Problemhäusern durch die DOGEWO21. "Alle Objekte standen zu Recht auf der Liste der Problemimmobilien, so dass wir den Ankauf durch die DOGEWO21 begrüßen.“, stellt Rainer Stücker, Geschäftsführer des Mietervereins Dortmund fest.
Wichtig ist, dass nach längerer Sondierung der Problemimmobilienbestände in der Nordstadt und Eving diese Ankäufe möglich geworden sind, ohne dass die bisherigen Eigentümer, die zuvor vielfach die Wohnungsnot Betroffener zu ihren Gunsten ausgenutzt haben, auch noch unangemessene Kaufpreise erhalten hätten. Auch wenn es sich letztlich nur um wenige Häuser handelt, ist begrüßenswert, dass die DOGEWO21 hiermit ihrer Aufgabenstellung als kommunalem Wohnungsunternehmen nachkommt und in den betroffenen Wohnbereichen so ein Beitrag geleistet werden kann, die Situation im Quartier zu verbessern.
Der Mieterverein Dortmund weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass sich unverändert mindestens ca. 6.000 Wohneinheiten in Dortmund im Besitz von „abgestürzten“ Finanzinvestoren mit entsprechend schlechten baulichen Zuständen befinden, Auch hier wird eine Verbesserung der Situation für die betroffenen Mieterinnen und Mieter sowie die Quartiere nur möglich sein, wenn es zu Eigentümerwechseln kommt.
„Es ist wichtig, dass weiterhin seitens der Stadt Dortmund und der DOGEWO21 alle Prob-lemimmobilien beobachtet werden und dann, wenn die Chance für Ankäufe besteht, diese auch genutzt wird.“, erklärt Rainer Stücker.
Autor:Antje Geiß aus Dortmund-City |
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