Regionalflughafen Dortmund: Versierter Kritiker der Millionenverluste soll Aufsichtsrat werden
Eigentlich sind Abstimmungen im Rat der Stadt Dortmund bezüglich der Umsetzung in Gremien reine Formsache. In der Regel wird den Wüschen der einzelnen Fraktionen entsprochen, da diese natürlich ihre Personalvorschläge vorbringen, die dann auch ihre politische Positionen vertreten. Nicht so aber in der letzten Ratssitzung vor der Sommerpause.
Die Fraktion DIE LINKE und Piraten hatte den versierten Kritiker der jährlichen Millionenverluste des Flughafen Dortmund, den parteilosen Unternehmer Jürgen Kleinschnittger, zum Nachfolger von Dirk Pullem im Aufsichtsrat des Dortmunder Flughafens vorgeschlagen.
Verzicht auf Billigflieger
Kleinschnittger, Ex-Vorstandsmitglied der Schutzgemeinschaft Fluglärm und geschäftsführender Gesellschafter eines mittelständischen Betriebes, ist kein genereller Flughafengegner. "Mein Konzept lautet: Weniger ist mehr.", sagt Jürgen Kleinschnittger. Sein Ziel sei ein Verzicht auf Billigflieger und die Konzentration auf einen Geschäftsflughafen, um somit die Millionenverluste zu minimieren. Laut Aussage der Fraktion DIE LINKE und Piraten gibt es für diese Flughafenentwicklung auch qualifizierte Gutachten.
Für SPD und CDU, die zwar 60 Millionen Euro im Rahmen ihres gemeinsamen Memorandumbeschlusses in der Stadt einsparen wollen, aber offensichtlich wenig Probleme mit jährlichen Millionenverlusten am Flughafen (2015: 17,9 Millionen Euro) haben, ist die Personalie Jürgen Kleinschnittger anscheinend nicht tragbar. SPD und CDU erklärten den Vorschlag von Linken und Piraten, entgegen den üblichen Gepflogenheiten im Rat der Stadt, nicht zuzustimmen.
Fluggastzahlen im Sinkflug
Auch die aktuellen Zahlen des Dortmunder Flughafens und die erst Anfang Juli 2016 durch die NRW-Landesregierung vorgenommene Einstufung des Flughafen Dortmund im Landesentwicklungsplan als nicht landesbedeutsam bestätigen die Position der Fraktion DIE LINKE und Piraten: Im zweiten Quartal 2016 gingen diese um knapp 40.000 Reisende im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zurück. Das bedeutet ein Rückgang um 2,47 Prozent.
Rückbau zum Geschäftsflughafen
Die Flughafenverlust-Kritiker erwarten grundsätzlich nicht, dass der Flughafen mit wachsenden Fluggastzahlen auch automatisch in die Gewinnzone fliegen würde. Ein Rückbau in Abstimmung mit den Regionalflughäfen in der Region könne das Minus verringern, erklärt Ratsmitglied Utz Kowalewski (DIE LINKE). So könnte zum Beispiel der Flughafen Münster/Osnabrück den Billigflugsektor bedienen, der Flughafen Paderborn den Frachtbereich und Dortmund den für Geschäftsflieger.
"Die vom Dortmunder Regionalflughafen angeführten äußeren Einflüsse, dieses Mal in Form der angespannten Lage in der Türkei, bleiben ein Grundproblem des Flughafens. Dieser ist selber kaum handlungsfähig und hat daher auch nicht wirklich eine erkennbare Einflussmöglichkeit das jährliche Millionendefizit zu reduzieren. Auch die große Abhängigkeit von nur einer Billigfluglinie, die mehr als die Hälfte der Fluggäste abfertigt, ist betriebswirtschaftlich ein unkalkulierbares Risiko.", so Ratsmitglied Carsten Klink (DIE LINKE).
Am Ende einer doch umfangreichen Debatte im Rat einigte man sich auf Vorschlag des Oberbürgermeister Ullrich Sierau, die endgültige Entscheidung auf September zu vertagen. In der Zwischenzeit haben alle Beteiligten noch mal die Möglichkeit die Fakten abzuwägen. Linke und Piraten kündigten bereits an, selbstverständlich an ihrem qualifizierten Personalvorschlag festzuhalten.
Autor:Carsten Klink aus Dortmund-Ost |
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