Zukunfts-Konzept für Frei- und Hallenbäder in Dortmund: mehr Lehrschwimmbecken und Freizeitbäder für Familien
Rat entscheidet über das Baden und Schwimmen
Mehr warme Lehrschwimmbecken für Kinder und Senioren und familienfreundlichere Bäder wünschen sich die Dortmunder sowie Vereine und Schulen. Ein Bäderkonzept mit dem der Rat am 18. November die Sanierung und Modernisierung und auch Neu- und Ausbau der Dortmunder Bäderlandschaft auf den Weg bringen soll, sieht auch den kurzfristigen Auftrag für eine Machbarkeitsstudie vor. Hier bestehe besonderer Handlungsbedarf, um den Erhalt / Ausbau der Wasserflächen des stark sanierungsbedrüftigen Nordbades und auch Freibades Stockheide zu gewährleisten.
Vier Jahre würde es dauern, das in die Jahre gekommene Nordbad neu zu bauen. In Frage käme nur ein neuer Standort, da das Schwimmen dort für Jahre ausfallen würde. Ein Neubau sei zwingend erforderlich, um das Schulschwimmen zu gewährleisten. Und die Zahl der Schüler wird noch steigen. Um die wichtige Aufgabe im Quartier zu erfüllen, müsste das marode Freibad Stockheide im Hoeschpark saniert werden oder aber ein zentrales Familienbad in der Nordstadt als Hallen-/Freibad neu gebaut werden, welches die Ansprüche der Schulen, der Vereine und auch der Freizeitschwimmer erfüllt.
Familien-Bedarf nur teilweise gedeckt
Fest steht laut Bestandsaufnahme des Bäderkonzeptes, welches der Politik vorliegt, dass der in den letzten Jahren stark gewachsene öffentliche Bedarf mit mehr Angeboten für Kinder und Familien nur teilweise abgedeckt werden kann.
Heute umfasst die Dortmunder Bäderlandschaft elf Hallenbäder, sechs Freibäder und ein Freizeitbad. Für die nächsten Jahrzehnte sollen die Bäder innovativ, attraktiv, nachhaltig und zukunftsfähig gemacht werden. Dafür soll ein Prioritätenkatalog abgestimmt mit den Badbetreibern zur Sanierung und Modernisierung der Freibäder erstellt werden.
Potential: Ausbau des Freizeitbades
Da die Stadt jedes Jahr Millionen in ihre Schwimmbäder pumpt, wurde für das Bäderkonzept auch das Bäderangebot rund um Dortmund und die ökonomischen Faktoren analysiert. Als Fazit wird ein hohes wirtschaftliches Potential im Ausbau des Freizeitbades Wischlingen als Gesundheits- und Saunabad gesehen. Hierfür soll gesondert ein Raumprogramm erarbeitet werden.
113 Mio. Euro Sanierungsstau
Schon bis Ende Dezember 2020 wiesen die Dortmunder Bäder insgesamt laut den Fachleuten der mit der Bestandsaufnahme beauftragten Krieger Architekten einen Sanierungsstau von 95 Mio. Euro netto (113 Mio. Euro brutto) auf. Das Westbad blieb dabei außen vor, weil es am Revierpark neu gebaut wird. Und dies sind vor zehn Monaten prognostizierte Kosten, um die Bäder im heutigen Zustand ohne große Ausfälle für die nächsten fünf bis zehn Jahre betreiben zu können. Nicht enthalten seien Bedarfsanpassungen oder Attraktivierungen.
Nur 30 % "öffentlicher Badebetrieb"
Im Beteiligungsverfahren zum Bäderkonzept wurde deutlich, dass es einen nicht gedeckten Bedarf bei familien- und freizeitorientierten Wasserflächenangeboten gibt. Laut Besucherzahlen der Bäder zählen neben Vereinsschwimmern und Schulschwimmen nur 30 % zum öffentlichen Badebetrieb. "Geht man davon aus, dass aufgrund der kaum vorhandenen freizeitaffinen Flächen in Dortmund die öffentlichen Nutzer aus sportorientierten Gründen die Bäder aufsuchen, so fehlt geradezu gänzlich die Abdeckung des Familien- und Freizeitbadens", heißt es in der Analyse zum Bäderkonzept.
Warme Lehrschwimmbecken fehlen
Daraus schließen die Experten: "Somit finden nahezu 50% der potentiellen Nutzer in Dortmund derzeit kein adäquates Schwimmangebot zur Freizeitnutzung vor. Dazu heißt es in einer Potentialanalyse, dass Freizeit- und Erholungsbäder pro Jahr nicht nur rund 1,6 Mio. Besucher aus Dortmund, sondern dazu noch über 440.000 regionale und noch 351.000 überregionale anziehen könnten, insgesamt über 3,5 Badegäste jedes Jahr. Allein für Saunen liege dieses Potential bei 1,38 Mio. Gästen.
Viel Luft sehen die Fachleute, da die Zahl der Dortmunder Senioren und Kinder wächst, auch bei warmen Lehrschwimmbecken.
Mehr Schwimm-Zeiten für Schulen
Aus der Belegung der Wassersportflächen der Schulen von 40 Einheiten stündlich, um den IST-Bedarf zu decken und der Vereine von 30, würden weitere rund 20 Wasserflächen-Einheiten benötigt, um parallel den Bedarf der Öffentlichkeit für das Sportschwimmen zu decken. Ein Ergebnis eines Beteiligungsworkshops der Schulen war, dass vormittags für das Schulschwimmen weitere Zeiten zur Verfügung gestellt werden müssten. Zur Unterstützung der Schwimmausbildung wurden Schwimmassistenten und/ oder Angestellte der Bäderbetriebe vorgeschlagen.
Reha- und Gesundheitssport
Mehr nutzbare Wasserfläche wünschten sich die Vereine in einem weiteren Workshop und eine nähere Betrachtung der Themen Reha- und Gesundheitssport.
Aktuell stehen stadtweit 88 Anlageneinheiten pro Stunde zur Verfügung. Eine der Handlungsempfehlungen für die zukünftige Bäderplanung ist die gutachterliche Betrachtung wo der Neubau von Lehrschwimmbecken in Dortmund dezentral, baulich und wirtschaftlich sinnvoll ist.
Zum Hintergrund:
- Über 1,3 Mio. Besucher zählten 2019 die Hallenbäder.
- Rund 221.000 Badegäste kamen in dem Sommer in die Freibäder.
- 43 % der Bädernutzer stellt der Schulsport, 30 % Vereine und 27 Prozent der öffentliche Badbetrieb.
- Jährlich fließen rund 9 Mio. Euro in den Betrieb und Erhalt der Bäder.
Autor:Antje Geiß aus Dortmund-City |
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