Kreative Kopenhagener entkernen alte Industriehalle als gläsernes Zentrum des neuen Viertels am Wasser
Planer versprechen neues Hafenquartier für alle
Viele neue Arbeitsplätze, ein Heranrücken der Nordstadt ans Hafenbecken und ein ganz neues attraktives Viertel, welches seine Vergangenheit nicht dem Bagger opfert, sondern mit ihr Zukunft macht, erwarten sich die Planer von der neuen Speicherstraße. Einen Entwurf dafür, wie der nördliche Teil einmal aussehen kann, legten Architekten aus Kopenhagen vor und siegten im städtenbaulichen Wettbewerb mit ihrem Entwurf.
Wichtig war den COBE-Architekten, bewährtes, wie Herrn Walter, Strukturen der Industrie und Wahrzeichen in die zukünftige Speicherstraße einzubinden. Noch in diesem Jahr soll der Rat über die Visionen entscheiden, zuvor lädt die Stadt alle Interessierten am 6. Februar ins Studieninstitut am Königswall ein, um die besten Ideen vorzustellen. Bis zum 20. Februar werden hier die Entwürfe ausgestellt. Für die dafür gegründete d-Port21, DSW21, Stadt und Hafen AG sind es Pläne für den nächsten Meilenstein bei einem der wichtigsten Dortmunder Entwicklungsprojekte.
Viele neue Arbeitsplätze
"Nach einem Jahr haben wir die Ziele erreicht, ein internationales Büro gewonnen und einen Entwurf, der die Entwicklung des Areals mit einer sinnvollen Nutzung, sehr vielen Arbeitsplätzen, die hinzukommen werden, verbindet und endlich erreichen wir eine Aufenthaltsqualität für Stadt und Hafen", freut sich Hafen-Chef Uwe Büscher auf die Entwicklung der 10 Hektar großen Fläche.
Als Sieger des städtebaulichen Wettbewerbs für die Entwicklung des Hafenquartiers Nördliche Speicherstraße hat sich die 15-köpfige Jury einstimmig für den Entwurf zur Quartiersentwicklung des Kopenhagener Büros COBE Architects entschieden.
Weil dies mit Abstand der beste Entwurf war, gab es nur zwei dritte Preise, die an das Büro Winking Froh und das Düsseldorfer Architekturbüro Volker Kleinekort gingen. „Der Siegerentwurf bietet eine überzeugende Lösung für eine städtebaulich und architektonisch zeitgemäße Quartiersentwicklung mit einer eigenen räumlichen Atmosphäre und vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten an“, sagt der Dortmunder Stadtplaner und Juryvorsitzende Prof. Kunibert Wachten. Stadtklimatische und energetische Aspekte sind gründlich durchdacht und die Möglichkeit einer schrittweisen, partizipativen und integrativen Entwicklung ist gegeben“, fügt er hinzu. Erste Zugezogene sollen das Dortmunder Systemhaus Dosys und ein Berufskolleg von der Gronaustraße sein.
Promenade am Wasser führt zu Herrn Walter
Guntram Pehlke, Vorstandsvorsitzender der DSW21, freut sich auf die Herausforderung, das Areal zu entwickeln. Direkt am Wasser sollen Dortmunder auf einer durchgehenden Promenade entlang flanieren können, die von Bistros, Cafés und Restaurants gesäumt wird. Zwei neue Gebäude im neuen Hafen-Quartier soll das Leopold-Hoesch-Berufskolleg erhalten. Etwas weiter im Norden soll das Gastro-Schiff Herr Walter mit seinem Sandstrand anlegen, ob am Ende des Hafenbeckens ein öffentliches Deck oder eine Beachfläche entstehe, sei noch offen.
„Wir haben bewiesen, dass wir bedeutsame Projekte durchführen und große Flächen einer neuen städtebaulichen Nutzung zuführen können“, verweist Pehlke auf die Stadtkrone-Ost und den Phoenix-See. „Ich bin deshalb sicher, dass unter der Leitung von d-Port21 auch die Entwicklung der Nördlichen Speicherstraße eine Erfolgsgeschichte werden und das Hafenquartier Strahlkraft über die Stadtgrenzen hinaus entwickeln wird.“ Analog zu früheren Projekten wurde mit d-Port21 eine Gesellschaft für die Entwicklung des Areals gegründet. Gesellschafter sind DSW21 (51 %) und die Dortmunder Hafen AG (49 %).
"Die richtige Antwort für den Standort"
Deren Vorstand Uwe Büscher betont: „Der Entwurf des Rahmenplans bedeutet eine hervorragende urbane Aufwertung am Rande des Hafens und respektiert die Interessen des maßgeblichen Industrie- und Gewerbegebietes mit seinen 160 Unternehmen und mehr als 5000 Beschäftigten.“
Mit Blick auf den Lageplan lobt Dezernent Ludger Wilde wie selbstverständlich COBE das heutige Quartier weiter entwickle und ergänze: "Der Entwurf findet die richtige städtebauliche Antwort für den Standort. Er setzt einen überzeugenden planerischen und ordnenden Rahmen mit dem erforderlichen Maß an Flexibilität. Dadurch wird den künftigen Nutzungsansprüchen ein angemessener Spielraum gegeben.“
Wünsche der Initiativen verknüpfen
Insbesondere „der sensible Übergang zur Kleingartenanlage Hafenwiese und die identitätsstiftende Integration der Industriehalle konnten überzeugen“. Hierhin sollen die Gebäude kleinteilig zweigeschossig abfallen. Das neue Quartier werde sich „wunderbar mit Bestehendem vernetzen und die Basis für eine attraktive Nachbarschaft darstellen. Damit kann in Fortführung der Planungen für die südliche Speicherstraße ein neues lebendiges Quartier geschaffen werden“. Auch Wirtschaftsförderer Pascal Ledune sieht viel Potenzial im COBE-Entwurf. „Ich bin davon überzeugt, dass die Jury einen Wettbewerbssieger gewählt hat, der die unterschiedlichen Wünsche der Bürger und Initiativen, die sich für die Nordstadt einsetzen, miteinander verknüpft. Ich freue mich daher auf Gespräche und Veranstaltungen, in denen wir die Planungen diskutieren.“
Der Charme der Nordstadt
Wie Wilde lobt auch Ledune, nicht zuletzt mit Blick auf die Gesamtentwicklung des Quartiers, den Brückenschlag sowohl zur Südlichen Speicherstraße als auch zur Nordstadt. „Der Siegerentwurf spiegelt den Charme der Nordstadt wider. Die Idee, die dahinter steckt, ist eine Erweiterung der Nordstadt ans Wasser.“ Durch den Mix unterschiedlicher Architekturformate und den Erhalt prägender Gebäude wie den Speicher 100 bewahre das Quartier das Altbekannte und schaffe eine Verbindung in die Zukunft, so der Wirtschaftsförderer. Zudem werde auch Herr Walter weiter seinen Platz an der Spundwand finden. Die Jury verweist vor allem auf die schlüssige Mischung aus unterschiedlichen architektonischen und Nutzungselementen. Der Siegerentwurf biete eine robuste Struktur und sei doch flexibel hinsichtlich der Gliederung, der Typologie und Dichte der Bebauung sowie der Gebäudehöhen. In der Zuordnung zu Hafenbecken und Kleingartenanlagen zeige er viel Offenheit.
Klare Kante
Wilde lobt die klare Kante entlang des Hafens, die über das Wasser im Hafenbecken herausragende gläserne Sporthalle, die ebenerdig ein öffentliches Café direkt an der Promenade beherbergen soll. Sie gehört zum zukünftig hier beheimateten Berufskolleg. Fahrbahn und Bahnlinie der Speicherstraße blieben wo sie sind erhalten, auch ein Stück der großen Interfer-Halle, die als Skelett mit Glasdach alt und neu verbinden werde und flexible kleine Module, Container und Gebäude für Nutzer unter sich vereine. So sieht COBE die Zukunft der früheren Knauf-Interfer-Halle.
Nun gehe es darum, die Pläne weiter zu entwickeln, und Radverkehr zu planen. "Der daraus entwickelte Rahmenplan sei dann Grundlage für einen Bebauungsplan. Dann werden Betreiber und Nutzer gesucht. "Der Plan bleibt nicht nur Wunsch", ist sich Wilde sicher.
Denn die Bandbreite der Nutzungsoptionen sei sehr hoch. Sie reiche „bis hin zu privaten Dienstleistungen auf dem geplanten Quartiersplatz und öffentlichen und privaten Dienstleistungen im Schutz des neuen transparenten Hallendaches.
Chancen für Start ups
Einig sind sich die Beteiligten, dass der Siegerentwurf Chancen gerade für Start-Ups und kleinere Firmen und berücksichtige zugleich Optionen im Zuge eines wachsenden Unternehmens. "Die Gebäude am Hafenbecken bieten zudem gute Möglichkeiten auch für größere Unternehmen“, war sich die Jury einig. Auch ist sie sich sicher, dass sich die Atmosphäre des neuen Quartiers schon von der neuen Hafenbrücke aus erschließen“ werde. West- und Ostufer des Schmiedinghafens soll eine schwenkbare Brücke verbinden. Einen gelungenen Mix unterschiedlicher Architekturformen sah die Jury in diesem Entwurf des Kopenhagener Büros für die zukünftige Speicherstraße:
Das Silo und Nr. 100 bleiben
Als große Leinwand für Nordstadt-Künstler, Event-Location oder Museum können sich die kreativen Kopenhagener Planer das Silo an der zukünftigen Speicherstraße-Promenade vorstellen. Wie auch das Eventschiff Herr Walter soll Prägendes im Quartier erhalten und durch Cafés, Dienstleister, Supermarkt, Büros, Unternehmen, Dienstleister, Parkhäuser und mehr ergänzt werden.
Autor:Antje Geiß aus Dortmund-City |
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