Petition für den Erhalt des ehemaligen Museums am Ostwall beim Landtag NRW eingereicht
Die Bürgerinitiative "Rettet das ehemalige Museum am Ostwall" hat heute beim Petitionsausschuss des Landtages NRW die folgende Petition eingereicht:
Landtag Nordrhein-Westfalen
Petitionsausschuss
Postfach 10 11 43
40002 Düsseldorf
Petitionssteller/in:
Herr
Detlef Koester
Uhlandstrasse 75
44147 Dortmund
Nordrhein-Westfalen
mail@detlefkoester.de
Name der Vereinigung in der ich tätig bin:
Bürgerinitiative "Rettet das ehemalige Museum am Ostwall"
Gegenstand der Petition:
Ziel der Bürgerinitiative ist der Erhalt des ehemaligen Museums am Ostwall in Dortmund.
Der Rat der Stadt Dortmund hat beschlossen, dass Grundstück mit Gebäude zu veräussern, mit diesem Beschluss besteht die konkrte Gefahr, dass das Gebäude abgerissen wird, da in dem noch laufenden Interessenbekundungsverfahren nur noch ein Bieter übrig geblieben ist, welcher auf dem Grundstück ein neues Gebäude errichten will.
Wortlaut der Petition:
Petition an den Landtag von Nordrhein-Westfalen, 18. März 2014
Betr.: Erhalt des Alten Museums am Ostwall in Dortmund
Sehr geehrte Mitglieder des Landtages,
das Alte Museum am Ostwall in Dortmund ist in Gefahr, durch einen Ratsbeschluss am 10. April verkauft und abgerissen zu werden. Dieses Gebäude von landesweiter und bundesweiter Bedeutung darf nicht durch kurzfristige Interessen zerstört werden. Deshalb wenden wir uns an Sie.
Dortmund ist als eine der größten Städte des Landes mit seinem beachtlichen Aufschwung der letzten Jahre eine Stütze des Ruhrgebiets und des Landes NRW. Hier gilt es weiterhin, die entsprechende Konstellation aus Kultur und Wirtschaft aufzubauen, die der Stadt, der Region und dem Land zu einem nachhaltigen Imagewandel verhilft – vergleichbar dem Imagewandel von Frankfurt am Main vor drei Jahrzehnten von der Unstadt zur Kulturmetropole. Vieles ist hier schon geschehen: Es sei nur an die „kulturelle Kette“ am Wallring mit dem Museum für Kunst und Kulturgeschichte, dem Dortmunder U, dem Fußballmuseum, dem Konzerthaus und der Oper erinnert. Das Alte Museum am Ostwall ist ein integraler Bestandteil dieses „Kulturrings“ – es wäre völlig kontraproduktiv, diesen Image- und Strukturwandel nun durch einen Abriss zu konterkarieren und zu gefährden.
Wir fordern Sie deshalb dringend dazu auf, alles in Ihrer Macht Stehende zu unternehmen, das Alte Museum am Ostwall in Dortmund zu erhalten.
Die Geschichte dieses für die Kulturgeschichte der Stadt Dortmund und des Ruhrgebiets zentralen Baus ist in weiten Teilen wenig bekannt. Die Substanz des Alten Museums am Ostwall stammt in den aufgehenden Wänden bis hinauf zum Dach vom Oberbergamt, das 1872 in Dortmunds Gründerzeit errichtet wurde. Erst kürzlich wurde herausgefunden, dass der Entwurf dieses Baus vom Berliner Architekten Gustav Knoblauch stammt und damit der Berliner Schinkelschule zuzurechnen ist.
Bereits 1911 wurde es von niemand geringerem als dem Stadtbaumeister Friedrich Kullrich zum städtischen Kunst- und Gewerbemuseum umgebaut. Aus dieser Zeit stammt der eindrucksvolle Lichthof – in seiner Form und Substanz inklusive der heute noch vorhandenen Lichtdecke, die den Krieg überstanden hat, erhalten. Damit ist der Bau der erste Anlauf zum Strukturwandel vom Bergbau zur Kultur und das älteste erhaltene Zeugnis dieses Strukturwandels! Als solches ist das Haus ein Vorläufer der IBA Emscherpark und der europäischen Kulturhauptstadt Ruhr.2010 – er ist identitätsstiftend für die ganze Region Ruhr.
In der Nachkriegszeit wurde der in seinem Mauerwerk aufrechtstehende Bau unter der legendären Museumsdirektorin Leonie Reygers zum paradigmatischen und ersten Museumsbau, der nach dem Krieg in Deutschland wiedereröffnet wurde, umgebaut. Seine ostentative Schlichtheit zeugt noch heute von der moralischen Überzeugung eines demokratisch-kulturellen Neubeginns. Damit ist der Bau auch Zeugnis der kulturellen Wiederauferstehung nach dem Terror des Nationalsozialismus.
Ab 1975 erhielt der Bau durch die von Josef Paul Kleihues verantstalteten Dortmunder Architekturtage eine weit über Deutschland hinausreichende Beachtung: Internationale Architekten schufen in Dortmund ein städtebauliches und architektonisches Leitbild, das wenig später Kleihues in der IBA Berlin bahnbrechend umsetzen sollte und das den Ausbau Berlins zur Bundeshauptstadt nach 1990 prägte.
Das alte Museum am Ostwall ist heute der älteste profane Bau in der Dortmunder Innenstadt – alle älteren Bauten sind durch Nationalsozialismus, Krieg und Wiederaufbau zerstört worden. Es ist der einzige erhaltene öffentliche Bau aus der Gründerzeit in der Dortmunder Innenstadt. Es ist der einzige überlebende Kulturbau Dortmunds aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg. Es ist – wie das Alte Museum in Berlin oder die Alte Pinakothek in München – das zentrale Kunstmuseum der Stadt. Es ist als Veranstaltungsort der Dortmunder Architekturtage ein zentraler Ort der Architekturgeschichte der Bundesrepublik Deutschland.
Nur eine Erhaltung entspricht dem neuen zentralen Ziel von Nachhaltigkeit der Landespolitik, wie sie in der Landesinitiative Stadtbaukultur NRW mit dem Schwerpunkt "Umbaukultur" formuliert wird. Nicht der Abriss, sondern die Weiternutzung, wie sie auch der deutsche Beitrag der letzten Architekturbiennale in Venedig postuliert hat, entspricht dieser Politik.
Wir möchten uns nicht nachsagen lassen, dass wir in einer Zeit der relativen Armut der Kommunen unsere Leuchttürme beseitigen, die die Grundlage für zukünftige Entwicklung und Reichtum sind. Das Alte Museum am Ostwall ist ein solcher Fels der Identität in der Brandung der Tagesgeschäfte. Der Erlös aus dem Verkauf des Grundstücks ist nicht mehr als ein Rechenfehler im kommunalen Haushalt und wäre in keiner Weise nachhaltig: weder ökonomisch, ökologisch, noch kulturell.
Der Abriss dieses für die Stadtgeschichte und die Geschichte der Region so einzigartigen Baues, der bis heute den schönsten öffentlichen Veranstaltungsraum der Stadt enthält, wäre eine nicht zu rechtfertigende kulturelle Sünde, die dem Abriss des mittelalterlichen Rathauses nach dem Zweiten Weltkrieg mindestens ebenbürtig wäre. Hier haben wir eine Verantwortung für die zukünftigen Generationen!
Erhalten Sie dieses Haus! Bereits über 8.000 Bürgerinnen und Bürger aus Dortmund, NRW und der Welt – darunter zahlreich prominente Kulturträger – haben diese Petition zum Erhalt des Hauses unterzeichnet.
Mit freundlichen Grüßen
Bürgerinitiative "Rettet das ehemalige Museum am Ostwall"
Wir danken Herrn Professor Wolfgang Sonne (TU Dortmund) und Herrn Roland Günther für die Erarbeitung des Petitionstextes
Autor:Detlef Koester aus Dortmund-Nord |
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