Missbrauchsfall: Polizei droht mit Anzeige

Stellt sich vor seine Truppe: Polizeipräsident Hans Schulze weist die Vorwürfe energisch zurück. | Foto: Foto: Archiv
  • Stellt sich vor seine Truppe: Polizeipräsident Hans Schulze weist die Vorwürfe energisch zurück.
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Im Januar 2011 wurde ein siebenjähriges Mädchen auf dem Heimweg von der Schule in einer Tiefgarage in der Dortmunder Innenstadt missbraucht.
Sechs Monate später kann die Polizei endlich einen Täter präsentieren: Ein aus der Sicherungsverwahrung entlassener, einschlägig vorbestrafter Mann, der sich mit seinem Lebensgefährten und ehemaligen Zellengenossen in Dortmund niedergelassen hatte.
Anfang des Jahres hatte die Polizei ihn mit einer positiven Prognose aus der Rundum-Überwachung entlassen, nur ein Ortungshandy musste der Mann mit sich führen.
Die Familie des missbrauchten kleinen Mädchens erhebt nun schwere Vorwürfe gegen die Polizei und ihre Ermittlungen:
Die ermittelnde Polizeibeamtin schenkte den ungenauen Aussagen des Kindes keinen Glauben, eine DNA-Probe wurde zwar genommen, aber zunächst nicht zur Überprüfung weitergeleitet. Schließlich sollte das Verfahren ganz eingestellt werden.
Die Eltern des Mädchen wollten eine Dienstaufsichtbeschwerde einleiten, daraufhin, so die Aussage der Eltern, soll es einen Deal zwischen der Polizei und den Eltern gegeben haben: Keine Aufsichtsbeschwerde, dafür wird der Fall weiter verfolgt. Die Probe wurde auch weitergeleitet, allerdings ohne den Verweis auf die Priorität des Falles. So dauert es vier Monate, bis die Probe schließlich bearbeitet wird. Mit dem bekannten Ergebnis.
Ob der mutmaßliche Täter in der Zwischenzeit noch andere Kinder missbraucht hat, ist bislang unbekannt.
Mittlerweile macht der Fall schon bundesweite Schlagzeilen:
Der Focus und Spiegel Online berichteten schon über das Vorgehen der Polizei und die Anschuldigungen der Familie.
Jetzt nimmt Polizeipräsident Hans Schulze Stellung: „Wir können nicht ausschließen, dass es Fehleinschätzungen und Fehler in dem Ermittlungsverfahren gegeben hat", so der Polizeipräsident.
„Zurzeit läuft noch die interne Nachbereitung des Falls und wir haben zunächst die Pflicht, unseren Aufsichtsbehörden, dem Innenministerium und dem Landeskriminalamt zu berichten. Dem Ergebnis des internen Verfahrens können und werden wir nicht vorgreifen. Daher erklären wir uns zu den Details erst später.
Die Behauptungen der Mutter, es habe einen wie auch immer gearteten ‚Handel‘ zwischen ihr und der Polizei gegeben, entbehren jeder Grundlage."
Die Entscheidung, die gesicherte DNA-Spur zur Untersuchung dem LKA zu übersenden, habe die Polizei bereits vor dem Gespräch mit der Familie getroffen, so Schulz' Darstellung.
„Der betroffene Beamte weist die Darstellungen entschieden zurück. Er erinnert sich, dass sich die Eltern des Mädchens zum Abschluss für das ausgesprochen angenehme Gespräch sogar bei ihm bedankt hat. Die Behauptungen von der Mutter stellen sich allerdings als so schwerwiegend dar", so die Bewertung des Polizeipräsidenten Hans Schulze, „dass ich sie der Staatsanwaltschaft Dortmund zur strafrechtlichen Überprüfung übergeben werde."
Und weiter: „Weitere Stellungnahmen der Polizei Dortmund zum Sachverhalt wird es bis zum Abschluss aller Ermittlungen nicht geben!"
Angesichts der Brisanz des Falles könnte das ein frommer Wunsch des Polizeipräsidenten bleiben.

Autor:

Lokalkompass Dortmund-City aus Dortmund-City

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