Stadt Dortmund: Trotz höherer Corona-Zahlen keine Notwendigkeit für Eröffnung von Impf-Zentrum
KVWL: Unsere Praxen können boostern!
60 neue positive Corona-Testergebnisse meldet heute das Dortmunder Gesundheitsamt. Der RKI-Inzidenzwert liegt stadtweit bei 104,1. Trotz der erwarteten steigenden Werte sieht die Stadt keine Notwendigkeit zusätzlich zu den Hausarztpraxen, die Corona-Impfungen anbieten, auch wieder ein Impfzentrum zu eröffnen.
Als zusätzliches Angebot zu den niedergelassenen Ärzten bietet die Stadt in verschiedenen Stadtteilen montags bis freitags kostenloses Impfen mit dem Impfbus an. Der steht vorm Jobcenter, auf Märkten und im Indupark ( der Fahrplan). Krisenstabsleiterin Birgit Zoerner meint: "Im Moment können wir die Notwendigkeit einer Wiedereröffnung oder Neueröffnung von Impfzentren für Dortmund nicht erkennen. Zu Beginn der Impfkampagne dienten die Impfzentren dem sicheren Umgang mit einem zum damaligen Zeitpunkt schwierig zu händelnden Impfstoff und der Durchsetzung der Priorisierung aufgrund des Impfstoffmangels."
Kein Problem bei Booster-Impfungen
Die aktuelle auf Bundesebene geführte Diskussion ziele auf eine mögliche Beschleunigung der Booster-Impfungen. "Wir beobachten den Fortgang der Impfungen mit der Kassenärztlichen Vereinigung gemeinsam. Wir können zurzeit keine Probleme bei den Booster-Impfungen bei den Praxen erkennen." Doch nicht nur dies sei zu bedenken: "Hinzu kommt eine Vielzahl weiterer Argumente, warum es nicht funktionieren kann, auf die Schnelle die erst vor vier Wochen geschlossenen und abgebauten IZ wieder zu öffnen", fügt Birgit Zoerner hinzu.
Booster-Impfungen in Heimen
Zu den Booster-Impfungen, den sogenannten Auffrischungsimpfungen sagt Gesundheitsamtsleiter Dr. Frank Renken: "In Dortmund gehen wir davon aus, dass die Booster-Impfungen in den Pflegeheimen in diesem Monat abgeschlossen werden. Daher ergibt sich nach dem aktuellen Informationsstand in den Heimen kein Bedarf für zusätzliche Impfangebote."
Menschen über 80 Jahre werden derzeit seitens der Stadt angeschrieben und über die Möglichkeit informiert, sich in den Arztpraxen impfen zu lassen und warum eine Booster-Impfung sinnvoll ist. "Dieser Personenkreis muss dann zunächst dort Impftermine bekommen, bevor dann auch die über 70-Jährigen über das Angebot der Booster-Impfung informiert werden", erklärt er, "ein gestaffeltes Vorgehen ist erforderlich, damit nicht zu viele Menschen zeitgleich nach Impfterminen fragen."
Unabhängig vom Anschreiben der Stadt habe jeder Mensch über 60 Jahre die Möglichkeit, sich selbst an eine Praxis zu wenden und dort einen Impftermin zu vereinbaren.
Brief ist keine Voraussetzung fürs Impfen
Und er stellt klar: "Unser Anschreiben ist also keine Voraussetzung dafür, geimpft zu werden, sondern nur eine Information für den Personenkreis, für den die Impfempfehlung der STIKO eine Booster-Impfung vorsieht." Bisher hat es sehr wenige Meldungen im Gesundheitsamt gegeben, dass Impftermine in den Praxen nicht ausreichend zur Verfügung stehen.
In Einzelfällen hilft das Team und nennt Arztpraxen, die Impftermine anbieten. "Sollte sich die Situation ändern, wird die Stadt darauf kurzfristig reagieren", betont Dr. Renken, "geplant ist dann, in Abstimmung mit der KVWL an verschiedenen Stellen im Stadtgebiet kleine ortsgebundene Impfstellen einzurichten, wo sich dann Menschen impfen lassen könnten, die in den Praxen keine Termine erhalten."
KVWL gegen Kehrtwende bei Impfungen
„Dank wenig hilfreicher Vorschläge der Berliner Politik, die ein sortiertes Vorgehen analog der Empfehlungen der Ständigen Impfkommission konterkarieren, debattiert die Öffentlichkeit wieder wild über das richtige Vorgehen bei der Booster-Impfung. Dabei haben unsere Ärztinnen und Ärzte längst mit dem Impfen begonnen und legen ein beachtliches Tempo vor“, erklärt der Vorstand der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) Dr. Dirk Spelmeyer, Dr. Volker Schrage und Thomas Müller.
Alleine in der vergangenen Woche wurden in Westfalen-Lippe rund 46.000 Auffrischungsimpfungen durchgeführt, eine Woche zuvor waren es noch rund 26.000.
"Aufwärtstrend nicht unterbrechen"
Dieser anhaltende Aufwärtstrend dürfe nicht wieder unterbrochen werden: „Gerade jetzt, wo das Impfgeschehen in den Praxen rund um die Booster-Impfung an Fahrt gewinnt, fordert man mit der Wiedereröffnung der Impfzentren nach nur vier Wochen eine erneute Kehrtwende. Das ist unverhältnismäßig und es besteht auch absolut keine Notwendigkeit für ein solches Vorgehen. Unsere Praxen können boostern und tun es auch!“, erklärt Dr. Dirk Spelmeyer, Vorstandsvorsitzender der KVWL.
Stringent STIKO-Empfehlung folgen
„Zudem tun man gut daran, stringent den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission zu folgen, um ein klares, gezieltes Vorgehen beizubehalten. Die Rahmenbedingungen müssen stimmen: Flexiblere und vor allem schnellere Möglichkeiten bei der Bestellung des Impfstoffes sind dabei unabdingbar“, so Dr. Volker Schrage, KVWL-Vorstandsvize.
Praxen bekommen Kraftakt hin
„Wir haben es immer befürwortet, dass die Corona-Impfungen in die regulären Strukturen der ambulanten Versorgung überführt werden, sobald der richtige Zeitpunkt gekommen ist. Mit Schließung der Impfzentren war dies der Fall und wir sind weiterhin überzeugt davon, dass unsere Praxen auch diesen Kraftakt hinbekommen werden – wenn man sie lässt. Sollten sich dennoch regionale Engpässe abzeichnen, können und werden wir frühzeitig unterstützend eingreifen und zusätzliche Angebote etablieren“, betont Thomas Müller, KVWL-Vorstand.
"Das Letzte, das unsere Ärzte brauchen"
Was laut Müller hingegen aktuell nicht passieren dürfe, ist, die Praxen durch die Einführung neuer technischer und bürokratischer Hemmnisse wie der elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung zusätzlich zu belasten. „Das ist wirklich das Letzte, was unsere Ärztinnen und Ärzte jetzt brauchen!“
1.181 Menschen in Quarantäne
Die aktuellen Corona-Werte in Dortmund: Es sind gestern insgesamt 60 positive Testergebnisse hinzugekommen. Von den 60 Neuinfektionen sind 16 Fälle neun Familien zuzuordnen.
Seit dem ersten Auftreten der Erkrankung in Dortmund liegen insgesamt 35.545 positive Tests vor. 33.986 Menschen gelten als genesen. Aktuell sind 1.137 Menschen in Dortmund mit dem Virus infiziert. Es befinden sich 1.181 Menschen in Quarantäne.
Zurzeit werden in Dortmund 44 Corona-Erkrankte stationär behandelt, darunter elf intensivmedizinisch, sechs davon mit Beatmung.
In Dortmund starben bislang 301 Menschen ursächlich an COVID-19, weitere 121 mit Corona infizierte Patient*innen verstarben aufgrund anderer Ursachen.
Vollständig geimpft sind in Dortmund bislang 425.490 Menschen. Insgesamt wurden 852.398 Impfdosen verabreicht.
Autor:Antje Geiß aus Dortmund-City |
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