Konferenz: Afrika jenseits der vier "K"

Bei der Fachtagung im Rathaus ging es darum, dass häufig in der berichterstattzung über Afrika Katastrophen und Kriege in den Vordergrund rückten. | Foto: Till Barz
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  • Bei der Fachtagung im Rathaus ging es darum, dass häufig in der berichterstattzung über Afrika Katastrophen und Kriege in den Vordergrund rückten.
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„Abbilder und Zerrbilder eines Kontinents im Wandel und deren Wirkung“ thematisierte die Dortmunder Konferenz AFRIKA 3.0. 135 Teilnehmer folgten der Einladung in das Erich-Brost-Institut für Internationalen Journalismus der TU Dortmund und diskutierten kontrovers die Voraussetzungen für eine zeitgemäße, objektive Berichterstattung über den afrikanischen Kontinent aus journalistischer und gesellschaftlicher Perspektive.

In Kooperation mit dem Institut der TU Dortmund organisierte der Verein AFRICA POSITIVE die Konferenz als Bestandteil seines 15-jährigen Jubiläumsprogramms. Der Dortmunder Verein begründete mit seinem gleichnamigen Magazin in der deutschen Medienlandschaft selbst neue Wege der Afrikaberichterstattung, um das häufig einseitig negativ geprägte Afrikabild zu korrigieren.
Am Vorabend der Medienkonferenz fand im Bürgersaal des Dortmunder Rathauses eine Benefizgala zu Gunsten der ehrenamtlichen Kinder- und Jugendarbeit des Vereins AFRICA POSITIVE statt. Zu den Gästen und Rednern der Konferenz AFRICA 3.0 gehörten Medienvertreter, Wissenschaftler, Akteure aus Politik, Bildung und Wirtschaft, Organisationen der Diaspora sowie Vertreter der Zivilgesellschaft sowohl aus Europa als auch aus Afrika.

Mehr als Kriege, Krisen und Krankheit

Dass Afrika nicht nur der „4K-Kontinent“ der Kriege, Krisen, Krankheiten und Katastrophen ist, sondern dass dieser zweitgrößte Erdteil mit seinen 54 Staaten einer differenzierten Betrachtung bedarf, wurde auf der Konferenz AFRIKA 3.0 in den Beiträgen der Referenten deutlich. Die Vielfalt und die heterogenen sozio-kulturellen Gegebenheiten des Kontinents erfordern eine entsprechend vielfältige Berichterstattung, so eine häufig vertretene These.
Deutlich wurden Differenzen, wie Medien ihrer Aufgabe gerecht werden können oder welche moralischen und entwicklungspolitischen Implikationen in der Berichterstattung über Afrika zu berücksichtigen sind. Während sich einige Redner gegen eine Verschiebung des Medien-Fokus zugunsten der Fortschritte auf dem afrikanischen Kontinent aussprachen, plädierten insbesondere die Vertreter der afrikanischen Diaspora, der Politik sowie der afrikanischen Medien für eine in ihren Augen notwendige Bewusstseinsveränderung in den Köpfen der Journalisten. I.E. Marie Odile Bonkoungou Balima, Botschafterin von Burkina Faso, fasste diese als Notwendigkeit empfundene Neufokussierung im Sinne einer objektiven Wertschätzung der Fortschritte auf dem afrikanischen Kontinent in Ihrer Begrüßungsrede in starke und bewegende Worte, die die Arbeit von AFRICA POSITIVE als vorbildlich hervorstellte.

Mehr Zusammenarbeit

Günter Nooke, G8-Afrikabeauftragter der Bundeskanzlerin, stellte exemplarisch das Afrikabild aus politischer Sicht dar. Der Journalist Dr. Lutz Mükke von der Medienstiftung der Sparkasse Leipzig präsentierte eine kritische Bestandsaufnahme der Ist -Situation, zu der ein neuer Ansatz für die strukturelle Verbesserung der journalistischen Arbeit zwischen den Kontinenten vorgeschlagen wurde. Abdullai Awudu, Programmdirektor von Multi TV aus Ghana, drückte in seinem Vortrag über die Afrikabild in den afrikanischen Medien seine Überzeugung aus, dass sich Qualitätsmedien durchsetzen werden, forderte aber auch verstärkte Bemühungen, um die mediale Zusammenarbeit zwischen den afrikanischen Staaten zu stärken.
Als Antwort auf die Forderung, verstärkt über positive Entwicklungen auf dem afrikanischen Kontinent zu berichten, verwies Siliva Liebrich von der Süddeutschen Zeitung auf die klassischen Tugenden der Presse als Wächter und Aufklärer der Öffentlichkeit. Aufklärung wäre in dieser Hinsicht die Aufklärung über Unrecht und Skandale. Kontraproduktiv für eine positive Entwicklung wäre dagegen das Hervorheben von positiven Beispielen. Gegen diese These stellte die aus Angola gebürtige Berliner Künstlerin Manuela Sambo ihre Erfahrung über die Unzulänglichkeiten und Verzerrungen in der medialen Darstellung ihres Heimatlandes.
Die Vorträge mit anschließenden sehr lebhaften Diskussionen wurden durch eine Seminarpräsentation ergänzt, in der die Auslandsberichterstattung deutscher Zeitungen über Afrika analysiert wurde. Diese Ergebnisse eines Seminars am Erich-Brost-Institut der TU Dortmund zeigten dabei deutlich, wie wenig präsent afrikanische Länder und Menschen noch heute in den deutschen Medien sind.
In fünf Panels vertieften die Teilnehmer die wichtigsten Themenschwerpunkte. Das Spektrum reichte hier von den Chancen der neuen Medien bis zu der problematischen Kooperation zwischen Hilfsorganisationen und Journalisten. Die Ergebnisse der Panels zeigten keine eindeutigen Lösungsansätze, sondern sprachen sich für eine Fortführung der Diskussion über das Afrikabild in den Medien im journalistischen und gesellschaftlichen Alltag in Afrika und Europa aus.
Die Konferenz AFRIKA 3.0 kann und sollte als Impuls für zukünftige Journalisten, aber auch für alle anderen gesellschaftlichen Gruppen dienen, Afrika abseits der „4 K“ als Kontinent der Chancen zu entdecken. Die Veranstalter sind sicher, dass ein guter Anfang gemacht worden ist, vorausgesetzt, die Diskussion wird in der Medien-Praxis konsequent und kritisch weitergeführt.

Bei der Fachtagung im Rathaus ging es darum, dass häufig in der berichterstattzung über Afrika Katastrophen und Kriege in den Vordergrund rückten. | Foto: Till Barz
EDie Benefizgala für Africa positive im Rathaus. | Foto: Michaele Weissborn
Autor:

Antje Geiß aus Dortmund-City

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