In Dortmund bleibt der Weg zwischen den Westfalenhallen 3 und 4 mit Einschränkungen offen
Kompromiss: An bis zu 30 Tagen geschlossen

Werner Blanke vom ADFC verweist auf den schleppenden Ausbau der Radwege: "Es ist widersinnig, einerseits über eine Fahrradstadt Dortmund und den Umstieg vom Auto auf nachhaltige Verkehrsmittel zu reden - und andererseits durch die Sperrung eines wichtigen Wegs Radverkehr, Fußverkehr und die Nutzung der Bahn zu erschweren und so Anreize zur vermehrten Autonutzung zu schaffen." | Foto: Jan Rocho / Aufbruch Fahrrad
  • Werner Blanke vom ADFC verweist auf den schleppenden Ausbau der Radwege: "Es ist widersinnig, einerseits über eine Fahrradstadt Dortmund und den Umstieg vom Auto auf nachhaltige Verkehrsmittel zu reden - und andererseits durch die Sperrung eines wichtigen Wegs Radverkehr, Fußverkehr und die Nutzung der Bahn zu erschweren und so Anreize zur vermehrten Autonutzung zu schaffen."
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Der Verwaltungsvorstand der Stadt Dortmund hat einen Grundsatzbeschluss zur künftigen Wegeführung im Bereich der Westfalenhallen gefasst. Es galt und gilt, einen Ausgleich der verschiedenen Interessen zu erzielen. In der Vergangenheit ging es dabei primär um die Verbindung zwischen den Hallen 3 und 4.

Während auf der einen Seite die Westfalenhallen Unternehmensgruppe GmbH auf sicherheits- und haftungsrechtliche Fragestellungen auf ihrem Betriebsgelände verweist, hat ein Bündnis verschiedener Gruppen und Einzelpersonen aus dem Kreuzviertel stets auf die Bedeutung der Verbindung für den Fuß- und Radverkehr hingewiesen.

Kompromiss: Temporäre Schließung 

Zur Bewältigung des Interessenkonfliktes schlägt die Verwaltung der Lokalpolitik eine Lösung vor, nach der die Verbindung zwischen den Hallen grundsätzlich offen bleibt. Allerdings soll den Westfalenhallen die Möglichkeit eingeräumt werden, temporäre Schließungen anlässlich größerer
Messen und Veranstaltungen vornehmen zu können, um an Tagen mit besonders hoher Frequenz beim Auf- und Abbau sicherheits- und haftungsrechtlichen Erfordernissen nachzukommen. Diesem Vorschlag liegt eine Gefährdungsbeurteilung durch die DEKRA zugrunde. Zu temporären Schließungen kann dann es nach aktuellem Stand an bis zu 30 Tagen im Jahr kommen. Bei Spielen des BVB im Signal-Iduna-Park solle die Verbindung immer geöffnet bleiben.

Über diese Regelung hinaus sei mit der Weiterentwicklung der Messehallen eine Aufwertung (z.B. durch Begrünung, Gestaltung) des Verbindungsweges vorgesehen, soweit dies baulich/ technisch und unter Beachtung sicherheitsrelevanter Aspekte realisierbar sei. Dies bedürfe der weiteren Prüfung und Ausgestaltung, sobald die Planungen konkret werden. Beim Bau der neuen Halle 9 solle dieser Ansatz ebenfalls berücksichtigt werden.

Verbindung durch den Rosengarten

Zur Optimierung des Gesamt-Wegenetzes ist zudem eine bauliche Verbesserung der heutigen Verbindung zwischen der Eishalle und den Rosenterrassen geplant. Der aktuell weniger nutzungsfreundliche Radweg an der Westseite der Eishalle soll zukünftig durch die
Rosenterrassen geführt werden. Durch diese ergänzende bauliche Maßnahme wird allen NutzerInnen ein verbessertes Wegeangebot in verschiedene Richtungen eröffnet.

Fahrradverbände sind gegen Sperrung

Die Fuß- und Radverkehrsverbände weisen den Vorschlag des Verwaltungsvorstands zur Sperrung der Wegeverbindung zwischen den Westfalenhallen 3 und 4 zurück. „Wenn der Weg wie geplant an bis zu dreißig Tagen im Jahr gesperrt wird, ist er für Fuß- und Radverkehr verloren, sagt Sven Teschke von Aufbruch Fahrrad Dortmund und erklärt: „Im Alltagsverkehr und insbesondere auf dem Weg vom Kreuzviertel zum Bahnhaltepunkt Signal-Iduna-Park sind verlässliche Geh- und Fahrzeiten erforderlich.“ Temporäre Sperrungen wirkten fast so negativ wie eine dauerhafte Sperrung, weil die Zeit für einen möglichen Umweg immer eingeplant werde müsse.

Darum sprechen sich die Organisationen ADFC, Aufbruch Fahrrad Dortmund, BUND, FUSS, VCD und VeloCityRuhr erneut nachdrücklich gegen temporäre Sperrungen des Wegs aus. Bereits 2019, als erstmals Pläne zur Schließung des Wegs bekannt wurden, hatten sich 33 Organisationen, die 8000 Menschen vertreten, für den Erhalt des Weges und gegen dauerhafte oder temporäre Sperrungen eingesetzt.

Bezirksvertretung für offenen Weg

„Wir hoffen, dass die Politik, die diese Frage letztlich entscheiden muss, unseren Argumenten mehr Gehör schenkt als der Verwaltungsvorstand“, sagt Lorenz Redicker vom VCD. Ganz unbegründet ist die Hoffnung nicht: Die Bezirksvertretung Innenstadt-West hat sich bereits im April 2020 einstimmig dafür ausgesprochen, den Weg „für die Allgemeinheit ohne Einschränkung dauerhaft offen zu halten“.

Falschparken beenden

Auch der Beirat Nahmobilität, der Politik und Verwaltung berät, hat dem Rat und den zuständigen Ausschüssen empfohlen, temporäre Sperrungen des Wegs auszuschließen. Er spricht sich dafür aus, mögliche Gefahren, die von den falsch parkenden Lkw ausgehen, nicht durch Sperrungen des Wegs, sondern durch Beendigung des Falschparkens zu beseitigen.

"Weg ist sicher"

Die Westfalenhallen begründen den Wunsch nach einer Sperrung nämlich mit Sicherheitsbedenken. „Dazu muss man wissen: Der Weg ist außerordentlich sicher“, so Peter Fricke von Aufbruch Fahrrad Dortmund und VeloCityRuhr: Eine Häufung von Unfällen sei bisher nicht bekannt geworden. „Wenn man diesen Weg aus Sicherheitsgründen schließen will und nicht mit zweierlei Maß misst, muss man so ziemlich jede andere Straße in Dortmund ebenfalls sperren“, so Fricke weiter.

"Sicherheitsdienst engagieren"

Ganz vereinzelt entständen Konflikte, wenn Gabelstapler hinter den kreuz und quer geparkten Lkw hervorkämen. Das Problem lasse sich aber leicht lösen, indem man Parkflächen markiere und einen Sicherheitsdienst anweise, auf Ordnung zu achten. „Das ist lösbar, sei es mit eigenem Personal oder mit Unterstützung eines externen Unternehmens“, sagt Fricke. Wenn geordnet geparkt werde und die Sichtlinien frei blieben, gebe es auch keine Gefahr. Nach zwei Jahren könne man Bilanz ziehen und faktenbasiert über möglichen Änderungsbedarf entscheiden.

Rosenterassen: "Trostpflaster"

Die als Ersatz für den Weg geplante Führung des Radverkehrs auf Umwegen über die Rosenterrassen überzeugt die Verbände nicht: „Rad- und Fußverkehr brauchen direkte Wege, keine Trostpflaster“, sagt Redicker.

Autor:

Lokalkompass Dortmund-City aus Dortmund-City

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