„Jubiläum der Untätigkeit“: Mallinckrodtstraße 317 weiterhin unsaniert
Zwei Jahre sind vergangen, seit das Haus Mallinckrodtstraße 317 in der Presse als von Bulgaren und Rumänen „besetztes“ Problemhaus bekannt geworden ist und geräumt wurde. Ein Jahr ist vergangen, seit die versprochene Sanierung der Immobilie abgeschlossen sein sollte. Eigentümerin und Verwaltungsgesellschaft haben seither nicht gehandelt, im Gegenteil: der Zustand des Hauses hat sich durch ihre Untätigkeit weiter verschlechtert.
Eigentümerin des Hauses ist die Firma Kulania Property 33 GmbH aus Gütersloh. Diese erwarb im Juli 2010 insgesamt sechs Wohnhäuser in der Dortmunder Nordstadt von der Firma Akman. Hierbei handelte es sich
überwiegend um Wohnhäuser aus der ehemaligen Feldhoff-Stiftung. Mit der Verwaltung der Objekte ist seit Juli 2010 die Promas Verwaltungsgesellschaft mbH aus Beckum beauftragt.
Im Sommer 2010 waren 50 aus Osteuropa stammende Menschen angesichts von Leerstand und sichtbarer Verwahrlosung kurzerhand in das Haus Mallinckrodtstraße 317 eingezogen, und hatten bis zur Räumung Anfang
März 2011 sowohl Müllberge als auch horrende Nebenkostenrechnungen hinterlassen. Zudem weigerten sie sich nach Aussage der Hausverwaltung so beharrlich, das Haus wieder zu verlassen, dass eigens ein Security-
Unternehmen zur Räumung des Hauses herangezogen werden musste.
Angekündigte Sanierung erfolgte nicht – Mieter sahen sich zum Auszug gezwungen
Unerwähnt blieb in der Presseberichterstattung und den Verlautbarungen der Promas Verwaltungsgesellschaft mbH, dass während der gesamten Zeit dieser „Besetzung“ auch noch reguläre, zum Teil langjährige Mietverhältnisse bestanden. Angeblich hätte die „Besetzung“ durch die ungebetenen Bewohner jedoch verhindert, dass das Haus wie geplant modernisiert und in kürzester Zeit – wie an anderer Stelle bereits geschehen – vollständig an seriöse Kunden vermietet werden kann, so die öffentliche Äußerung der Promas Verwaltungsgesellschaft mbH. Dass auch nach der erfolgreichen Räumung von Anfang März bis Ende Oktober 2011 keinerlei sichtbare Veränderung an der Immobilie stattgefunden hat, wurde seitens der Promas Verwaltungsgesellschaft mbH zunächst damit erklärt, dass sich die ursprünglich für das Haus vorgesehene Investitionssumme von 150.000 Euro durch den Schaden der „Besetzer“ auf nunmehr 500.000 Euro erhöht hätte. Dennoch zeigte man sich im Oktober 2011 zuversichtlich und kündigte an, ab November 2011 zu sanieren. Im Frühjahr 2012, so die Ankündigung, wolle man die ersten neuen Mieter in der sanierten Immobilie begrüßen.
Nicht nur, dass seitdem nichts passierte – die Lage verschlimmerte sich nochmals: Im Februar 2012 kam es bei kalten Außentemperaturen zu einem Leitungsbruch im oberen Bereich des Hauses. Strom, Gas und Wasser wurden abgeschaltet und für die noch dort wohnenden regulären Mieter nichts getan. Diese waren so endgültig zur Kündigung ihrer Mietverhältnisse bzw. zum Auszug gezwungen, und wurden hierbei vom Mieterverein unterstützt.
Verfall schreitet fort: Müll, Schimmel, Tauben
Seit diesem Vorfall ist nun bereits wiederum ein Jahr ohne erkennbare Tätigkeiten vergangen. Ende Oktober
2012 konnte sich der Mieterverein vor Ort ein Bild davon machen, dass nicht nur der äußere Zustand des Hauses von Stillstand und dementsprechend von Verfall gezeichnet ist. Bei einem Stadtrundgang mit Studierenden der TU Dortmund war die Tür der Immobilie ohne ersichtlichen Grund geöffnet, obwohl sich niemand im Haus befand. So wurde offensichtlich, dass auch das Innere scheinbar keinerlei Aufmerksamkeit seitens der Verwaltungsgesellschaft bzw. der Eigentümerin erfahren hat: Nach wie vor sind die Wohnungen voller Müll,
Wände und Decken zeigen deutlichen Feuchtigkeitsbefall und infolgedessen Schimmel. Vogelkot zeugt zudem von Tauben, die sich durch offene oder beschädigte Fenster im Haus einnisten konnten.
Immobilie bleibt ein Problemfall – Stadt Dortmund soll Druck auf Eigentümerin und Verwaltungsgesellschaft ausüben
Auch, wenn die tatsächlichen (bau-)ordnungsrechtlichen Eingriffsmöglichkeiten der Stadt Dortmund in diesem Falle begrenzt sein mögen, erwarten der Planerladen e.V., der Mieterverein Dortmund und Umgebung e.V. und Bodo e.V. von den zuständigen Stellen, Eigentümerin und Hausverwaltung mit größtmöglichem Nachdruck an die gemachten Versprechungen und ihre Eigentümerpflichten zu erinnern. Zudem stellen sich mit Blick auf die erklärtermaßen stetig schrumpfende städtische „Problemhaus-Liste“ einige Fragen: Ist die Mallinckrodtstraße 317 von der Liste gestrichen? Wenn ja: Reichte die Abwesenheit der früheren Bewohner aus, um von der Liste gestrichen zu werden? Genügen öffentlichkeitswirksam vorgetragene Versprechungen des Eigentümers (egal, ob sie eingehalten werden oder nicht!), um eine Immobilie nicht mehr als problematisch zu betrachten?
„Sündenbock“-Strategie
Das Haus Mallinckrodtstraße 317 ist ein mehr als deutliches Beispiel dafür, wie Immobilien durch ausbleibende Investitionen und nicht fachgerechte Verwaltung soweit heruntergewirtschaftet werden, dass sie als Wohnort für Menschen in Frage kommen, die aufgrund von materieller Not oder diskriminierenden Zugangsbarrieren keine andere Wahl haben, als die dort herrschenden Zustände zu ertragen.
Dem Planerladen e.V., dem Mieterverein Dortmund und Umgebung e.V. und Bodo e.V. fehlt der Glaube daran, dass der Einzug von südosteuropäischen Zuwanderern tatsächlich eine bereits geplante Investition in die Immobilie lediglich verzögert hat. Vielmehr verstärkt sich der Eindruck, dass hier ein Sündenbock gefunden wurde, dessen Auftauchen zwar Symptom, nicht aber Ursache eines strukturellen Problems dieses Hauses und anderer Immobilien in der Nordstadt ist.
Autor:Tobias Scholz aus Dortmund-City |
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