Dortmund kontrolliert zum Corona-Schutz Hochzeiten und will Fallzahlen vorm nächsten BVB-Heimspiel abwarten
Inzidenz bei 17-18 im Gegensatz zu anderen Städten
Angesichts in Dortmund bekannter springender Corona-Fallzahlen, während im Umkreis die Infektionszahlen steigen, beschäftigte sich heute der Verwaltungsvorstand mit den Themen Inzidenz und Tests, Hochzeiten und Fußball sowie Weihnachtsstadt und Bordellen.
Die europaweit verschärfende Situation und Reisewarnungen haben den Dortmunder Corona-Krisenstab zusätzlich sensibilisiert. Von einem anspringenden Inzidenz-Wert, der bei 17 bis 18 positiven Corona-Tests in der vergangenen Woche pro 100.000 Einwohnern lag, sprach Oberbürgermeister Ullrich Sierau bei der Pressekonferenz im Rathaus. Dies sei eine Verdopplung gewesen. Andere Städte wie Hamm liegen aktuell bei 70, Gelsenkirchen bei 44 . Auch wenn Dortmund im Gegensatz zu anderen Städten nicht so stark betroffen ist, mahnt Sierau: "Wir müssen gucken, wie wir das eingedämmt bekommen, bei einem Fußballspiel, wo Leute nicht nur aus Dortmund, sondern auch aus der Region kommen, müssen wir sehen, dass wir in Abhängigkeit der Inzidenz schauen, von woher die Zuschauer kommen", kündigte er morgen ein Gespräch der Arbeitsgruppe an.
Abwarten vorm nächsten Heimspiel
Das Konzept des BVB habe sehr gut funktioniert, sagte er mit Rückblick auf das erste Heimspiel des BVB mit Fans in der Pandemie am Wochenende. Es habe nur an einer Stelle vorm Stadion etwas Gedränge geben, das werde nachjustiert. Für das nächste Heimspiel am 3. Oktober gelte, wenn die Inzidenzen hochgehen, sei dem Spiel mit zuschauenden Fußballfans ein Riegel vorgeschoben und zwar von Land und Bund. "Wir warten die Woche ab und positionieren uns am Montag gegenüber dem Verein und bleiben im Gespräch", fügt Sierau hinzu.
Wie wichtig die Zahl positiver Coronatests im Verhältnis zur Einwohnerzahl ist, betont Krisenstabsleiterin Birgit Zoerner: "Die Vorgaben aus Düsseldorf sagen, dass ab 35 und ab 50 Konsequenzen folgen müssen." Beide Werte beziehen sich auf die Summe der bekannten Infektionsfälle in einer Woche pro 100.000 Einwohner. "Das hieße 30 Infektionen am Tag oder 43", rechnet Zoerner zum Inzidenzwert vor, " Und am Wochenende hatten wir am Freitag 27, am Samstag 28 und am Sonntag 10 und am Montag 13 Fälle."
"Gründe sind eher private Feiern"
Und sie kennt auch die Gründe in den Städten mit hohen Fallzahlen: "Es sind eher private Feiern."
In der Gastronomie habe es in Dortmund keinerlei Fälle gegeben.
In Gelsenkirchen und Hamm werden Obergrenzen für private Feiern und Zusammenkünfte festgelegt, denn dies seien Dinge gewesen, die die Zahlen nach oben getrieben hätten.
Und Birgit Zoerner sagt auch, warum in der Pandemie die Infektionszahlen gering zu halten, so wichtig ist: "Ziel ist, dass wir die Nachverfolgung das an einem Tag abschließen und die Maßnahmen getroffen haben." Ab einem bestimmten Punkt sei dies nicht mehr zu schaffen, von einer Gesundheitsbehörde. Und mögliche Infizierte können nicht mehr schnell gewarnt werden und das Virus weiter verbreiten. "Wir leben infektiologisch auf einem hohem Niveau, aber wir können das Geschehen nach der Aufstickung abarbeiten", sagt Dr. Frank Renken, Leiter des Gesundheitsamtes.
Renken: Sprunghafte Entwicklung
Die Entwicklung der Corona-Fälle nennt er sprunghaft. Es scheine so zu sein, dass wohl doch die Zahl der Rückreisenden deutlich höher gewesen ist, als die Zahl, die sich hat testen lassen oder in Quarantäne gegangen ist. "Wir hatten nicht nur viele Meldefälle, sondern auch die höchste Zahl an Tests und das lag wohl auch an Holland, wo einige Gebiete zu Risikogebieten erklärt wurden. Bei weit über 300 Testungen am Tag mussten wir dann Menschen aus anderen Städten abweisen", berichtet Renken von der Teststelle.
Hochzeit nicht in Dortmund
Nach vielen positiven Coronatests in Hamm nach einer Hochzeit stellt Birigt Zoener klar, dass die Hochzeit nicht in Dortmund stattgefunden habe. Laut Oberbürgermeister Sierau soll eine Hochzeit an drei Orten gefeiert worden sein. "Wir haben mit Hamm über Hochzeiten gesprochen in dem Zusammenhang. Hamm hat uns versichert, dass die Hochzeit nicht in Dortmund stattgefunden hat", sagt die Leiterin des Krisenstabes. Von drei Dortmunder Hochzeitsfeiern berichtet Ullrich Sierau. Nur bei einer habe es vom Ordnungsamt Beanstandungen gegeben, die bei einer zweiten Kontrolle umgesetzt worden waren. "Wir informieren noch mal schriftlich die, die ihre Räume zu Verfügung stellen, was geht und was nicht geht", sagt Sierau. Jetzt wieder feiern zu dürfen, führe und verführe dazu, dass Sensibilität bei einer Hochzeit runtergefahren wird.
Alle wollen das Brautpaar umarmen
"Auch am Rathaus nach der Trauung, dann kommen Freundinnen und Freunde und die nehmen sich in den Arm, denn es ist ja schließlich der größte Tag im Leben. Alle wollen die Braut und den Bräutigam in den Arm nehmen und dann bleibt, der Tag aus ganz anderen Grünen in Erinnerung und das muss kein schöner sein", sagt Sierau.
Doch Verbote seien auch eine Frage der Verhältnismäßigkeit, das haben Gerichtsurteile zu Quarantäneanordnungen in Dortmund gezeigt. "Wir haben noch immerhin gute Werte, doch das kann über Nacht gehen. Das steigt exponentiell und kann ganz schnell nach oben gehen", warnt das Stadtoberhaupt, "wir sind Situation ausgesetzt, die für uns nur noch im überschaubaren Umfang zu steuern sind." Und berichtet wird auch von Hochzeiten mit Listen, worauf Tarzan und Superman stehen. Da werden Behörden verhöhnt, die die Pandemie in Grenzen halten wollen "und hinterher heißt es: Da hat die Stadt nicht aufgepasst."
Weihnachtsmarkt wird geplant
Der Schutz vor dem Virus war auch Thema beim Arbeitstreffen der Verwaltung mit den Schaustellern: Mit Patrick Arens von der Weihnachtsstadt stellen die Dezernenten ein Konzept für den Advent in der City auf. Die Weihnachtsstadt 2020 wird anders aussehen, als zuvor mit einem Weihnachtsmarkt auf dem Hansaplatz und auf dem Altem Markt und wahrscheinlich großzügig aufgestellte Verkaufshäuschen auf der Kampstraße, die deutlich weit auseinander aufgebaut werden und die Freiflächen in der City mit mit einbeziehen. " Unsere Dortmunder Schausteller sind Vorreiter und Impulsgeber für die Landesregierung", berichtet Ordnungsdezernent Norbert Dahmen von der Planung. Denn ihm ist es wichtig, dass Dortmund etwas sicheres veranstaltet, damit die Menschen nicht irgendwann ihre eigenen Veranstaltungen machen.
Tisch zum Glühweintrinken vorher buchen
"Das setzt voraus, dass die Zahlen nicht so steigen, wie in andern Städten", stellt er zu den Weihnachtsmarktplänen klar. Am Hansaplatz kann er sich Jägerzäune als Abgrenzung vorstellen und Buden, die so gestellt werden, dass ein vernünftiges Eingangs- und Ausgangskonzept mit nicht so vielen Zäune machbar sei. Sitzplätze und Tische können vorab gebucht werden. "Auf dem Alten Mark wird es möglich sein, dass man Platz innen so nutzt, dass man keine Zäune braucht", so Dahmen, das werde gemeinsam mit den Gastronomen dort geplant. An der breiten Kampstraße kann auf die Erfahrungen von FunDomio zurückgegriffen werden. Eine Umzäunung auf den Plätzen werde als räumliche Abtrennung sichergestellt.
Auch Bordell kontrolliert
Und zum Thema Coronaschutz und Kontrollen fügt Norbert Dahmen hinzu: "Wir haben am Samstag nicht nur das Spiel kontrolliert sondern auch die Anwesenheitslisten in Bordellbetrieben." Und es werde vom Ordnungsamt weiter kontrolliert, nicht jeden Tag, aber spontan.
Autor:Antje Geiß aus Dortmund-City |
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