Gauck überreicht Umweltpreis an Stromrebellin und Firmengründerin - schönes Beispiel für die Kommunalisierung der DEW21
Ursula Sladek, Vorstand der Netzkauf EWS eG und Mitbegründerin der Elektrizitätswerke Schönau (EWS), wird 27 Jahre nach dem GAU von Tschernobyl mit dem Deutschen Umweltpreis 2013 der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) ausgezeichnet. Der höchst dotierte Umweltpreis Europas wird am 27. Oktober von Bundespräsident Joachim Gauck in Osnabrück übergeben. Sladek versteht den Preis auch an Ansporn für alle Atomkraftgegner und Energiewende-Engagierten sich für eine ökologische und dezentrale Energieversorgung einzusetzen.
Der Generalsekretär der DBU, Dr.-Ing. E. h. Fritz Brickwedde, würdigte die Preisträgerin bei der heutigen Bekanntgabe mit den Worten: „Ihr Mut und ihre Tatkraft sind ein außergewöhnliches Beispiel für das Gelingen der Energiewende vor Ort. Aus einer Bürgerinitiative in Schönau gründete sie den ersten Ökostromanbieter Deutschlands und lebt die Vision einer dezentralen und umweltfreundlichen Energieversorgung. Von Anfang an setzte sie auf eine enge Zusammenarbeit mit den Bürgern und beweist, dass man sich gemeinsam auch gegen eigentlich übermächtige Groß-Energieversorgungsunternehmen durchsetzen und einen ökologischen Wandel bewirken kann. Das macht sie zu einem gesellschaftlichen Vorbild.“
„Abkehr von einseitiger Unterstützung zentraler Konzernstrukturen“
Ursula Sladek bedankte sich herzlich für die ehrenvolle Auszeichnung, die aus ihrer Sicht nicht nur ihrer Person, sondern vielen Menschen in ganz Deutschland gilt, die sich für eine Energie-Wende in Bürgerhand engagieren: „Der Deutsche Umweltpreis ist natürlich eine richtig tolle Auszeichnung für mich und die EWS – aber auch für alle Atomkraftgegner und Energiewende-Engagierten. Er ist zugleich eine Aufforderung weiterzumachen und ein starkes Signal an die Politik. Ich hoffe, dass das dort auch so verstanden wird.” Von der Politik erwartet sich die Preisträgerin des Deutschen Umweltpreises im Wesentlichen drei Dinge: eine ehrliche und konsequente Umsetzung der Energiewende, die Abkehr von der einseitigen Unterstützung zentraler Konzernstrukturen und eine verlässliche Planungs- und Investitionssicherheit für eine zukunftsfähige Energiewirtschaft. „Hauptziel unserer Arbeit bei den Elektrizitätswerken Schönau ist es", so Ursula Sladek, „einen Umbau der Energiewirtschaft herbeizuführen: weg von zentralistischen Strukturen und hin zu dezentralen Strukturen, denn die Energiewende setzt einen solchen Umbau voraus. In diesem Sinne arbeiten die EWS in ganz Deutschland eng mit Genossenschaften, Kommunen und Bürgerinitiativen vor Ort zusammen: zum Beispiel in Berlin, Stuttgart, Titisee-Neustadt und vielen
anderen Orten. Dieses Engagement wollen wir auch in Zukunft weiterführen und verstärken. Denn die Zukunft der Energie gehört in Bürgerhand.”
Tschernobyl-GAU, zwei Bürgerentscheide, ein langer Gerichtsprozess
Die Geschichte der EWS beginnt 1986 mit dem GAU von Tschernobyl. Damals gründete sich eine Bürgerinitiative, die Stromsparaktivitäten initiierte, Erneuerbare Energien und Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen finanzierte. Als der Energieversorger vor Ort die Aktivitäten der Schönauer Energie-Initiativen immer wieder behinderte, entstand die Idee, das eigene Stromnetz zu kaufen, um die Idee einer ökologischen Energieversorgung selbst umsetzen zu können. Ursula Sladek erinnert sich: „Das war ein langer Kampf: Sieben Jahre, zwei Bürgerentscheide und einen langen Gerichtsprozess mussten wir durchstehen – aber 1997 war es dann so weit: Das Stromnetz war in Bürgerhand. Heute hat sich unser Netzgebiet vervielfacht, wir sind mit rund 140.000 Kunden einer der großen bundesweiten Ökostromanbieter, wir finanzieren natürlich weiterhin Erneuerbare Energien mit Bürgern vor Ort und unterstützen lokale Netzkauf-Initiativen in ganz Deutschland.”
Vorkämpferin für ökologische Bauprodukte zweite Preisträgerin
Ursula Sladek und die EWS gratulieren ganz herzlich der zweiten Preisträgerin des Deutschen Umweltpreises: „Es ist mir eine wahre Freude und Ehre, gemeinsam mit der erfolgreichen Erfinderin, nimmermüden Vorkämpferin für ökologische Bauprodukte und engagierten Unternehmerin Carmen Hock-Heyl den diesjährigen Umweltpreis zu erhalten."
Sladeks Preisgeld fließt in weiteren Ausbau
Das Preisgeld von 500.000 EUR wird unter den beiden Preisträgerinnen geteilt. Ursula Sladek will ihren Anteil im Wesentlichen für den Ausbau dezentraler genossenschaftlicher Strukturen verwenden - damit Strom- und Gasnet
ze in Bürgerhand gelangen. „So kann das Geld”, meint Ursula Sladek, „auch eine große gesellschaftspolitische Wirkung entfalten.”
Für die Kommunalisierung der Dortmunder DEW21
Der Preis sollte insbesondere auch die Dortmunderinnen und Dortmunder ermutigen ihre eigene Energieversorgung wieder in kommunale Hand zu legen und sie der RWE-Energiekrake zu entreißen. „Wir halten eine vollständige Kommunalisierung der DEW21 nicht nur für energiewirtschaftlich sinnvoll, sondern auch für finanzierbar“, argumentiert der Fraktionsvorsitzende Utz Kowalewski (LINKE). Alleine aus der Dividende an RWE läßt sich ein Erwerb der RWE-Anteile an der DEW refinanzieren - einschließlich der Tilgung. "Eine lokal gesteuerte Energieversorgung, gestützt auf dezentrale Erzeugung, kurze Netzwege und erneuerbare Energieträger, bietet sowohl ökologische als auch regional- und volkswirtschaftliche Vorteile. Für die Stadt und uns Verbraucher ist sie wirtschaftlicher als die Abhängigkeit von marktbeherrschenden, weltweit operierenden Großkonzernen, für die Arbeitsplätze nur Kostenfaktoren sind." so das Bündnis DEW-kommunal.
Ursula Sladek, die Stromrebellin aus dem Schwarzwald:
Sonntag, 27. Oktober 2013 um 11:00 -13:00 Uhr
Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU)
Livestream: Deutscher Umweltpreis 2013
Bundespräsident Joachim Gauck wird am Sonntag in Osnabrück den 21. Deutschen Umweltpreis der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) übergeben. Zu dem feierlichen Festakt am Sonntag in der OsnabrückHalle werden rund 1.500 geladene Gäste erwartet – darunter Physik-Nobelpreisträger Dr. Georg Bednorz, der ehemalige Ministerpräsident Brandenburgs, Matthias Platzeck, der Mitgründer und langjährige Kuratoriumsvorsitzende der DBU, Prof. Dr. Hans Tietmeyer, sowie die ehemaligen Umweltpreisträger Prof. Dr. Klaus Töpfer und Prof. Dr. Ernst Ulrich von Weizsäcker. Durch die Veranstaltung führt die TV-Moderatorin Katrin Bauerfeind.
Sonntag, 27. Oktober 2013 um 18:30 -19:00 Uhr
3sat, nano spezial
Sondersendung zum Deutscher Umweltpreis 2013
Den diesjährigen Deutschen Umweltpreis erhalten Carmen Hock-Heyl und Ursula Sladek aus den Händen von Bundespräsident Joachim Gauck bei einer feierlichen Preisvergabe am 27. Oktober in Osnabrück. Produkterfinderin und Unternehmensgründerin Carmen Hock-Heyl hat Dämmmatten aus dem nachwachsenden Rohstoff Hanf am Markt etabliert. Sie hat Ökologie und Ökonomie erfolgreich in Einklang gebracht, gesundes Bauen möglich gemacht und regionale Wirtschaftskreisläufe wiederbelebt", so der Veranstalter.
Die "Strom-Rebellin" getaufte Ursula Sladek hat 1986 nach dem Reaktorunfall von Tschernobyl eine Bürgerinitiative mit ins Leben gerufen, die sich für die Vision einer sicheren und wirksamen Energieversorgung einsetzt.
Mit ihrem Engagement habe Ursula Sladek gezeigt, dass die Beteiligung der Bürger ein maßgeblicher Faktor für ein Umsteuern in der Energiepolitik und im Klimaschutz ist, heißt es in der Begründung. Seit 1993 verleiht die unabhängige Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) den mit 500.000 Euro dotierten Umweltpreis. Der Preis würdigt Leistungen, die entscheidend und in vorbildhafter Weise zum Schutz und zur Erhaltung unserer Umwelt beigetragen haben, beziehungsweise in Zukunft zu einer deutlichen Umweltentlastung beitragen werden.
Autor:Carsten Klink aus Dortmund-Ost |
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